Greening wird den Regionen nicht gerecht

Das informelle Treffen der Agrarminister vergangene Woche in Breslau zeigt ein interessantes, aber auch besorgniserregendes Meinungsbild über die Vorschläge zur künftigen Ausgestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik. Der einzige, der klare Worte findet und in gewohnt polternder Art das Greening ablehnt, ist der polnische Landwirtschaftsminister Sawicki. Viele andere Ressortchefs scheinen mehr oder minder auch unter dem Druck von Umweltgruppierungen zu befürworten, dass künftig bis zu 30 Prozent der Direktzahlungen aus der Ersten Säule unter die Bedingung von zusätzlichen Umweltauflagen gestellt werden. Bekanntlich sind dies die Einhaltung einer Fruchtarten-Diversifizierung, der Dauergrünlanderhalt und vor allem die Einrichtung von ökologischen Vorrangflächen –nach bisherigen Verlautbarungen zwischen 5 und 10 Prozent der einzelbetrieblichen Ackerfläche. Gerade intensiv wirtschaftende Betriebe würden diese Einschnitte treffen, aber auch extensive Betriebe, die bislang von den Programmen der Zweiten Säule profitieren. Denn was für die Erste Säule als Voraussetzung gilt, kann nicht in der Zweiten Säule gefördert werden. Mit den Agrarumweltmaßnahmen war jedoch bislang eine zielgerichtete Steuerung möglich, beispielsweise in der Bewirtschaftung in Natura-2000-Gebieten. Undifferenzierte EU-weite Vorgaben werden den spezifischen Bedingungen der jeweiligen Regionen dagegen kaum gerecht. Das gilt auch beim Grünlanderhalt. Hessen mit seinem hohen Grünlandanteil hat gar nicht genug Rinder, Schafe und Pferde, um den Aufwuchs sinnvoll verwerten zu können. Aus landwirtschaftlicher Sicht sind die Bedenken des irischen Ministers wegen der starken Umweltauflagen in der Ersten Säule am ehesten nachvollziehbar. Vornehmliche Aufgabe der Landwirtschaft sei die Lebensmittelproduktion und die Versorgung der Menschen. Die augenblicklich komfortable Versorgungssituation in Europa mag die Ministerriege wohl zu dieser gegenteiligen Einschätzung verleitet haben. Cornelius Mohr