Für mehr Regionalität in der Produktwahrnehmung sorgen

Informationsabend des RBV Starkenburg in Mossautal

Ende November hat der Regionalbauernverband Starkenburg (RBV) eine Informationsveranstaltung durchgeführt. Über das Thema „Echt Hessisch: Mit Regionalität bei den Verbrauchern punkten“ sprach Peter Klingmann, Geschäftsführer der MGH „Gutes aus Hessen“ GmbH in Mossautal im Odenwaldkreis.

Der Vortrag führte zu einer regen Diskussion. Das Foto zeigt den RBV-Ehrenvorsitzenden Walter Schütz im Gespräch mit dem Odenwälder Landrat Frank Matiaske und dem RBV-Vorsitzenden, Dr. Willi Billau.

Foto: Kirsten Sundermann

Die Veranstaltung hatte der RBV für interessierte Landwirte insbesondere aus den Kreisen Bergstraße und Odenwald organisiert. Hauptaugenmerk lag auf den Vortrag „Echt hessisch: Regional auf dem Vormarsch.“

Vertrauen aufzubauen, kostet viel Zeit und Geld

Klingmann ging darauf ein, dass der Begriff „Regionalität“ in der Verbraucherwahrnehmung an Bedeutung gewinnt. Eine neue Studie zeige, dass Verbraucher durchaus darauf achten, wo die angebotenen Lebensmittel produziert wurden und über 80 Prozent bewusst zu Waren greifen, die „aus der Region“ kommen. Käufer seien auch bereit, dafür mehr zu bezahlen als für anonyme Produkte. Jedoch seien Begriffe wie „Region“ oder „Heimat“, die auf Etiketten häufig verwendet wer­den, oft schwammig und gesetzlich nicht geschützt. In dieser Beziehung werde „getrickst“ und gelegentlich sogar schlichtweg gelogen. Beim Einkauf regionaler Lebensmittel sei es deshalb ratsam, immer genau zu fragen, wofür die Angabe „regional“ eigentlich steht. Für 28 Prozent der Verbraucher bildet der Landkreis die Region, für knapp ein Viertel (23 Prozent) ein Bundesland. Um Vertrauen aufzubauen in eine Regionalmarke, die diesen Namen auch verdient, braucht es Zeit und Geld, weiß Klingmann.

Peter Klingmann, Geschäftsführer der MGH Gutes aus Hessen GmbH.

Foto: Kirsten Sundermann

Neue Vertriebswege und Strategien entwickeln

Die Marketinggesellschaft sei mit ihrem Logo „Geprüfte Qualität Hessen“ hier auf einem guten Weg. Lag der Umsatz der Lebensmittel mit diesem Zeichen 2010/11 noch bei 172,55 Mio. Euro, so steigerte er sich kontinuierlich und lag 2014/15 bereits bei 328,53 Mio. Euro. Eine ergänzende Initiative, nämlich die Aktionsgemeinschaft „Echt Hessisch“, soll diesen Erfolgstrend verstärken und im Sinne von Authentizität und Transparenz versuchen, Produzenten und Verbraucher noch intensiver miteinander in Berührung zu bringen. Daran mitarbeiten wollen unter anderem die Vereinigung hessischer Direktvermarkter (VHD), die Vereinigung Ökologischer Landbau in Hessen (VÖL) sowie die Regio Marketing GmbH. „Echt Hessisch“ soll dabei nicht als neue Marke propagiert werden, sondern stellt lediglich eine Vernetzungsplattform dar, mit dem Ziel, neue Vertriebswege und Strategien für Direktvermarkter zu entwickeln. Angedacht sind dabei Alternativen wie „Food Assembly“, die es bereits bundesweit gibt. Dabei bestellen die Verbraucher die Produkte der Landwirte online und holen diese auf den Wochenmärkten in der Stadt ab. Dadurch entsteht ein direkter Kontakt zwischen den beiden Gruppierungen, das Verständnis füreinander wächst. Vielversprechend sei auch der Einsatz von Regiomaten, also Verkaufsautomaten am Landwirtschaftsbetrieb, an denen sich die Verbraucher zu jeder Tageszeit und ohne Zwischenhandel frische Produkte einkaufen können. Zielführend könne es für Landwirte zudem sein, vermehrt verzehr- oder küchenfertige Gerichte anzubieten.

Regionalforen und Seminare für Direktvermarkter anbieten

Um die Produzenten mit all diesen Möglichkeiten vertraut zu machen, ist die Durchführung von „Regionalforen“ und Seminaren für Direktvermarkter geplant. Bei der folgenden Aussprache wies der Vorsitzende des Re­gionalbauernverbandes Starkenburg, Dr. Willi Billau, darauf hin, dass in Südhessen und vor allem im Hessischen Ried bereits jetzt rund ein Viertel der produzierten Lebensmittel direkt vermarktet würden, und dass der Anteil beim Spargelverkauf sogar bei 40 Prozent liege. Besonders wichtig bei einer erfolgreichen Direktvermarktung sei, dass die gesamte Familie dahinter steht, denn die Kunden suchten den Kontakt und die persönliche Ansprache des Verkäufers.

Rahmenbedingungen für Familienbetriebe nötig

Dr. Billau fasste das Ergebnis zusammen und stellte fest: „In Südhessen haben wir sehr erfolgreiche Familienbetriebe. Ihre Existenz ist aber durch den starken Flächenverlust und auch durch die ausufernden Auflagen und den wachsenden Bürokratieaufwand gefährdet. Die Verantwortlichen sollten bei Entscheidungen stets vor Augen haben, dass die vielseitige Landwirtschaft in Hessen nur erhalten bleibt, wenn auch die junge Generation Chancen hat, Einkommen zu erwirtschaften, um daraus eine Familie zu ernähren, sagte der RBV-Vorsitzende. Ein weiterer Vortrag folgte. Horst Neumann vom Energie-Dienstleister „Wattline“ sprach über Vorteile eines gebündelten Energieeinkaufes.

Sundermann – LW 50/2016