Gemeinsam für den Mais

Optimierungs-Empfehlungen zum nachhaltigen Maisanbau

Am 1. November hatten der Arbeitskreis Ackerbau Homberg/Efze und das LLH zu einer Informations-Veranstaltung „Gemeinsam für den Mais“ eingeladen. Im Hotel am Stadtpark in Borken sollten auch angesichts des fortschreitenden Befalls mit dem Maiswurzelbohrer (MWB) Empfehlungen zur Optimierung des nachhaltigen Maisanbau erarbeitet werden.

Im Bild die Referenten (von links): Georg Mayerhofer, Marcel Döring, Michael Lenz, Frank Käufler und Jürgen Lütjens.

Foto: Adolf Lux

Der Vorsitzende des KBV Schwalm-Eder, Adolf Lux, begrüßte 55 Personen ‑ in erster Linie Milchviehhalter, Maisanbauer und Betreiber von Biogasanlagen aus ganz Nordhessen aber auch Vertreter der Pflanzenzüchtung des Pflanzenschutzes sowie Vertreter der Agrarverwaltung aus dem Schwalm-Eder-Kreis und dem Landkreis Kassel. Lux hob die besondere Leis­tungs­fähigkeit des Maises hervor. Als C4-Pflanze bringe er hohen Ertrag und sei dadurch besonders effizient und leistungsfähig in der Energieerzeugung. Darauf gründe seine Attraktivität für die Fütterung von Milchvieh und den Einsatz in Biogasanlagen.

Biogasanlagen liefern 3 Prozent des deutschen Stroms

2010 wurden in Deutschland laut Adolf Lux rund 1000 neue Biogasanlagen gebaut, für 2011 wurden etwa 500 neue Anlagen geplant. Bereits heute würden so 5 Mio. Haushalte mit Strom beliefert, das seien 3 Prozent des Stroms in Deutschland. In den letzten Jahren habe deshalb der Maisanbau im Schwalm-Eder-Kreis und im Landkreis Kassel kontinuierlich zugenommen. Der hier angebaute Mais werde in etwa zu gleichen Teilen für die Rindviehhaltung und die Versorgung der Biogasanlagen verwendet.

Mit der Zunahme des Maisanbaus sei aber auch die Kritik daran gewachsen. Sie beziehe sich auf die Monotonisierung des Landschaftsbildes sowie den zunehmenden Transportbedarf, die daraus resultierende Belästigung und die Folgewirkungen für das öffentliche Wegenetz. „Auch wird die Besorgnis geäußert, dass sich der Maisanbau nachteilig auf den Gewässerschutz, den Bodenschutz und die Artenvielfalt auswirkt sowie die Zunahme des Schwarzwildes begünstigt. Wie sind alle aufgerufen dieser Kritik wirksam entgegen zu treten. Hierzu sollen die Empfehlungen zur Optimierung des Maisanbaus dieser Veranstaltung ihren Beitrag leisten“, so Lux.

Frank Käufler, Berater des Arbeitskreises Ackerbau Homberg/Efze, stellte die Notwendigkeit hoher Naturalerträge aufgrund der besseren Effizienz Maises in den Vordergrund seiner Ausführungen. Der Maisanbau im Schwalm-Eder-Kreis und im Landkreis Kassel sei seit dem Jahr 2005 verdoppelt worden. „Neben ausreichender Anbaufläche brauchen die Landwirte hohe Erträge, um die Maisfläche effizient zu nutzen ‑ auch um die beiden Maisschädlinge Maiswurzelbohrer und Maiszünsler besser zu kontrollieren. Aus Sicht der Pflanzenbauberatung muss auch auf die Gefahren des zunehmenden Maisanbaus auf den folgenden Weizen wie dem steigenden Fusariumrisiko hingewiesen werden“, so Käufler.

Eingriff in die Fruchtfolgen durch die Politik verhindern

Erträge wie in diesem Jahr mit über 20 t/ha Trockenmasse seien nicht immer zu erwarten. Die Erntemengen müssten durch eine optimierte Produktionstechnik weiter gesteigert werden, gleichzeitig sei die Nachhaltigkeit zugewährleisten. Die Landwirtschaft beherrsche den Anbau einer Vielfalt von Kulturen, der Eingriff in die Fruchtfolgen durch die Politik – wie bereits in anderen Bundesländern diskutiert –solle unbedingt verhindert werden. „Neben den pflanzenbaulichen Herausforderungen erschweren jedoch Maiszünsler und Maiswurzelbohrer den Anbau“, so Käufler

Der westliche Maiswurzelbohrer nutze Verkehrsknotenpunkte, Logistik­zentren und Campingplätze als Transportmittel auf dem Weg nach Nordhessen. Die vielen Verkehrsknotenpunkte in Nordhessen böten optimale Möglichkeiten der Neubesiedlung eines in der Nähe gelegenen Maisschlages, so Käufler. Ebenso könne der Maiswurzelbohrer auf Wildäsungsflächen überdauern, was zur weiteren Vermehrung beiträgt.

