Gewinne im globalen Ackerbau weiter gesunken

Experten tagten in Brasilien – Ölsaaten als „Cash Cow“

Die rosigen Zeiten für Ackerbaubetriebe gehen zu Ende: Zum dritten Mal in Folge sind 2014 die Gewinne typischer Betriebe gesunken. Das ist eines der Schlüsselergebnisse der diesjährigen agri benchmark Cash Crop Conference, die vom 13. bis 16. Juli 2015 in Goiania (Brasilien) stattfand. 45 internationale Agrarökonomen diskutierten die Ergebnisse des Jahres 2014 und die Perspektiven ihrer typischen Betriebe auf der ganzen Welt.

In Russland profitieren viele große Agroholdings von steigenden staatlichen Zinszuschüssen.

Foto: landpixel

Trotz der generell negativen Tendenz zeigten sich auch regionale Unterschiede: „Wir haben herausgefunden, dass die die Gewinne der typischen Betriebe in der EU, Brasilien und Australien weniger stark zurückgegangen sind als dies aufgrund der gesunkenen Preise auf den Weltagrarmärkten zu erwarten war. Ursache dafür sind die Abwertungen der jeweiligen Währungen gegenüber dem Dollar“, erklärt der Koordinator des agri benchmark-Netzwerks, Dr. Yelto Zimmer, vom Braunschweiger Thünen-Institut. „In dieser schwachen Konjunkturlage waren Ölsaaten die „Cash Cow“ vieler Betriebe.“

agri benchmark-Berechnungen weisen auch darauf hin, dass es Betrieben in Russland und der Ukraine deutlich besser geht als gemeinhin angenommen. Dmitri Rylko (Leiter IKAR, Russland): „Zumindest auf kurze Sicht haben steigende Rubel-Erzeugerpreise weitgehend den Nachteil von steigenden Input- und Maschinenpreisen ausgeglichen. Der Grund für diesen Preisanstieg lag in einem hohen Wertverlust des Rubels. In Russland profitieren außerdem viele große Agroholdings von steigenden staatlichen Zinszuschüssen.“

In den USA fallen die Preise für Ackerland

Michael Langemeier (Purdue Universität, USA) erklärte, dass die Landpreise in den USA wahrscheinlich um mindestens 25 Prozent fallen werden, selbst wenn die Agrarpreise stabil blieben. Der typische Ackerbaubetrieb in Iowa reflektiere das schon jetzt: 2012 betrugen die Pachten etwa 860 US-Dollar pro Hektar, 2014 lagen diese bei lediglich 740 US-Dollar.

Eine Serie von Fallstudien aus Australien, Großbritannien, den USA und Brasilien zeigt, dass Herbizidresistenzen von Unkräutern ein weltweites Problem mit erheblichen betriebswirtschaftlichen Folgen sind. Thomas de Witte (Thünen-Institut), Koordinator dieses Projekts: „Unsere Fallstudien zeigten, dass im Mittleren Westen der USA die Grundrente einer Farm um 35 US-Dollar pro Hektar oder 5 Prozent zurückgehen wird, selbst wenn man die Worst-Case-Szenarien ausblende.

Erhebliche wirtschaftliche Folgen durch Herbizidresistenzen

Für den typischen Betrieb im Westen Australiens betrage der durch herbizidresistente Unkräuter verursachte Rückgang rund 40 US-Dollar pro Hektar, beziehungsweise 40 Prozent, und in Großbritannien bis zu 90 US-Dollar, was 20 Prozent entspreche. „Diese Einbußen werden nicht nur durch höhere Ausgaben für Herbizide verursacht, sondern auch durch geänderte Fruchtfolgen und intensivere Bodenbearbeitung.“ Weizenbasierte Produktionssysteme, so der Thünen-Forscher, seien stärker betroffen sind als maisbasierte.

Der Gastgeber der diesjährigen agri benchmark Konferenz, Mauro Osaki (CEPEA, Brasilien) unterstrich das riesige Potenzial der brasilianischen Pflanzenproduktion: „Auch ohne den Regenwald anzutasten, können wir unsere Produktion durch besseres Anbaumanagement erheblich steigern. Außerdem wird eine bessere Infrastruktur im Norden Brasiliens zu höheren Erzeugerpreise in dieser Wachstumsregion führen und so zu einer steigenden Produktion.“

Brasilianische Ethanolfabriken werden auch Mais verarbeiten

Der brasilianische Zuckerexperte Carlos Xavier (Federal University São Carlos) informierte darüber, dass Ethanolfabriken in abgelegenen Regionen künftig neben Zuckerrohr auch Mais verarbeiten werden. Dies insbesondere in den Zeiten, in denen kein Rohr angeliefert werden kann. Dadurch würde die Profitabilität des Ethanolsektors verbessert, die lokale Nachfrage nach Mais gestärkt und letztlich die Maisproduktion stabilisiert. Aufgrund von hohen Transport- und Logistikkosten betrugen die Erzeugerpreise ab Hoftor für Mais 2014 zum Beispiel in Mato Grosso weniger als 100 US-Dollar pro Tonne.

agri benchmark Cash Crop ist ein weltweites gemeinnütziges Netzwerk von Agrarökonomen, das vom Thünen-Institut für Betriebswirtschaft und der DLG koordiniert wird. Sein Ziel sei es, verlässliche und nutzbare Analysen wesentlicher Entwicklungen im globalen Ackerbau zu erstellen und zu verbreiten. Weitere Informationen sind unter www.agribenchmark.org zu finden.

age – LW 34/2015