Grünland: Zeit für die Nachsaat von Leguminosen

Standort, Sorte und Saatzeit sind entscheidend für den Erfolg

Angesichts der hohen Preise für Getreide und Eiweißfutter ist ein gutes Grundfutter wichtiger denn je. Dabei sind gerade Leguminosen eine Bereicherung für das Grünland: Sie produzieren ein proteinreiches, hochwertiges Futter, fördern durch den Blühaspekt die Biodiversität und sie reduzieren den Bedarf an N-Düngern. Doch nicht jede Art passt zu jedem Standort. Zudem kommt es auf den richtigen Saatzeitpunkt an, damit sie sich im Bestand etablieren.  

Grünlandnachsaat mit (rechts) und ohne Leguminosen. Idealer Zeitpunkt ist nach dem ersten Schnitt.

Foto: Dr. Weggler

Für eine Nachsaat im Dauergrünland kommen vor allem Rot- und Weißklee in Frage und auf kalkhaltigen, trockenen Flächen auch die Luzerne. Andere Leguminosen-Arten sind meist nicht konkurrenzfähig genug, um sich als Jungpflanze in einem Bestand durchsetzen zu können. Passende Nährstoffvoraussetzungen wie reduzierte N-Düngung, eine ausreichende Phosphat- und Kaliumversorgung und ein pH-Wert von über 5,5 sind wichtig für eine erfolgreiche Etablierung der nachgesäten Leguminosen. Darüber hinaus ist der richtige Saattermin von Bedeutung, denn er kann über Erfolg oder Misserfolg einer Leguminosen-Nachsaat entscheiden.

Die Nachsaat von Gräsern erfolgt oft in einem Arbeitsgang mit Striegeln und Übersaat im zeitigen Frühjahr. Hier lässt sich die Maßnahme gut mit der Grünland-Pflege verbinden. Doch was bei sehr lückigen Beständen mit Gräsern gut funktioniert, ist für Leguminosen nicht geeignet, denn sie leiden unter der starken Beschattung des Altbestandes während dieser Jahreszeit. Auch die im Vergleich zu Gräsern erhöhten Wärmebedürfnisse von Leguminosen benachteiligen diese vor dem ersten Schnitt.

Der optimale Termin zur Nachsaat von Leguminosen

Eine Nachsaat nach dem ersten Schnitt hat sich als der beste Zeitpunkt erwiesen, die Leguminosen in einen Bestand zu integrieren. Die späte Nachsaat im August/September ist bei Gräsern eine Möglichkeit, um eine Nachsaat zu etablieren, nicht aber bei Weißklee und Luzerne. Nur bei durch­setzungsstarken Rotklee und bei erhöhter Saatstärke (20 kg/ha statt 10 kg/ha) kann eine Nachsaat im Sommer/Herbst zum Erfolg führen.

Die Saatmenge von Leguminosen ist ansonsten weniger von Bedeutung. Das heißt, dass bei einer Nachsaat nach dem ersten Schnitt eine geringere Saatmenge (Weißklee 6 kg/ha, Rotklee und Luzerne jeweils 10 kg/ha) für eine erfolgreiche Nachsaat ausreicht. Nur bei etwas ungünstigeren Bedingungen (pH 5,2 bis 5,5, mittlere N-Düngung, Herbstsaat) kann eine erhöhte Saatmenge bei Rotklee nützlich sein. Schwerwiegende Störfaktoren wie einen pH-Wert von unter 5,2 oder eine hohe N-Düngung kann aber auch eine hohe Saatmenge nicht mehr ausgleichen. In diesem Fall sollten vor einer Nachsaat zunächst die Ausgangsbedingungen verbessert werden.

Runter mit der Stickstoff-Düngung

Zu Leguminosen muss die N-Düngung reduziert werden, was aber bei hohen Düngerpreisen durchaus lohnend sein kann. Bei reduzierter N-Düngung sollte daher zeitgleich ein maßgeblicher Anteil von Leguminosen etabliert werden, der durch N-Fixierung diese Lücke ausgleichen kann. Daher ist es ratsam, in diesen Fällen stark von Leguminosen dominiertes Saatgut zu verwenden oder nur mit Leguminosen nachzusäen, quasi einmal richtig mit entsprechender Saatmenge und Saatgut als immer nur Schritt für Schritt im Zuge der üblichen Nachsaat.

