Gemeinsam für die Zukunft des regionalen Rübenanbaus

Jahreshauptversammlung zum 110-jährigen Bestehen

150 Teilnehmer aus Landwirtschaft, Verbänden, Industrie, Wissenschaft und Politik konnte der Verbandsvorsitzende Walter Manz zur diesjährigen Jahreshauptversammlung des Verbandes Hessisch-Pfälzischer Zuckerrübenanbauer in Undenheim begrüßen. Im Fokus der Veranstaltung stand aber nicht die Vergangenheit, sondern die Zukunft des Zuckerrübenanbaus in der Region.

Vorsitzender Walter Manz mit den Referentinnen der Versammlung Ingrid-Helen Arnold, Südzucker, und der rheinland-pfälzischen Landwirtschaftsministerin Daniela Schmitt.

Foto: Becker

„Gemeinsam erfolgreich für Rübe und Zucker“ – diesem Leitbild sei der Verband seit jeher verhaftet, erklärte Manz in seiner Begrüßungsansprache. Und deshalb habe man auch immer wieder ganz gezielt Zusammenschlüsse gesucht und forciert „in der festen Überzeugung, dass wir gemeinsam stärker sind“. Manz mahnte, dass diese gemeinsame Stärke heute mehr denn je gebraucht werde, wo man sich einer beschleunigten Entwicklung in allen Bereichen gegenübersehe, die sich „in einer nie dagewesenen Dynamik“ vollziehe.

Durch diese beschleunigte Dynamik sowohl im Hinblick auf den Klimawandel als insbesondere auch im Hinblick auf die gesellschaftspolitischen Forderungen müssten immer größere Anstrengungen unternommen werden. Und man müsse vor allem immer schneller zu Lösungen finden. In diesem Zusammenhang dankte der Verbandsvorsitzende neben den Projektpartnern sowie den landwirtschaftlichen Praxisbetrieben insbesondere auch der rheinland-pfälzischen Landesregierung für die fortgesetzte vertrauensvolle Zusammenarbeit und konkrete Unterstützung.

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner gratulierte per Video-Botschaft zum 110-jährigen Bestehen: „Ihr Verband sorgt für bessere Produktions- und letztlich Lebensbedingungen, denn Sie sorgen für die Zuckerrübenanbauer in der Region und stehen für ein regionales Produkt mit lokalen Wertschöpfungsketten!“

Ministerin will sich für Pflanzenschutz einsetzen

Die rheinland-pfälzische Landwirtschaftsministerin Daniela Schmitt drückte ihrerseits ihre Dankbarkeit darüber aus, „dass wir die vor uns liegenden Aufgaben gemeinsam anpacken. Denn nur Hand in Hand können wir uns zielführend und ergebnisorientiert den aktuellen Fragestellungen annehmen und im Team Lösungen für die Zukunft erreichen.“ Schmitt bekannte sich klar zu einem nachhaltigen, dabei aber unbedingt auch wettbewerbsfähigen Zuckerrübenanbau.

Sie versprach, sich auch weiterhin für eine ausreichende Verfügbarkeit von wirksamen Pflanzenschutzmitteln einzusetzen, denn: „Nur so können wir eine regionale, qualitativ hochwertige und klimafreundliche Produktion aufrechterhalten!“ Die Zusammenarbeit zwischen Politik und Landwirtschaft bezeichnete die Ministerin nicht zuletzt zur Gesunderhaltung der Feldfrüchte und Verhinderung von Ernteausfällen durch neue beziehungsweise alte Schad­erreger und Pflanzenkrankheiten als „ein ganz klares Muss“.

Dabei hob sie besonders die Arbeit im NIKIZ-Projekt sowie der neu gegründeten Forschungsgemeinschaft Zuckerrübe Südwest hervor: „Es hat mich tief beeindruckt, was hier in der Forschung geleistet wird und wie sich auch insbesondere junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hier engagieren. Ich glaube, das ist eine großartige Arbeit, die man gar nicht ausreichend honorieren kann!“

In der anschließenden Diskussion konnte die Ministerin eine klare Positionierung für die Interessen der Bauern im Rahmen der Pflanzenschutz-Diskussion deutlich machen und sagte ein konkretes Treffen mit einem Zuckerrübenanbauer zu, der sich durch die neue bundesweite Regelung zum Verbot von Pflanzenschutzmaßnahmen in Naturschutzgebieten in seiner betrieblichen Existenz gefährdet sieht.

Landwirtschaft prädestiniert zur Umsetzung digitaler Lösungen

Eine wesentliche Rolle bei der Zukunftsausrichtung der Betriebe spielt die Digitalisierung. Dieses Thema stand denn auch im Zentrum des zweiten Hauptreferates, gehalten von Ingrid-Helen Arnold. Als neues Vorstandsmitglied der Südzucker AG nutzte Arnold gleichzeitig die Gelegenheit, sich vorzustellen und suchte in ihrem engagierten Vortrag immer wieder den Kontakt mit und die Rückkopplung aus dem Publikum.

Begeistert zeigte sich Arnold, die als Wirtschaftswissenschaftlerin über eine 25-jährige Erfahrung in globalen Führungspositionen im Technologiebereich verfügt, von den vielfältigen Technik-Anwendungsmöglichkeiten in der Landwirtschaft: „Landwirtschaft ist der einzige Bereich, der die ganze Bandbreite der Technik auch tatsächlich nutzen kann!“ Für die nahe Zukunft sieht Arnold eine verstärkte Nutzung von Robotik auf dem Acker. Beispielhaft führte sie hier das Feldroboter-Projekt „Farmdroid“ an, das die Südzucker AG auf ihrem Versuchsgut Kirschgartshausen betreibt.

Weitere Technologiesprünge werden die Arbeit verändern

Das Publikum diskutierte sehr engagiert über digitale Möglichkeiten der Landwirtschaft, und es wurde die Frage nach Kosten und Rahmenbedingungen aufgeworfen. Auch die Frage, ob eine solche Art der Bewirtschaftung künftig überhaupt noch im Rahmen einer bäuerlichen Landwirtschaft erfolgen kann, beschäftigte die Tagungs-Teilnehmer.

Arnold forderte dazu auf, sich zu vergegenwärtigen, welche gewaltigen Entwicklungssprünge sich in den letzten zehn Jahren vollzogen haben. Bei der Robotik sagte sie eine ähnliche Entwicklung wie bei der GPS-Technik voraus. Auch hier habe es hohe Anfangsinvestitionen gegeben; durch den zwischenzeitlich erfolgten Preisverfall sei die Technik aber mittlerweile für fast jeden erschwinglich geworden. Arnold zeigte sich daher überzeugt, „dass wir in der weiteren Entwicklung Technologiesprünge und Geschwindigkeiten erleben werden, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können!“

pm/LW – LW 37/2021