Gemüseerzeuger investieren in neue Vermarktungshalle
Mit 30. Mio Euro geht Pfalzmarkt in Vorleistung
Bauernproteste, unklare politische Rahmenbedingungen, Düngeverordnung, Marktmacht des Lebensmitteleinzelhandels, unlautere Handelspraktiken und Klimawandel – das sind die unsicheren Parameter für den Pfälzer Gemüsebau. Dem wollen die Gemüseerzeuger ihre gute Organisation in Beratung und Bewässerung, die optimalen klimatischen Bedingungen der Pfalz, ihr Know-how sowie eine moderne 30 000 m² große Vermarktungshalle entgegensetzen

Foto: Setzepfand
Drinnen im Büro machten die Vorstände Reinhard Oerther für den Vertrieb verantwortlich und Hans-Jörg Friedrich für die Verwaltung zuständig deutlich, dass damit die Gemüseerzeuger für den Handel in Vorleistung gehen. Mit der modernen Vermarktungshalle komme man in vielen Punkten den Anforderungen des Lebensmitteleinzelhandels entgegen. So können 20 000 m² der neuen Fläche gekühlt werden, um eine lückenlose Kühlkette zu wahren, auch werde man durch bessere Kommunikation mit den Fahrern und bessere Konzeption der Wege insgesamt rund 30 Prozent an Zeit und Fahrwegen einsparen.
Kurze Wege für die frische Ware
Friedrich erklärte den Weg der Ware in der neuen Halle. Gleich zu Beginn können sich die Erzeuger freuen, dass zukünftig das Abladen in einer Durchfahrhalle im Trockenen und im Schatten erfolgen kann. Im Wareneingangsbereich findet dann die Qualitätskontrolle statt. Gabelstapler frachten die Paletten von A nach B. In der nächsten Halle findet die Kommissionierung statt mit elektrisch betriebenen Zugmaschinen, Ameisen genannt. Sie bringen die Ware direkt zum LKW oder alternativ in das gewünschte Kühlhaus, das mit Ammoniak betrieben wird. So sei die ultraschnelle Frischelogistik gewährleistet, sagte Friedrich. Das Dach der Halle wird von 12 m hohen Betonpfeilern und von Buchenleimbindern getragen. „Mit dem Holztragwerk wollen wir die Natürlichkeit der Produktion unterstreichen“, sagte Adrian Chapron von der Firma Drees und Sommer aus Mannheim, die das Projektmanagement übernehmen. Der Boden wird eine stabile Betonplatte. Chapron stellte den ambitionierten Zeitplan vor, demnach bereits im Mai die ersten Betonarbeiten beginnen und im Herbst die Halle bereits erkennbar ist. Um den CO2-Fußabdruck von Pfalzmarkt und die Energiekosten der Kühlung zu senken, werden auch auf dem neuen Dach im zweiten Bauabschnitt Solarpanels angebracht.

Foto: Setzepfand
Das direkte Umfeld der Pfalzmarkt im größten zusammenhängenden Gemüseanbaugebiet in Deutschland bringt viele Vorteile mit sich. Die Anbaufläche von Pfalzmarkt eG reicht von Worms bis in die Südpfalz und umfasst rund 15 000 Hektar. Als Drehscheibe bietet Pfalzmarkt eG die passenden Strukturen, damit mittelständische Erzeuger eine Zukunft haben und die
Vorteile des „Obst- und Gemüseclusters Pfalz“ ausspielen können. Hierzu zählen die hervorragenden Ressourcen bei Böden, Klima, Beregnung sowie der Verbund hochspezialisierter Erzeuger und Dienstleister, die den Standort einmalig machen.
Gesundes Wachstum sichert Arbeitsplätze
Auch für die insgesamt 1 400 Mitglieder von Pfalzmarkt eG ist die Standort-Erweiterung ein wichtiges Signal. Christian Deyerling, Aufsichtsratsvorsitzender und zugleich Erzeuger bei Pfalzmarkt eG sagt: „Entscheidend für das weitere gesunde Wachstum unserer Genossenschaft ist, dass wir – begleitend zur Standort-Erweiterung – gleichermaßen in die Qualifikation von Erzeugern und Mitarbeitern investieren und damit eine nachhaltig gute Arbeitsteilung bei Pfalzmarkt gewährleisten.“
Da der finale Abschluss für das Geschäftsjahr 2019 noch nicht vorliegt, lautet die Vorgabe des Vorstandsteams: „Wir wollen mit einer Produktionsmenge von rund 230 000 t Obst und Gemüse einen Warenumsatz von 150 Mio. Euro erzielen.“
zep – LW 10/2020