Gudensberger Kartoffeltag

Informationen für nordhessische Kartoffelanbauer

Kürzlich informierten sich 20 Kartoffelanbauer in Gudensberg, werteten die recht schwierige Anbausaison des Vorjahres aus aufgrund der ungewöhnlichen Witterungs- und Bodenverhältnisse und zogen Schlüsse für die kommende Saison dieses Jahres. Referenten gaben Empfehlungen für Sorten und Anbau, Lagerung und Management.

Festkochende, gelbfleischige Kartoffeln sind dieses Jahr am Markt knapp.

Foto: Gerlinde Minkel

Betriebsleiter Klaus Minkel und Rainer Even vom Landesbe­trieb Landwirtschaft Hessen (LLH) führten durch die Veranstaltung. Winfried Quirmbach, Fachberater der Firma Frunol Delicia, sprach über Möglichkeiten der Bekämpfung von Mäusen und Ratten als Feld- und Lagerschädlinge. Die Vorschriften zur Ausbringung der eingesetzten Wirkstoffe seien verschärft worden und es werde immer wichtiger, über Biologie, Verhalten, Futtervorlieben und Schadbilder der Nager informiert zu sein. „Nur wer die Hausratte von der Hausmaus und die Feldmaus von der Schermaus unterscheiden kann, wird mit einer auf die Tierart abgestimmten Bekämpfungsmaßnahme Erfolg haben“, so Quirmbach.

Gezielt Köder auf den Laufwegen auslegen

Man solle über Laufwege und Aktionsradien der Schadnagerarten Bescheid wissen, um ausreichend viele Köderstationen im Lager richtig zu platzieren. Die Schädlinge seien lernfähig und es gebe viele Ursachen, wenn Stationen nicht angenommen werden. Das richtige Lagern der Giftköder, das Führen eines Hygiene- und Bekämpfungsplans sowie der notwendige Sachkundenachweis waren weitere Punkte. Freies Streuen von Mäuseködern als Pellet auf den Feldern ist verboten und es gibt keine frei ausbringbaren Giftköder mehr. Weil nur noch die Ablage in Löchern und Fraßgängen zulässig ist, stieg der Zeitaufwand für die Mäusebekämpfung erheblich.

Quirmbach nannte als Faustzahl für die Bekämpfungsfläche 2 ha pro Tag bei manueller Einzelablage. Damit die Populationen nicht weiterwachsen, müssen Bekämpfungsmaßnahmen in Feld und Gebäuden kontinuierlich erfolgen, daneben müssen Eintrittspforten konsequent geschlossen und Hygienemaßnahmen am Lager selbstverständlich werden.

Klaus Minkel eröffnete die Tagung.

Foto: Gerlinde Minkel

Dierk Koch vom LLH begann seinen Vortrag zur Düngung mit einem Blick unter die Ackeroberfläche. Über Wurzelarchitektur und -arithmetik richtete sich die Aufmerksamkeit auf die Nährstoffaufnahme der Kartoffelpflanze. Die Wurzelausbreitung ist variierend, je nach Witterung, Bodenart und Bodenzustand. Koch stellte die regionalen Dauerversuche des LLH zu den drei Hauptnähstoffen vor. Zuerst wurden die Ergebnisse der regionalen Düngungsversuche für Stickstoff betrachtet.

Neben den Stickstoffsteigerungsversuchen im Feld wurden auch Sickerwasserauswertungen aus der Lysimeteranlage in Har­leshausen ausgewertet. Interessant war, dass in den Monaten Juni bis August kaum NO3 (Nitrat) im Wasser nachgewiesen wurde, da auf den tiefgründigen Lößlehmstandorten kaum eine Verlagerung nach unten stattfindet. Bei langjährigen Phosphordüngersteigerungsversuchen er­gaben sich auch interessante Erkenntnisse: Beim untersuchten Standort in Haldorf herrschte 1998 ein hoher P-Versorgungs­grad vor. Nach einer 14-jährigen Dün­gung mit TripleP in unterschiedlicher Menge war kein statistisch eindeutiges Ergebnis erkennbar, wonach die gedüngten Varianten gegenüber der Null­variante einen höheren signifikant höheren Ertrag gebracht hätten.

Ein ähnliches Ergebnis brachte die Auswertung der Kali­dün­gungssteigerungsversuche am gleichen Standort. Auch hier konnte nach 14 Jahren ohne Dün­gung keine Abnahme der K-Gehalte im Boden (Lößlehm) nachgewiesen werden. Auch zwischen den gedüngten Varianten war der Ertragsunterschied nicht signifikant, was die Folgerung zulasse, dass eine höhere Düngergabe auf diesen Standorten nicht automatisch zu Mehrertrag führe. Die regionalen Kalidüngungsversuche zeigten, dass bei guter Versorgunglage die Kalidüngung reduziert werden könne und bei Hackfrüchten eher ertragswirksam wird, sagte Koch. Hier zeige sich, dass bei Kartoffeln der Mehrertrag unter Umständen in einen höheren Stärke­gehalt wandere. Das würde zu we­niger festkochenden Kartoffeln führen, welche am Markt schwieriger unterzubringen sind wie festkochende. Am Ende des Vortrags stand die Frage an die Landwirte, warum die regionalen Bodenuntersuchungsergebnisse und eigene Bodenproben nicht zur Basis der Düngeentscheidung gemacht werden.