Aktueller Stand der Anbaualternativen

Über den aktuellen Stand der Anbaualternativen berichtete Käufler: Auf Gunststandorten ist der Anbau von Grünroggen GPS gefolgt von Mais oder Sommergersten-, Hafer-GPS als Zweitfrucht nach Wintergerste zu überdenken. Erfahrungen von Dr. Neff, Eichhof, zeigten interessante Ansätze die Flächenproduktivität zu steigern. Eine saubere Grundbodenbearbeitung mit besten Aussaatbedingungen in Kombination mit der Düngung zur Saat sowie Unkraut- und Pilzbekämpfung machen die Zweit- jedoch zu einer Intensivkultur, die mit momentan schwankenden Trockenmasseerträgen von 3 bis 8 t/ha weiteren Prüfungen unterzogen werden muss. Die Substitution von Mais durch zusätzliche Kulturen erhöht nicht nur den Methanertrag auf bis zu 9000 m³/ha, sondern reduziert die Maisfläche was im Sinne der Nachhaltigkeit erneuerbarer Energien im Eigeninteresse eines jeden Landwirts liegt.

Durchwachsene Silphie , Sorghum, Szarvasi (Riesen-Weizengras) sind weitere Optionen, die ebenfalls geprüft werden müssen.

Über die Entwicklung des Maisanbaus und die seiner Schädlinge im Schwalm-Eder-Kreis seit 1974 bis heute berichtete Jürgen Lütjens vom LLH. Er zeigte, dass der Ertragszuwachs hinsichtlich Genetik und Pflanzenbau bei Mais deutlich höher liegt als bei Getreide. Dies weiterhin zu gewährleisten sei nur möglich, wenn der Anbau nachhaltig erfolge.

Neben dem Anbau von leis­tungs­fähigen Maissorten legte Lütjens großen Wert auf die inneren Qualitätsparameter, die nicht nur in der Fütterung der Rindviehhaltung, sondern immer mehr auch für die Leistungsfähigkeit von Biogasanlagen von hoher Bedeutung seien. Er rief in diesem Zusammenhang zu einer pflanzenbaulich wie ökologisch angepassten Stickstoff- und Grundnährstoffversorgung und zur Prüfung von Anbaualternativen wie Ganzpflanzensilage auf.

Michael Lenz vom Pflanzenschutzdienst Hessen führte aus, dass die Bedeutung von Schädlingen im Mais in den letzten Jahren hessenweit zugenommen hat. Dabei habe sich insbesondere der Maiszünslerbefall in Mittel- und Nordhessen deutlich ausgeweitet und Befallswerte von 2 bis 30 Prozent erreicht.

Maiswurzelbohrer-Auftreten hat weitreichende Konsequenzen

2011 wurde erstmals Befall durch den Westlichen Maiswurzelbohrer in Südhessen festgestellt. Da es sich bei diesem Schädling um einen Quarantäneschaderreger handelt, wurden Maßnahmen gemäß der EU-Richtlinie zur Bekämpfung des Maiswurzelbohrers getroffen. Welche Konsequenzen dies plötzlich auf den Maisanbau in einer Region nach sich zieht, wurde ausgiebig diskutiert.

Besonders betroffen sind demnach Betriebe, die viele Flächen innerhalb der sogenannten Befallszone haben. Dort darf zwei Jahre nach dem Befallsauftreten kein Mais angebaut werden. Die wirksamste und sicherste Bekämpfung des Maiswurzelbohrers stellt die Fruchtfolge dar. Dieser Aspekt wurde in den Vordergrund gestellt. Da sich der Maiswurzelbohrer in den nächsten Jahren weiter ausbreiten wird, ist es nur eine Frage der Zeit wann auch Maisanbaugebiete in Nordhessen davon betroffen sein werden.

Somit sollte man sich bei Biogasanlagen rechtzeitig mit dem Anbau alternativer Kulturen als Gärsubstrate beschäftigen und das meist Mais-lastige Anbaukonzept überdenken. Wesentlich schwieriger sind die Alternativen für Milchviehbetriebe im Falle eines Erstauftretens des Maiswurzelbohrers.

Im Rahmen der vorbeugenden Maiszünslerbekämpfung wurde die Stoppelbearbeitung durch Mulchen und Pflügen herausgestellt, die konsequent von allen Landwirten in einer Region durchgeführt werden sollte. Gleichzeitig wird dadurch die Rotte verbessert und damit das Fusariumpotenzial für die Folgekultur deutlich reduziert.

Betroffener Landwirt erläutert seine Erfahrungen

Aus Sicht eines betroffenen Landwirts aus einem Eingrenzungsgebiet erläuterte Georg Mayerhofer aus der Nähe von Passau seine Erfahrungen und Strategien im Kampf gegen den westlichen Maiswurzelbohrer.

