Geduld spielt beim Brennen eine große Rolle

Eröffnung der Brennsaison im Weingut Fritz Walter

Ende Oktober lud der Verband Pfälzer Klein- und Obstbrenner sowie der Verein Destillerie Pfälzer Edelbrand zur Eröffnung der Brennsaison zu Eckhard Walter nach Niederhorbach. Unter dem Namen Fritz Walter verbirgt sich seit 1832 keine Fußballdynastie, sondern die Familie Walter aus Niederhorbach, die seit jenen Jahren Landwirtschaft und Weinbau betreibt. Heute firmiert die Familie unter Weingut, Weinrestaurant und Weinhotel.

Zur Eröffnung der Brennsaison begrüßte der Vorsitzende des Verbandes der Pfälzer Klein- und Obstbrenner, Otto Hey (Mitte), die Gäste im Weingut Fritz Walter. Ökonomierat Norbert Schindler (r.) wies in seinem Grußwort auf die Edelbrandprämierung hin, die nun seit 20 Jahren durchgeführt wird. Dank ging an die Betriebsinhaber Christine und Eckhard Walter (l.).

Foto: Setzepfand

Dass die Eröffnung der Brennsaison auf dem Hof von Eckhard und Christine Walter stattfand, kann damit begründet werden, dass nun mit dem Verlust des Branntweinmonopols erstmals ab 1. Januar 2018 auch die Brände auf den freien Markt kommen und selbst vermarktet werden müssen. Das ist für Eckhard Walter kein Problem. Er sieht daher sehr gelassen auf den Jahreswechsel. Zum einen, weil er recht geringe Mengen von rund 1 000 l pro Jahr brennt, vor allem Trester, Williams, Mirabelle, Obst und Quitte – letzterer sei seine Leidenschaft. Und zum anderen, da die Brände im Weinrestaurant das i-Tüpfelchen für einen genussvollen hochwertigen Abend darstellen. Und im Darstellen ist Walter ein Profi. Bodenständig, ehrlich und geradlinig kommt er daher. Und wenn er anfängt zu erzählen, dann ist die Stimme zwar monoton, doch der Inhalt hat Tiefgang. So scheinen auch seine Produkte zu sein, wenn man den Broschüren glauben darf. Der 55-Jährige führt das Unternehmen seit 2008 mit seiner Frau, zuvor seit 1989 mit seinem Bruder Fritz. Auch der Vater heißt Fritz und gab dem Weingut den Namen. Die Weichen für die Direktvermarktung der Weine und Schnäpse sowie das Hotel legten die Eltern bereits. Sie begannen 1982 mit den ersten Gästezimmern sowie dem Verkauf in einer Weinstube. „Damals hat meine Mutter für die Gäste gekocht, wir vier Kinder waren immer eingespannt“, sagt Walter. Man hatte keine Angestellten.

Die alte Bausubstanz erhalten

Ganz anders heute: 2005 wurden die Gästezimmer zum Weinhotel, 2007 wurde die Weinstube zum Weinrestaurant. 2010 rundeten die Walters den Umbau mit einer Vinothek und Rezeption ab. Dabei wurde Wert auf die alte Bausubstanz gelegt, um das Bild nach außen stimmig zu halten. Der typische Vierkanthof aus Bruchsteinen mit Wirtschaftsgebäuden ist erhalten, nur sind eben kein Stall und keine Scheune vorhanden, sondern Büro, Vinothek, Weinrestaurant und Weinhotel mit neun Doppelzimmern, erklärt Walter. Der Betrieb beschäftigt rund 50 Mitarbeiter. „Denn wenn ich eines nicht wollte, dann ist es, dass die Kunden bei mir in der Küche sitzen, um Weine zu verkosten. Oder dass meine vier Töchter ständig auf dem Betrieb mithelfen müssen“, sagt Walter. Man gehe doch auch nicht eine Jeans kaufen und probiere diese in der Küche des Verkäufers und lasse sich von dessen Kindern die Länge abmessen. Das müsse nicht sein, das gehöre nicht zusammen.

