„Gute Qualitäten und Erträge – aber mäßige Preise“
Erntebilanz 2013: Überdurchschnittliche Getreideernte
Auf dem Erbacher Hof der Familie Karpf in Büdingen-Büches feierte mit mehr als 400 Gästen der Regionalbauernverband Wetterau-Frankfurt das diesjährige Kreiserntedankfest. Für den Regionalbauernverband (RBV) begrüßten Vorsitzender Herwig Marloff und seine Stellvertreterin Andrea Rahn-Farr zahlreiche Ehrengäste, insbesondere Hessens Landwirtschaftsministerin Lucia Puttrich und Bauernverbandspräsident Friedhelm Schneider.

Foto: Ines Dauernheim
Die diesjährige Getreideernte in Hessen lieferte durchweg hoÂhe Erträge und gute Qualitäten, sagte Hessens Landwirtschaftsministerin Lucia Puttrich bei der Vorstellung des vorläufigen Ergebnisses der diesjährigen Getreideernte im Rahmen des Erntedankfestes auf dem Erbacher Hof. Mit einer Gesamtmenge von knapp 2,2 Mio. Tonnen bei einem Durchschnittsertrag von 72,9 Dezitonnen je ha könne dieses Jahr von einer guten Ernte in Hessen gesprochen werden. Dies gelte auch im Vergleich mit dem Vorjahr (1,8 Mio. Tonnen bei 60,3 dt/ha), aber auch gegenüber dem mehrjährigen Durchschnitt von 2007 bis 2012 (2,0 Mio. Tonnen bei 67,4 dt/ha).
2013 ist ein Jahr mit vielen Überraschungen
Der Vegetationsverlauf insgesamt war von einer Wachstumsverzögerung bei den Wintersaaten in Folge einer herbstlichen Trockenperiode und einer verspäteten Aussaat der Sommersaaten nach dem langen, kalten und feuchten Winter geprägt. „Dies zusammen mit dem praktisch ausgefallenen Frühling führte zur einer Verzögerung im Vegetationsverlauf von drei bis vier Wochen“, blickte die Ministerin zurück. Erst zum Ende des Monats April reduzierte sich der Entwicklungsrückstand auf ein bis zwei Wochen. Als dann die Temperaturen Normalwerte erreichten und diese teilweise überschritten, kam es zu einer explosionsartig verlaufenden Entwicklung des Pflanzenwachstums, was zu einem guten Wachstum des Getreides führte. Der Juni bildete hierfür mit einem Wechsel aus Regen und Wärme eine wichtige Voraussetzung. Juli und August waren geprägt von einer lang anhaltenden Hochsommerperiode, die zu einer schnellen und gesunden Reife der Getreidearten führte. „Der schnelle Reifeprozess, verbunden mit den optimalen Erntebedingungen und der modernen Erntetechnik, führte beim Landhandel teils zu logistischen Problem, da die angelieferte Ware kaum gelagert werden konnte“, die in diesem Jahr an vielen hessischen Standorten gemacht werden konnte, so Puttrich.
Ein Wermutstropfen ist die gegenwärtige Preissituation
Einziger Wermutstropfen ist die Preissituation. Zwar erholen sich derzeit die Weizenpreise nach der „Ernte-Delle“, die durch die starke Anlieferung geprägt war. Dennoch liegen je nach Fruchtart die Erzeugerpreise für die meisten Getreidearten um 15 bis zu mehr als 30 Prozent unter denen des Vorjahres. „Insgesamt aber können die hessischen Betriebe mit der Getreideernte 2013 zufrieden sein“, stellte die Ministerin abschließend fest.
Hofgottesdienst und Erntefest mit 400 Gästen
Zuvor wandelte sich die Scheune des Erbacher Hofes in ein Gotteshaus. Mehr als 400 Gäste feierten gemeinsam mit dem katholischen Dekan Wolfram Schmidt und dem Kirchenchor Rinderbügen den Erntedankgottesdienst zu dem der Regionalbauernverband Wetterau-Frankfurt alljährlich einlädt. Erntekrone, Kürbisse, Mais, Kohl, Tomaten, Zwiebeln, Weizen, Zucchini – vieles, was auf den Wetterauer Böden gedeiht, schmückte die Scheune.
Schmidt erinnerte daran, dass der Erfolg der Landwirte von Gott abhängig ist. Beim Erntedank sei es wichtig, den Blick schweifen zu lassen, daran zu denken, dass anderswo die Blechnäpfe für die tägliche Ration Reis und Hirse nicht voll seien. „Die Schere zwischen Arm und Reich weitet sich“, sagte Schmidt. Umgekehrt erklärte er: „Wohlstand hat seinen Sinn, er schafft Arbeitsplätze.“
Achtsamer Umgang mit Lebensmitteln
Er forderte, in der persönlichen Lebensgestaltung wachsam zu sein, für die Armen zu sorgen. Es gehe nicht an, dass ein Drittel aller auf den Feldern erzeugten Produkte im Müll und nicht auf den Teller landen. Die Gesellschaft verliere das Menschliche. Schmidt plädierte für mehr Engagement. Sein Rat: „Leben Sie bescheiden statt extravagant.“ Dazu gehöre gemeinsam zu feiern wie beim Erntedankfest mit gutem Essen, leckeren Landfrauen-Torten, Bauernhofeis, Musik, Direktvermarktern und vielen Informationsständen zur Beschreibung der Landwirtschaft in der Region.
Dauernheim – LW 37/2013