Für den Bauern bleibt immer weniger im Geldbeutel

Handel erzielt weiter Rekordgewinne

Auch im Landkreis Südwestpfalz haben die Landwirte Zukunftssorgen. Steigende Kosten, strengere Auflagen und teils niedrige Preise machen ihnen das Leben schwer. Uwe Bißbort, BWV-Kreisvorsitzender von Pirmasens-Zweibrücken, ging auf der gut besuchten Vertreterversammlung des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd (BWV) zu Beginn letzter Woche in Niederhausen auf einige Probleme ein.

Ein schweres Jahr 2024 liegt hinter den Bauern in der Südwestpfalz (v.l.) BWV-Präsident Eberhard Hartelt, Landrätin Susanne Ganter und BWV-Kreisvorsitzender Uwe Bißbort.

Foto: Dressler

Ein so nasses Jahr wie das Jahr 2024 habe er noch nicht erlebt, sagte der Ferkelerzeuger und Ackerbauer aus Windsberg. In seinem Heimatort seien mehr als 1 500 Millimeter Niederschlag gefallen. Das habe beispielsweise am Schwarzbach in Contwig zu einem Jahrhunderthochwasser geführt.

Zuschüsse reichen nicht für das Grünland aus

„Um ordentliche Gewinne erzielen zu können, reichen die Zuschüsse für das Grünland nicht aus“, so Bißbort weiter. Die Erhaltung und eine Umwandlung von Ackerland mache nur Sinn, wenn der Aufwuchs verwertet werden könne. Die Anzahl der Rinder, Schafe und Ziegen nehme jedoch kontinuierlich ab, unter anderem wegen den immer weniger werdenden Schlachtstätten, der Wirtschaftlichkeit und den Rahmenbedingungen. Die Verwertung in Biogasanlagen laufe derzeit gegen die Wand, weil man in Berlin noch immer nicht kapiert habe, dass die Anlagen wichtig seien, um das Stromnetz zu stabilisieren.

Hinsichtlich der staatlich geförderten Initiative für mehr Tierwohl käme man mit den finanziellen Mitteln nicht hin, sagte der Kreisvorsitzende. „Wir Bauern sind darauf angewiesen, dass die Verbraucher im Laden dafür auch mehr Geld ausgeben. Aber selbst wenn sie dies täten, kommt bei den Landwirten immer weniger an“, ärgerte sich Bißbort. Der Handel weite seine Spanne immer mehr aus.

Der Präsident des BWV, Eberhard Hartelt, machte in seinem Gastreferat „Neue Regierung? Neue Agrarpolitik?“ den Landwirten Hoffnung. In Berlin würden mit der Bundestagswahl die Weichen neu gestellt. Rein rechnerisch wäre eine parlamentarische Mehrheit für die Agrardiesel-Rückerstattung und Abschaffung der Stoffstrombilanz denkbar. Hoffnung könne der Berufsstand auch auf den neuen EU-Kommissar für Landwirtschaft und Ernährung, Chris­tophe Hansen, in Brüssel setzen. Laut dem Luxemburger sollen die GAP-Gelder künftig zu den Landwirten gehen, die sie am meisten benötigen.

Für Rheinland-Pfalz kündigte der Umweltschutzbeauftragte des Deutschen Bauernverbandes ein richtungweisendes Projekt mit den Naturschutzverbänden an. Regionale Kooperativen nach dem niederländischen Modell sollen Maßnahmen hinsichtlich des Naturschutzes, beispielsweise Artenschutz und Klimamaßnahmen koordinieren. Bei der Zusammenarbeit werde man grundsätzliche Positionen im Pflanzenschutz aber nicht aufgeben. So müsse der neue Schädling Schilfglasflügelzikade bekämpft werden, damit die Zuckerrüben- und Kartoffelernte in der Pfalz nicht ausfällt.

Zurzeit seien die Hauptamtlichen des BWV in allen Geschäftsstellen stärker in den Geschäftsbetrieb eingebunden, denn für die im August 2024 verstorbene Hauptgeschäftsführerin Andrea Adams suche man noch immer eine geeignete Nachfolge mit land-, weinbau- und betriebswirtschaftlichen Kenntnissen sowie einem ausgeprägten Politikverständnis.

Artur Dressler – LW 9/2025