Getreidestreifen für die Feldhamster

Informationskampagne zum Artenschutz in Feld und Flur

Mit einer Informationskampagne hat das hessische Umweltministerium in den vergangenen Wochen auf den Artenschutz in Feld und Flur aufmerksam gemacht: „Äcker und Feldflure sind wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Die Lebensbedingungen für die heimischen Arten haben sich jedoch in den letzten Jahrzehnten deutlich verschlechtert“, sagte Ministerin Priska Hinz zum Auftakt der Kampagne in Wiesbaden.

Umweltministerin Priska Hinz mit Dr. Tobias Erik Reiners (HGON) und Landwirt Philipp Fay aus Pohlheim.

Foto: Umweltministerium/Timo Meyer

Einst weit verbreitete Arten wie der Feldhamster und das Rebhuhn seien extrem selten geworden und vom Aussterben bedroht. Auf den Feldern fehlten Hecken, Grasstreifen und Gräben. Durch die Klimakrise würden Felder außerdem immer früher abgeerntet, sodass die Feldtiere, die dort leben, mitten in der Aufzucht ihrer Jungen Nahrung und Verstecke verlieren, so die Ministerin. „Wir wollen mit einer Informationskampagne die Menschen über den Artenschutz im Bereich der Feldflur aufklären, zum Mitmachen anregen und über die vielfältige Tier- und Pflanzenwelt informieren, die zu unserer Kulturlandschaft dazugehört. Wir wollen außerdem Lösungen aufzeigen, die im Bereich Naturschutz und Landwirtschaft bereits erfolgreich entwickelt werden. Ein zentraler Baustein für den Artenschutz auf dem Feld bilden laut Ministerium die sogenannten Feldflurprojekte des Hessischen Umweltministeriums, die mit rund 500 000 Euro jährlich gefördert werden. Neun Projekte sind es mittlerweile. Blühstreifen versorgen Feldhamster, Rebhühner und Feldlerchen mit Nahrung und Verstecken. Teilweise werden auch die Felder „feldhamstergerecht“ abgeerntet. Das bedeutet, dass Getreidestreifen länger stehen bleiben, damit der Feldhamster nach der Ernte noch Futter findet.

Feldhamsterschutz funktioniere dort besonders gut, wo Experten für Artenschutz, Ehrenamtliche, Landwirte sowie Behörden eng zusammenarbeiten, so Dr. Tobias Erik Reiners, Vorsitzender der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V. (HGON). Von der genauen Kenntnis zur Biologie und Verbreitung der Zielarten, über die Bereitstellung von effektiven Planungs- und Finanzierungsinstrumenten bis hin zur Umsetzung der Maßnahmen durch Landwirte müsse alles zusammenpassen. Wie Reiners berichtete, konnte in den Feldflurprojekten so in vergleichsweise kurzer Zeit eine sichtbare positive Veränderung in der Landschaft herbeigeführt werden. Dies sein ein großer Erfolg.

Philipp Fay, Landwirt vom Hof Obersteinberg in Pohlheim bei Gießen, ergänzt: „Umwelt- und Naturschutz funktioniert nur mit den Landwirtinnen und Landwirten gemeinsam. Wir sind jeden Tag vor Ort in der Natur und wissen am besten, wo und wie man Maßnahmen mit Bewirtschaftungsformen gezielt kombinieren kann. Nur so können wir Artenvielfalt auf unseren Flächen langfristig erhalten und weiterhin im Einklang mit der Natur arbeiten und leben.“

Erfolge und Ausbau der Artenschutzmaßnahmen

Wie das Ministerium weiter mitteilt, wurden im Feldflurprojekt Bad Zwesten in den vergangenen Jahren rund 24 Hektar Blühflächen angelegt. Daraufhin habe sich der Rebhuhnbestand innerhalb von drei Jahren fast verdreifacht. Die ehemals acht Rebhuhnreviere seien auf über 53 Reviere angewachsen. Mit durchschnittlich elf Küken pro Paar liege die Erfolgsquote der Rebhühner in Bad Zwesten fast doppelt so hoch wie der hessische Durchschnitt. Der Feldhamsterbestand im Feldflurprojekt Gießen-Süd hat sich zudem stabilisiert und einige Gelege der in Hessen vor dem Aussterben stehenden Haubenlerche konnten durch Absprachen mit Landwirten im Feldflurprojekt Trebur zum Ausfliegen gebracht werden. Im Sommer wird ein weiteres Feldflurprojekt in Fulda eröffnet, dass sich vor allem dem Rebhuhnschutz widmet. Bauern legen hier unter anderem Blühstreifen und Brachflächen an und erhalten über das Agrar- und Umweltprogramm HALM einen Ausgleich für Ertragsausfälle von bis zu 1 000 Euro pro Hektar.

LW – LW 26/2021