Hagel verwüstet Wingert, Gemüse und Obst

Hagel suchte Regionen um Landau, Grünstadt und Westpfalz heim

Totalschaden auf rund 1 500 ha Rebfläche, bis zu 6 000 ha zum Teil schwer geschädigt, auf 1 000 ha Obst und Gemüse zerschlagen, 4 000 ha Gemüsefelder von Starkregen und Ãœberschwemmung getroffen. „Katastrophal“ bezeichnet Ökonomierat Norbert Schindler, Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz und des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz-Süd, die Schadensbilanz nach den verheerenden Unwettern der zweiten Juniwoche in den Weinbergen um Landau und in der Obst- und Gemüseanbauregion zwischen Landau und Speyer.

Am Mittwoch, 9. Juni, hagelte es in mehr als 20 Weinbaugemeinden rund um Landau, vor allem südlich der Stadt. Am Tag darauf hagelte es rund um Grünstadt bis Worms, auch hier (s. Bild) gab es 500 ha mit Totalausfällen. Auch in der Westpfalz gingen schwere Hagelschauer nieder, die besonders schwere Schäden in den Ackerkulturen anrichteten.

Foto: lwk

Die sommerlich warmen Temperaturen standen im scharfen Kontrast zu dem Bild, das die Rebflächen südlich von Landau boten, ein Bild, das eher nach Dezember aussah. Wo sonst um die Jahreszeit saftiges Grün die Reben umgibt und Riesling, Dornfelder und Co. beginnen, ihre zarten Blüten zu öffnen, präsentierten sich kahle Rebstöcke. Präsident Schindler verschaffte sich einen Überblick von den Auswirkungen eines Extremwetters, das in zwei aufeinanderfolgenden Nächten die Region heimgesucht hatte. Dabei hatte großflächiger, schwerer Hagelschlag den jungen und noch besonders zerbrechlichen Frühjahrsaustrieb der Reben im Kernland des Anbaugebietes Pfalz, aber auch über Grünstadt, Bockenheim und das Zellertal bis in den Wonnegau hinein teilweise völlig zerstört.

Plötzlich vor dem Nichts

In weiten Bereichen einer Fläche, die gut ein Viertel des gesamten Anbaugebietes entlang der Deutschen Weinstraße ausmacht, müssen die Winzer einen Ausfall des Jahrgangs 2010 befürchten. Präsident Schindler geht davon aus, dass ein Teil der Schäden durch eine abgeschlossene Hagelversicherung zumindest soweit gedeckt werden, dass der Ertragsausfall nicht unmittelbar zu einer Gefährdung der betrieblichen Existenz führe. Dies zeige einmal mehr, wie wichtig diese Risikoabsicherung angesichts der Zunahme von extremen Witterungsereignissen in der Region geworden sei.

Kammer und Berufsverband, so Präsident Schindler, haben unmittelbar nach dem Unwetter in enger Abstimmung mit der Landesregierung und den kommunalen Gebietskörperschaften begonnen, Sofortmaßnahmen zu sondieren und Programme auszuarbeiten, um zu verhindern, dass betroffene Betriebe kurzfristig in Liquiditätsengpässe geraten. Winzern, denen teilweise oder ganz der Verlust der Jahresernte droht, helfe, sofern abgeschlossen, zwar kurzfristig die Hagelversicherung, mittelfristig fehle ihnen jedoch der Wein, um ihre Kundschaft zu versorgen. Um den Ausfall durch Zukauf ausgleichen zu können, benötigten sie finanzielle Mittel und gegebenenfalls Ausnahmegenehmigungen. Präsident Schindler begrüßte, dass die politisch Verantwortlichen die Dramatik der Situation erkannt haben und die Leidtragenden nicht im Stich lassen wollen. So wie die Winzer an der Südlichen Weinstraße sieht Präsident Schindler auch die Obst- und Gemüsebauern im Unwettergebiet betroffen.

In einem breiten Streifen von Schwegenheim, über Weingarten, Freisbach, Frei­mersheim, Zeiskamm bis Hochstadt seien Gemüse, Salat, Erdbeeren in weiten Bereichen zerschlagen oder infolge Hagelschlag nicht mehr verkäuflich. Vielerorts seien Jungpflanzungen weggeschwemmt.

Durch überlaufende Bäche (Isenach) und Rückstau sei es in diesem Bereich zu schweren Überflutungen gekommen. In weiten Bereichen der Vorder­pfalz stand auch nach drei Tagen noch das Wasser auf den Feldern. Wie im Weinbau seien auch hier nun rasche Maßnahmen notwendig, um nachhaltigen Schaden von den Betrieben abzuwenden. Die erforderlichen Abstimmungsgespräche seien terminiert.

Im Obst- und Gemüsebau sieht Präsident Schindler aufgrund der bereits bestehenden schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen eine verschärfte Existenzgefährdung für viele Landwirte, die durch schnelle und unbürokratische Hilfen abgewendet werden müsse. bwv/lwk