Frühwarnsystem für mögliche Dikegulac-Belastung

Ergebnisse für Grundwasser im Hessischen Ried

Im Jahr 1999 wurde der Produktionsprozess von Vitamin C, bei dem als Abfallprodukt Diacetonketogulonsäure – kurz Dikegulac anfällt, bereits von der Firma Merck im Kreis Groß-Gerau eingestellt. Trotzdem sind heute noch Auswirkungen der großen Mengen, die damals ins Abfallwasser gelangten, im Grundwasser nachweisbar. Nun liegen Ergebnisse einer Modellierung zur Dikegulac-Konzentration im Grundwasser vor, zudem ist ein Überwachungsprogramm für Brunnen geplant, teilte das Hessische Umweltministerium mit.

Das Dikegulac im Grundwasser des Hessischen Rieds kann für Betriebe, die eine Bewässerung nutzen, zum Problem werden. Nun soll ein Frühwarnsystem etabliert werden.

Foto: agrarfoto

In den vergangenen Monaten wurde eine Modellierung durchgeführt, um die Dikegulac-Konzentrationen im Grundwasser des Hessischen Rieds besser abschätzen zu können. Anlass dafür waren erhöhte Dikegulac-Werte in Spinat Ende des Jahres 2018 bei einem landwirtschaftlichen Betrieb im Kreis Groß-Gerau.

Bei diesen Modellierungen lagen die Werte an keiner Stelle über dem Trinkwasser-Leitwert von 1 000 Mikrogramm/l. Der Vorsorgewert von 50 Mikro­gramm/l wurde in fünf der insgesamt 45 untersuchten Grundwasserproben überschritten.

Konzentration sinkt kontinuierlich

Zukünftig werden die Konzentrationen weiter durch Verdünnung abnehmen, auch wenn diese durch die Trockenheit in den letzten Jahren verzögert abläuft. Von den insgesamt seit den 1940er Jahren über das Abwasser emittierten 7 600 Tonnen Dikegulac, befinden sich aktuell noch etwa 94 Tonnen im Grundwasser. Die Dikegulac-Konzentration im Grundwasser wird bis zum Jahr 2050 zudem circa einen Kilometer weiter in Grundwasserfließrichtung abströmen.

Dennoch könne es bei einzelnen Brunnen, welche zur Bewässerung der Felder genutzt werden, zu einer Überschreitung des Vorsorgewertes von 50 Mikro­gramm/l kommen. Zur Einhaltung des Minimierungsgebotes sollte bei diesem Wert das Grundwasser nicht unmittelbar für die Bewässerung beim Lebensmittelanbau oder zum Tränken von Tieren verwendet werden, erklärte Umweltministerin Priska Hinz.

Überwachungsprogramm als Frühwarnsystem

Um die Aussagen der Modellprognosen fortlaufend zu überprüfen, wird durch das Land ein Ãœberwachungsprogramm an ausgewählten Grundwassermessstellen etabliert. „Die Modellierung und die weiteren Messungen ermöglichen damit ein Frühwarnsystem für die landwirtschaftlichen Betriebe.

Die Beregnungsverbände wurden durch das Umweltministerium über die Ergebnisse informiert. Bei der Beprobung der Brunnen werden die Landwirtinnen und Landwirte bei Bedarf unterstützt. „Sollte dort der Vorsorgewert überschritten werden, helfen wir dabei, alternative Wasserressourcen und technische Lösungen für die Bewässerung zu finden“, ergänzte Hinz.

Die Studie ist unter dem folgenden Link einsehbar: umwelt.hessen.de/sites/defa....

LW – LW 13/2021