Größte Sorge: Erneuter Anstieg der Corona-Neuinfektionen

DEULA Rheinland-Pfalz und die Corona-Pandemie

Auch die DEULA Rheinland-Pfalz GmbH in Bad Kreuznach, Bildungszentrum für angewandte Technik, war im März völlig unvorhersehbar und heftig von den Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus getroffen worden. Lehrgänge wurden abgesagt, der Schulbetrieb musste wegen des Coronavirus neu organisiert werden, bevor er nach dem Lockdown unter neuen Bedingungen wieder aufgenommen werden konnte. Geschäftsführerin Rita Steuter-Hoppe erteilt in einem Interview dem LW Auskunft über die Veränderungen im Lehrgangsbetrieb und Auswirkungen von Corona.

Zur Vorbeugung gegen die Coronapandemie sind Mindestabstände und die Verwendung von Mund-Nasen-Schutzmasken auch in der Werkstatt und in den Maschinenhallen einzuhalten.

Foto: deula

LW: Frau Steuter-Hoppe, welchen Einfluss hatte die Corona-Krise auf den ausgelagerten Berufsschulunterricht und die überbetriebliche Ausbildung?

Steuter-Hoppe: Mit dem Corona-Lockdown hat sich für unsere Bildungseinrichtung vieles verändert. Eine Vielzahl von Lehrgängen fiel aus. Den Auszubildenden, freien Teilnehmern und Firmenkunden musste abgesagt werden. Es mussten Überlegungen angestrengt werden, wie zunächst die Auszubildenden, allen voran die Abschlussklassen, mit Unterrichtsmaterialen versorgt werden können. Wir haben hierfür eigens auf unserer Homepage eine Lernplattform eingerichtet, die es unseren Schülern zum einen ermöglicht, Unterrichtsmaterialien herunterzuladen oder zu bearbeiten und zum anderen Kontakt mit unseren Ausbildern aufzunehmen. Dass die anstehenden Herausforderungen bewältigt wurden, ist vor allem dem hohen Einsatz unserer Mitarbeiter, oft auch im Homeoffice, zu verdanken.

LW: Was waren die wichtigsten Dinge, die in der DEULA zu tun waren, um die Auswirkungen der Pandemie zu überstehen?

Steuter-Hoppe: Oberstes Gebot für den Aufenthalt im Schulgebäude und auf dem Außengelände der Deula Rheinland-Pfalz war zunächst einmal die Kommunikation der besonderen organisatorischen Maßnahmen im Hinblick auf die Durchführung der Vorgaben der Corona-Bekämpfungsverordnung.

Die Erstellung eines für unsere Schule eigenen Hygienekonzeptes, Anpassungen von Verkehrswegen im Schulgebäude sowie im Außengelände, Wegemarkierungen, Gewährleistung des Mindestabstandes, Festlegung von Gruppengrößen, Anpassung der methodisch-didaktischen Konzepte, Bereitstellung von Desinfektionsmittel und Mund-Nasen-Masken für Mitarbeiter sowie die Überplanung des Personaleinsatzes waren erste notwendige Maßnahmen. Um dem Aufkommen von Verunsicherungen und Ängsten entgegen zu wirken, ist ein offener Umgang mit Fragen und aktuellen Themen nötig.

LW: Welche finanziellen Auswirkungen hatte die Krise für Ihre Einrichtung?

Steuter-Hoppe: Die Corona-Krise führte durch den Lockdown und der damit verbundenen Schulschließung zu deutlichen Einnahmeverlusten und Kostensteigerungen, die nur in geringem Umfang durch Lehrgangsverlagerungen kompensiert werden können.

LW: Was hat sich nach Wiederaufnahme des Lehrgangsbetriebes coronabedingt verändert?

Rita Steuter-Hoppe, Geschäftsführerin der DEULA Rheinland-Pfalz GmbH.

Foto: deula/Elfriede Liebenow

Steuter-Hoppe: Die Wiederaufnahme des Lehrbetriebes verlangte individuell angepasste hygienische und organisatorische Maßnahmen. Das Vorliegen eines zugeschnittenen Hygienekonzeptes ermöglichte den Neustart der Ausbildung in angepasster Form. Abstandsregelungen, Unterricht in kleineren Gruppen, Änderungen im Verpflegungs- und Übernachtungsbereich, Unterweisungen von Lehrgangsteilnehmern und Mitarbeitern, um nur einige der eingeleiteten Maßnahmen zu benennen. Lehrgänge mussten und müssen nachgeholt werden, das führt zu erhöhter Arbeitsbelastung unserer Mitarbeiter und stellt sich als große Herausforderung dar.

LW: Werden Veränderungen, die Sie vornehmen mussten, nachhaltig die Arbeit in der DEULA verändern?

Steuter-Hoppe: Die Corona-Krise hat vielfältige Lernprozesse angestoßen. Beschäftigte lernen im Homeoffice produktiv zu sein und sich über Videokonferenz zu vernetzen. Unser Bildungszentrum stand vor der Herausforderung, kurzfristig auf die neuen Rahmenbedingungen zu reagieren und sich der neuen Situation anzupassen. Die Entwicklung rund um das Corona-Virus hat deutlich gemacht, dass es wichtig ist, digitale Bildungskonzepte weiter zu entwickeln.

Ganzheitliche Ansätze über die Schulausstattung und die angemessene Vorbereitung der Auszubildenden werden zukünftig entscheidend sein. Das setzt sowohl eine zeitgemäße technische Ausstattung sowie hohe Qualifikationsanforderungen an unsere Mitarbeiter voraus.

LW: Was ist zurzeit Ihre größte Sorge, wenn Sie an die nächsten Monate denken?

Steuter-Hoppe: Sorge bereitet uns ein erneuter Anstieg an Corona-Neuinfektionen, auch wenn die aktuellen Infektionszahlen noch im Rahmen bleiben.

LW: Wie entwickeln sich die Lehrgänge der Landwirtschaft über die Coronapandemie hinaus weiter? Wo sehen Sie für die Zukunft die Chance für den ausgelagerten Berufsschulunterricht und der überbetrieblichen Ausbildung?

Steuter-Hoppe: Die Ausbildung muss auch weiterhin zum Wissens- und Innovationstransfer in Richtung der betrieblichen Praxis beitragen. Dies gelingt nur durch eine praxisnahe, fachlich aktuelle und zeitgemäß organisierte Ausbildung als Teil einer qualitativ hochwertigen Erstausbildung in den landwirtschaftlichen Berufen.

Die zukünftigen Erfordernisse der Ausbildung liegen im Besonderen durch den technischen Wandel in der Vermittlung beruflicher Kompetenzen zum Umgang mit digitalisierten Technologien. Dennoch kann kein digitales Tool und keine Videokonferenz die Dynamik echten Unterrichts ersetzen. Das wichtigste Fundament praxisbezogenen Lernens ist das menschliche Miteinander aller Beteiligten und das Lernen durch Erleben, unterstützt durch digitale Bildungskonzepte.

Klaus Dietz – LW 32/2020