Der in kupiertem Gelände auf schweren Tonböden Schweinemastbetrieb betreibt eine Biogasanlage. Der komplett in Mulchsaat bewirtschaftete Betrieb setzt auch durch Nutzung von Zwischenfrüchten auf eine pflanzenbauliche Lösung zur Eingrenzung von Maisschädlingen. Gleich zu Beginn seines engagiert vorgetragenen Berichts machte er deutlich, dass Landwirte auch gerufen sind, ihren Mitbürgern ein positives Bild vom Anbau der Energiepflanzen zu vermitteln. Im Betrieb Mayerhofer tragen Blühstreifen am Feldrand zu einer optischen Auflockerung des Landschaftsbildes bei, besonders an zu freizeitzwecken genutzten Feldwegen.

Seit 2007 müssen sich die Maisanbauer im Landkreis Passau mit dem Maiswurzelbohrer arrangieren. Durch Intervention von Ministerpräsident Horst Seehofer und dem Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes Sonnleitner wurde der Quarantäne-Status 2008 aufgehoben und ein Erlass einer neuen Allgemeinverfügung über Maß­nahmen zur Eingrenzung des Westlichen Maiswurzelbohrers beschlossen. Es folgte die Festlegung einer Eingrenzungszone nach Empfehlung der Kommission 2006/565/EG mit einer Ausdehnung von mindestens 10 km in die Befallszone und mindestens 30 km in die angrenzende nicht befallene Zone.

Auch Mayerhofer bestätigt den Effekt der Fruchtfolge als sinnvollste und umweltverträglichste Bekämpfungsmaßnahme gegen den Maiswurzelbohrer. Darüber hinaus sei – in Kombination mit ackerbaulichen Maßnahmen wie Mulchen und hoher Einarbeitungsqualität – ein schlagbezogener Fruchtfolgeanteil von 50 Prozent gut vertretbar.

Eigeninteresse und Nachhaltigkeit zusammenbringen

Ein Schwerpunkt, der sich durch alle Vorträge zog war der Hinweis auf eine optimale Zerkleinerung und Einarbeitung der Stoppel- und Stängelreste durch Mulchen. Das Mulchen ist die erste Pflicht eines jeden Maisanbauers‑ unabhängig davon, ob die Fläche gepflügt oder pfluglos bestellt wird. Schlegelmulcher mit y-Messern oder Hammerschlegel haben sich aufgrund ihrer hohen Zerkleinerungswirkung für diesen Arbeitsgang empfohlen. Dieser hohe Wirkungsgrad macht auch eine pfluglose Bestellung von beispielsweise Winterweizen möglich, was auch zur Reduzierung der DON-Gehalte im Weizen beiträgt.

Deutlich wurde auch: Weder geringe noch hohe Maisanteile an der Ackerfläche sind dafür entscheidend, wie nachhaltig der Maisanbau betrieben wird. In erster Linie trägt das Betriebsmanagement zur Nachhaltigkeit im Maisanbau bei. Eigeninteresse und Nachhaltigkeit sind keine Gegensätze

Initiative „Gemeinsam für den Mais“

Im letzten Teil der Tagung wurde die Initiative „Gemeinsam für den Mais“ durch Frank Käufler vorgestellt. In Anlehnung an die vom Bauernverband Schleswig-Holstein mit Landwirtschaftsministerium, Landwirtschaftskammer und anderen Institutionen in Schleswig-Holstein herausgegebenen Empfehlungen sollen Handlungsempfehlungen einen wichtigen Beitrag zur Optimierung des Maisanbaus leis­ten.

Diese durch zahlreiche Verbände, Anlagenbetreiber und Landwirte unterstützte Initiative soll die Nachhaltigkeit des Maisanbaus auch in der Region Nordhessen stärken. Hier einige Auszüge aus der freiwilligen Selbstverpflichtung:

  • Silomais soll in Selbstfolge vermieden werden, Anbaualternativen müssen geprüft werden. Ziel ist es, die benötigte Futtermenge und die benötigte Biomasse möglichst effizient und flächensparend – also mit hohen Erträgen – zu erzeugen.
  • Stoppelmanagement und Bodenbearbeitung sollen Rückzugsräume für Maisschädlinge reduzieren und die Ausbreitung von Getreidepathoge­nen wie Fusarien reduzieren.
  • Die Anlage von Blühstreifen soll zur optischen Auflockerung des Landschaftsbildes beitragen und den Dialog mit den Verbrauchern fördern.

Wer sich für den Maisanbau engagieren möchte, kann sich an folgende Adresse wenden: Arbeitskreis Ackerbau, Frank Käufler, Rudolf-Harbig Str. 4, 34576 Homberg/Efze, Tel.: 05681/7706-37 oder E-Mail: frank.kaeufler@kbv-schwalm-eder.de.

Arbeitskreis Ackerbau Homberg/Efze, LW