Keine Familienarbeitskräfte nutzen

So wie die Familie nicht stets zum Betrieb gehöre. „Auch wenn ich da einer der Ersten war, die eine Vinothek einrichteten zum Verkosten und Verkaufen der Weine. Da musste ich mir viel anhören, heute ist das ganz normal“, so Walter, der nun 54 ha eigene Rebflächen bewirtschaftet und 20 ha in Regie. Zeitweise seien es über 100 ha gewesen, beschreibt Walter die Betriebsentwicklung, die seit 1999 steil nach oben führte mit dem Vertrieb über den regionalen Einzelhandel, wie Wasgau, Globus, Edeka, SBK oder Marktkauf. „Nun werde ich ruhiger. Es geht mir nicht mehr um die Quantität, sondern die Qualität. Auch gibt man sich so langsam mit weniger zufrieden. Dabei muss es vor allem auch Spaß machen“, resümiert Walter bei der Betriebsführung. Stolz sei er auf sein junges Küchenteam. Der Koch von 32 Jahren habe eine gute Mannschaft, die haben Spaß an ihrem Job. „Und genau das möchten wir die Gäste und Kunden spüren lassen. Das bedarf auch mal der Führung, doch es bedarf vor allem, Vertrauen zu schenken“, weiß Walter, dessen 21-jährige Tochter Lisa-Marie derzeit ein Auslandspraktikum in einem Betrieb mache und Weinbetriebswirtschaft studieren möchte. Seit 12 Jahren sei der Betrieb nun auch in der Gastronomie tätig, dreimal habe man schon beim Wettbewerb „So schmeckt die Südpfalz“ teilgenommen, nun wolle man bald das Weinhotel auf 25 Gästezimmer erweitern. „Wir brauchen hochwertige Gäste, die unsere Produkte und unsere Landschaft schätzen, von daher wäre es gut, wenn es noch mehr so Verrückte gäbe wie uns, die auch hochwertige Gästezimmer anbieten“, schließt Walter seine Führung.

In der Brennkammer arbeitet derweil der 36-jährige Philipp Büchler aus Eschbach. Er hat Weinbautechniker gelernt und hatte auch ein Ausbildungsjahr auf dem Betrieb Fritz Walter absolviert. Seither kommt er jährlich für zwei Monate auf den Betrieb, um einen Monat zu brennen und den zweiten Monat die Weine abzufüllen. Denn überwiegend bedient er die Lohnabfüllmaschine, die der Betrieb Fritz Walter mit zehn anderen Betrieben in der Region betreibt.

Die Qualität beginnt beim Sammeln der Früchte

„Insgesamt komme ich nun auf 19 Betriebe mit der Lohnabfüllmaschine, die ist gut ausgelastet und ich auch. Das Brennen ist eben in der Winterzeit noch eine Nebenbeschäftigung, die mir großen Spaß macht“, erklärt Büchler und bittet die Gruppe nun sich zu schleichen, da die alte Schlempe aus dem Kessel muss, um die neue Mirabellen-Maische einzufüllen. Walter erklärt, dass er das Brennen sehr schätze, aber ihm die Arbeit in der Brennkammer zu langweilig sei.

Er sei zuständig für die Qualität der Maische und deren Entwicklung. Und da sehe er durchaus Parallelen zum Weinbau. „Mein Großvater hat unter den Bäumen alles gesammelt, was nur zu holen war. Das machen wir heute nicht mehr. Auch hier wird auf gute Qualität geachtet, denn es ist die Basis für hochwertige Produkte.“

Büchler stimmt zu und ergänzt, dass beim Brennen darüber hinaus die Geduld eine große Rolle spiele. „Je langsamer der Schnaps ausläuft, desto weniger kratzt er im Hals, desto mehr Aromen sind in ihm enthalten.“

zep – LW 46/2017