Gute Voraussetzungen für den Herbst 2020

Aus der Forschung für die Praxis am DLR Rheinpfalz

Ein gutes Zeitmanagement war diesmal bei der Tagung „Aus der Forschung für die Praxis – Herbst 2020“ besonders wichtig, zu der der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd, die LWK Rheinland-Pfalz, der Weincampus Neustadt und das DLR Rheinpfalz Mitte vergangener Woche eingeladen hatten.

Beim Wissensparcours zur Herbsttagung informierten Katharina Weihbrecht und Prof. Andreas Düker, Weincampus Neustadt, über die Digitalisierung im Weinberg, hier etwa am Beispiel verschiedener Wetterstationen.

Foto: Andrea Kerth

Denn viele Winzer kamen ins DLR, um sich die Informationen zum Herbst, zur Marktlage und oenologische Empfehlungen anzuhören und sich mit den Beratern und Kollegen auszutauschen. Mit Blick auf die jeweils zulässige Gästezahl angesichts der Corona-Verordnung lief die Tagung in drei Sälen gleichzeitig, wobei sich die Referenten jeweils abwechselten.

Optimistischer Blick auf den Herbst 2020

Weinbaupräsident Reinhold Hörner erklärte zur Lage in den Weinbergen: „Trotz der Trockenheit stehen die meisten Rebanlagen sehr gut da. Natürlich ist der Wassermangel vielerorts ein Thema und es lässt sich schon jetzt sagen, dass auch 2020 wieder ein neidischer Herbst mit lokal sehr unterschiedlichen Erträgen werden wird. Entscheidend ist natürlich das Wetter in den nächsten Wochen.“ Aufgrund verstärkter Nachfrage seitens der Kellereien und des LEH seien Pfälzer Weine trotz eines gewissen Einbruchs durch die Corona-Krise am Markt gefragt. Vor dem Herbst seien die Keller der Pfälzer Winzer, was Fasswein angeht, bereits gut geräumt. Mit Blick auf die Saisonarbeiter für die Lese hofft Hörner, dass die Corona-Situation in Rumänien wie auch Polen stabil bleibe, damit kein Einreisestopp wie im Frühjahr drohe.

Zusätzlich informierte Präsident Hörner die Winzer über die Vorschläge des Deutschen Weinbauverbandes zu den Entwürfen zur Änderung des Weingesetzes und der Weinverordnung. Gerade beim Bezeichnungsrecht gab es mehrfach Kritik von Winzerseite, zum Beispiel zur Festlegung des 1. März als frühestem Vermarktungstermin bei Verwendung einer Einzellage.

Wie es am Weinmarkt aussieht, zeigte Dr. Thomas Weihl von der LWK Rheinland-Pfalz an den Zahlen der Qualitätsweinprüfung. „Trotz einer kleineren Ernte im Jahr 2019 und Rückgängen bei der Anstellung durch die Weingüter sieht man in der Summe leicht steigende Absatzzahlen bei der QW-Prüfung“, so Weihl. Die Anstellungen vonseiten des Handels seien bei Rot- und Weißwein stabil und ein großes Plus entfalle auf sonstige Weine wie Blanc de Noir oder Rosé. „Die aktuell lagernden Fassweinbestände zum Stichtag 31. Juli sind geringer als in den Vorjahren, mit Ausnahme des Jahres 2018“, erklärte Weihl.

Oenologischer Ausblick auf den Herbst

Den weinbaulichen Rückblick und oenologischen Ausblick gab Prof. Ulrich Fischer vom Weincampus Neustadt. Aufgrund der sinkenden Säurewerte erwartet Prof. Fischer die Zulassung der Säuerung in Rheinland-Pfalz. In den Weinbergen zeigt sich trotz sortenabhängiger Verrieselungen während der Blüte und stärkeren Sonnenbrandschäden eine überwiegend positive Situation. „Derzeit ist keine Fäulnis festzustellen“, erklärte Prof. Fischer. „Und was die Reifemessungen angeht, haben wir einen Verlauf wie in 2011 und 2015. Es sind also beste Voraussetzungen für einen großen Jahrgang.“

Bei einem Wissensparcours konnten sich die Gäste dann in Kleingruppen über Forschungsprojekte des Weincampus Neustadt informieren. Dabei ging es von einer nachhaltigen Bodenpflege durch Herbst- und Winterbegrünung, Weinstilistik pilzwiderstandsfähiger Sorten und die Digitalisierung im Weinberg bis zu Verfahren zur Unterstockbehandlung.

Ak – LW 35/2020