Ganz wichtig: Lücken schaffen

Durch kräftiges Striegeln oder Eggen sollten vor der Nachsaat Lücken im Bestand geschaffen werden. Für die Nachsaat geeignet sind insbesondere Durchsaatgeräte (Scheibenschlitzgeräte), welche die vorhandene Altnarbe öffnen, das Saatgut in Rillen ablegen und damit einen guten Bodenschluss des Saatgutes ermöglichen.

Alternativ gibt es Übersaatgeräte (Wurfstreuer), die oft eine höhere Schlagkraft aufweisen. Diese sollten aber mit einem zusätzlichen Walzvorgang kom­biniert werden.

Wahl der Art und der Sorte

Bei Leguminosen gibt es eine große Sorten-Auswahl. Schon beim Weißklee unterscheidet man groß-, mittel- und kleinblättrige Sorten, wobei erstere meist auch längere Blattstiele aufweisen und mehr Trockenmasse erzeugen, während letztere kleiner bleiben (Achtung: Lichtkonkurrenz), dafür aber mehr Ausläufer bilden und ausdauernder sind.

Bei Rotklee wird zwischen Acker- und Wiesenrotklee-Sorten unterschieden. Ackerrotklee zeichnet sich durch eine schnelle und hohe Massebildung aus, während Wiesenrotklee ausdauernder ist. In beiden Gruppen gibt es diploide und tetraploide Sorten, wobei letztere meist eine höhere Massebildung bei allerdings höherem Wassergehalt haben. In Wiesenmischungen werden häufig diploide Rotkleesorten verwendet, weil massive, tetraploide Pflanzen nach ihrem Ausfall die Gefahr der Lückenbildung erhöhen.

Die landwirtschaftlich genutzte Luzerne entstand aus zwei ursprünglichen Unterarten aus dem Mittelmeerraum und Zentralasien, wobei es in beiden Linien auch früher schon diploide und tetraploide Populationen gab. Heutzutage angebaute Luzerne ist meist tetraploid mit einem breiten Sortenspektrum.

Empfohlene Sorten nutzen

Generell sind Sorten mit schneller Anfangsentwicklung und guter Ausdauer bei der Nachsaat zu bevorzugen. Mischungen von zwei oder mehr Sorten einer Art auszusäen, erhöht die Wahrscheinlichkeit, eine gut angepasste Sorte für den jeweiligen Standort und das Management ausgewählt zu haben. Die regionalen Sortenempfehlungen sind eine gute Informationsquelle für die Sortenwahl, denn sie werden alle zwei Jahre aktualisiert und basieren auf zahlreichen, mehrjährigen Versuchen.

Für Luzerne gibt es bisher keine ausgewiesene Sortenempfehlung für das Dauergrünland, doch Sorten des Feldfutterbaus wurden in Versuchen des LAZBW Aulendorf erfolgreich genutzt. Bei allzu günstigem Saatgut sollte man aber hellhörig sein. Basis sind dann oft Sorten, die zwar eine gute Samenbildung, aber nicht unbedingt ein starkes Massenwachstum oder eine hohe Konkurrenzfähigkeit aufweisen. Empfohlene Sorten verfügen über eine gute Ausdauer, die nicht ausschließlich, aber oft maßgeblich verbunden ist mit günstigen Resistenzeigenschaften gegen Krankheiten.

Fazit: Ein Versuch kann sich lohnen

Proteinreiches, hochwertiges Grundfutter bei reduziertem N-Aufwand und guter Toleranz gegenüber temporärer Trockenheit sind deutliche Vorteile von Leguminosen. Um diese im Dauergrünland realisieren zu können, muss bei einer Nachsaat vor allem der Saatzeitpunkt richtig gewählt werden. Saatmenge und in einem gewissen Rahmen auch die Saattechnik sind dagegen eher zweitrangig. Die Gefahr eines Ausfalls durch Krankheiten kann über die Sortenwahl reduziert werden.

Eine erfolgreiche Leguminosen-Nachsaat erfordert eine reduzierte N-Düngung. Deshalb sollte der Leguminosen-Anteil im Saatgut zur Nachsaat deutlich erhöht werden, um die N-Lücke durch N-Fixierung ausgleichen zu können. Erhöhte Preise für mineralischen N-Dünger und Proteinfutter einerseits und Güllereglementierungen andererseits sind weitere gute Gründe, Leguminosen im Dauergrünland – und sei es nur auf Teilflächen eines Schlages – einmal auszuprobieren.

Dr. Karin Weggler, Landwirtschaftliches Zentrum LAZBW Aulendorf – LW 20/2022