Bodentemperatur ist wichtiges Kriterium

Kai Wolff von der Firma Pluimers Isolierung.

Foto: Gerlinde Minkel

Rückblickend auf ein schweres Kartoffelanbaujahr 2013 sprach Lüder Böhling speziell über die Sorte Solana sowie über Fehler und Lösungen in der Anbauplanung. Ausgehend von einem sehr späten Vegetationsbeginn konnte auch die beste Erfahrung nicht immer weiterhelfen und die Anbauer mussten mit Geduld und gesundem Saatgut dann handeln, wenn die Bodentemperatur erreicht war. Dann waren stressresistente Sorten im Vorteil, die in der frühen Entwicklungsphase schnell und gleichmäßig aufwuchsen. Weitere Witterungsextreme machten auch einen Pflanzenschutz nach Plan unmöglich, die Kartoffelbauer lagen gut mit ad-hoc-Entscheidungen wegen des Infektionsdruckes.

Auch bezüglich des Erntetermins war wieder viel Geduld gefragt, denn das Roden in der Sommerschwüle ist für die Knollengesundheit gefährlich, wenn diese wegen hoher Luftfeuchtigkeit nicht binnen 24 Stun­den abtrocknen können. Dann können vermehrt bakterielle Fäulen auftreten, hieß es. Man­che Bestände wurden erst im Oktober ge­erntet, wer eine konsequente Krautabtötung betrieben hatte, konnte trotzdem schalenfeste, gleichmäßige Kartoffeln ernten.

Volker de Ginder von Norika kam informierte als zweiter Vertreter der Kartoffelzüchter. Er sprach über die unterschiedlichen Vorlieben der Konsumenten in den europäischen Ländern. Mit ihrer Sympathie für festkochende und gelbe Kartoffeln seien die Deutschen in der Minderheit. Diese Ware sei derzeit am Markt gesucht und bleibe knapp. Eine Ursache sieht er in der unregelmäßigen und teis zu knappen Wasserversorgung der Kartoffeln. Weil der Wassergehalt durch die Trockenheit im Vorjahr in den Knollen geringer war, ging der Stärkegehalt hoch, was bei Kochproben an der Rate der zerkochten Kartoffeln sichtbar wird. Wuchsen die Kartoffelwurzeln in Verdichtungen oder waren die Dämme nicht optimal, so stieg während der trockenen, heißen Juliwochen die Zahl der abgestoßenen Knollen wegen ungenügender Wasserversorgung an.

Kai Wolff von der Firma Pluimers Isolierung, sprach über den Einsatz von Schaum als Dämmstoff für Kartoffelläger. Polyurethanschaum sei ein leichter, hochdämmender, abdichtender und le­bensmittelunbedenk­licher Stoff und werde seit über 20 Jah­ren in der Kartoffelbranche für die Dämmung eingesetzt. Vorteil dieser Methode sei die „Zweikomponenten-Verbindung“, der Schaum wird direkt auf das Trägermedium gesprüht und bindet sich ohne Zwischenräume wie eine zweite Schicht an die Trägeroberfläche. Das Verfahren eigne sich für Altgebäude, beim Hallenneubau für Seitenteile und Decken. Alternativ werden Sandwich-Elemente verbaut und mit dünner Schaumschicht überzogen. So kann auch in großen Hallen und Räumen eine thermische Trennung verschiedener Bereiche durchgeführt werden. Der Schaum ist wasserbeständig, NH4 beständig und kann ebenso in Ställen eingesetzt werden. Außen wird er oft mit Farbanstrich versehen, die die gelb-bräunliche Farbe abdeckt. Einige Landwirte berichteten über Erfahrungen zu unterschiedlichen Einsatzgebieten. Polyurethan sei kein Sondermüll, wenn aber eine saubere Trennung nicht möglich sei, werde das Entsorgen teuer. Den vierten Gudensberger Kartoffeltag zeichnete neben den Fachbeiträgen der Austausch zwischen den Berufskollegen aus. Auch gehörte ein Begleitprogramm mit Kartoffelgerichten dazu. Den Kartoffelanbauern wurden von Hotelkoch Ralf Hohbein verschiedene Varianten serviert. Klaus Minkel freute sich über das Interesse an der Veranstaltung sowie über die informativen Beiträge Referenten.

Minkel, Dissen – LW 8/2014