Fünf Neulinge belegen Interesse der Züchter

Landessortenversuche Sommerweizen 2017

Die Anbauflächen von Sommerweizen liegen in der Regel in Rheinland-Pfalz unter 2000 ha. Bereitet allerdings die Aussaat von Winterungen Probleme oder es kommt zu Auswinterung bei Wintergetreide, so steigt die Anbaufläche sprunghaft an. Meist ist es dann ein Problem, überhaupt an Saatgut gängiger Sommerweizensorten zu kommen. Über das Leistungspotenzial dieser Sorten berichten Dr. Albert Anderl und Marko Goetz vom DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück in Bad Kreuznach.

Die Weizenzüchter haben sich noch nicht vom Sommerweizen verabschiedet, so dass im diesjährigen Sortiment neben vier bereits mehrjährig geprüften Sorten auch fünf Neulinge zu finden sind, vier davon im E-Segment. Leider konnte sich Rheinland-Pfalz 2017 nicht mit einem Versuch in die Sortenprüfung einbringen, so dass die Ergebnisse 2017 von zwei Versuchen aus Hessen und von einem Versuch aus Baden-Württemberg stammen. 2018 wird sich aber Rheinland-Pfalz auch wieder mit einem Versuch beteiligen.

Witterung egalisierte Fungizideinsätze

Im Mittel der Versuchsstandorte wurden 2017 in der extensiven Stufe 1 78,3 dt/ha und 79,1 dt/ha in der behandelten Stufe (Tabelle 1, Spalte 2017) geerntet. Der Fungizideinsatz hat somit 2017 kaum zu einer Ertragssteigerung geführt. 2016 brachte dagegen der Fungizideinsatz 13,5 dt/ha Ertragsabsicherung. Die trockene Witterung von März bis Juni ließ keinen wesentlichen Befall durch Krankheiten zu. Ertraglich konnten 2017 die Sorten KWS Mistral (A), Servus (A) und Cornetto (A) überzeugen. Quintus (A) und Licamero (A) erreichen ein mittleres Niveau. Die E-Sorten fallen im Vergleich mit den A-Sorten mehr oder weniger stark ab. Dieses Bild wiederholt sich auch in den mehrjährigen Ergebnissen 2013 bis 2017. Hier fließen auch noch die Ergebnisse von drei voran gegangenen Wertprüfungsjahren mit ein. KWS Mistral bleibt an der Spitze jetzt vor Licamero und der erst einjährig im LSV geprüften Sorte Servus. Es folgen die bisherigen Empfehlungssorten Cornetto und Quintus. Von den E-Sorten kann KWS Sharki noch aufschließen.

Sortenempfehlungen für die Aussaat 2018

Die Tatsache, dass die A-Sorten doch mittlerweile auch bei Sommerweizen ein höheres Ertragsniveau aufweisen als die E-Sorten führt dazu, dass die Sortenempfehlung diesen Umstand auch berücksichtigt. Der Anbau von E-Sorten müsste entsprechend preislich honoriert werden. Davon abgesehen spielt die Sortenfrage gerade in Jahren mit starker Nachfrage nach Sommerweizensaatgut eine untergeordnete Rolle. Hier ist oftmals entscheidender, überhaupt noch Sommerweizen-Saatgut zu bekommen. Für die Aussaat 2018 zeichnet sich eine solche Situation ab, da im Norden Deutschlands aufgrund sehr nasser Böden weniger Winterweizen ausgesät werden konnte. Für den Konsumanbau 2018 werden für Rheinland-Pfalz weiterhin die A-Sorten Cornetto und Quintus empfohlen. In Tabelle 2 sind die Eigenschaften ausgewählter Sorten aufgelistet. Cornetto (Zulassungsjahr 2013) zeigt nach dem sehr guten Abschneiden in den beiden ersten Prüfjahren und den nur knapp unterdurchschnittlichen Erträgen im Jahr 2016 diesjährig wieder eine durchschnittliche Leistung. Mehrjährig liegt die Sorte deshalb bei intensiver Bestandesführung ebenfalls im Mittelfeld des Sortiments. Hinsichtlich der Qualität ist Cornetto als A-Weizen eingestuft und kann mit hohen und stabilen Fallzahlen aufwarten. Während die sehr hohen Tausendkorngewichte überzeugen, fallen die Rohproteingehalte mit Note 6 etwas schwächer aus. Die später abreifende Sorte (BSA-Note 6) verfügt bei kurzem Wuchs über eine gute bis mittlere Standfestigkeit. Hervorzuheben ist die sehr geringe Mehltauanfälligkeit. Für die anderen Krankheiten liegen aber nur mittlere Resistenzen vor. Die Anfälligkeit für Ährenfusarium liegt in einem geringen bis mittleren Bereich (BSA-Note 4). Die Sorte ist begrannt und es besteht eine Eignung zur Aussaat als Wechselweizen.

Quintus (Zulassungsjahr 2013) liegt in der behandelten Variante in etwa auf dem Ertragsniveau von Cornetto, kann aber in der unbehandelten Stufe deutlich bessere Ergebnisse als Cornetto vorweisen. Hier machten sich in den Vorjahren die hervorragenden Resistenzen bei Gelb- und Braunrost (BSA-Note jeweils 2) bemerkbar. Auch die sehr gute Toleranz gegenüber Ährenfusarium (BSA-Note 3) ist hervorzuheben. Dagegen ist die Anfälligkeit für Mehltau (Note 6) zu beachten. Die Fallzahl mit Note 6 bei mittlerer Stabilität weist darauf hin, dass rechtzeitig gedroschen werden muss. Beim Rohprotein schneidet die Sorte besser ab als Cornetto und weist sehr hohe Sedimentationswerte (Note 9) auf. Auch diese Züchtung ist zur Aussaat als Wechselweizen geeignet und weist Grannen auf. Weitere Sorten: Die nunmehr dreijährig geprüfte A-Sorte Licamero (Zulassungsjahr 2015) ist eine ertragsstarke A-Sorte, deren Qualität mit guten Rohproteingehalten und sehr hohen Sedimentationswerten beschrieben wird. Die nur durchschnittlich stabilen Fallzahlen sind mit Note 5 niedrig eingestuft. Gegen wichtige Blattkrankheiten ist Licamero vergleichsweise gering anfällig, wobei allerdings eine deutliche Schwäche bei Braunrost (Note 7) besteht.

Die besten Ertragsleistungen der letzten Jahre liefert KWS Mistral (A-Qualität), die nunmehr zweijährig in den Landessortenversuchen geprüft ist. Die Sorte kann auch in der unbehandelten Stufe sehr gut überzeugen und nimmt dort ebenfalls den Spitzenplatz ein. Die Sorte fällt bei Abreife und Standfestigkeit nicht negativ auf. Hinsichtlich Krankheiten ist Blattseptoria zu beachten. Ansonsten liegen gute bis mittlere Resistenzen vor. Der Rohproteingehalt liegt mit Note 7 auf dem Niveau der anderen A-Sorten und auch hinsichtlich Sedimentation werden sehr gute Werte erreicht. Die weiteren Sorten (überwiegend E-Qualität) standen erst im ersten Prüfjahr. Hier müssen noch weitere Versuchsergebnisse in den nächsten Jahren abgewartet werden.