Halbzeit in der Corona-Pandemie
Auf dem Land sterben die Menschen weniger anonym
Die Corona-Pandemie hat im vergangenen Jahr das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben auch in der Landwirtschaft stark verändert. Mit der begonnenen Impfung dürfte in der zweiten Jahreshälfte eine Herdenimmunisierung erreicht werden. Bis dahin bleiben die einschneidenden Maßnahmen gegen Corona wohl in Kraft.

Foto: HMdIS
Corona-Tote sind Opfer aus der Nachbarschaft
Sie verbinden nun die bisher weitgehend anonym gebliebenen Zahlen der Opfer mit Gesichtern und Namen aus ihrem Orts- oder Stadtteil. Erst jetzt wird vielen bewusst, wie real und gefährlich das Coronavirus tatsächlich ist.
Der Alltag der Menschen auf der ganzen Erde, mit Ausnahme von nur wenigen Ländern, die frühzeitig strikte Regeln zur Anwendung gebracht haben, ist gekennzeichnet von zahlreichen Einschränkungen (Lockdown). Daran wird auch die in Deutschland vor Weihnachten begonnene Impfung für das erste Halbjahr 2021 nichts ändern. „Die Pandemie ist erst vorbei, wenn das Virus die übergroße Mehrheit aller Menschen infiziert hat oder diese durch erfolgreiche Immunisierung, also Impfung, geschützt ist“, hat ein kluger Kopf es auf den Punkt gebracht.
Das Mittel der Wahl zum Sieg über die Corona-Pandemie ist die Impfung durch den in Mainz entwickelten neuartigen Impfstoff der Firma Biontech, der erst seit kurzem EU-weit zugelassen ist. Von einer zügig ablaufenden Impfkampagne kann derzeit noch keine Rede sein. Bis Mitte Dezember wurde zwar in jedem Landkreis ein Impfzentrum eingerichtet, darunter die Hessenhalle in Alsfeld. Allerdings fehlt noch die erforderliche große Anzahl an Impfdosen, um diese Kapazitäten auch sinnvoll auszulasten. Die Impfzentren stehen daher weitgehend nur in Bereitschaft.
Drei-Phasen-Strategie verläuft derzeit noch holprig
So wird nach der Drei-Phasen-Strategie des Landes Hessen (siehe Grafik) der zur Verfügung stehende knappe Impfstoff zunächst in den sogenannten Schwerpunktkliniken, das sind das Klinikum Kassel, das Klinikum Fulda, die Uniklinik Gießen und Marburg, Helios HSK Wiesbaden, die Uniklinik Frankfurt sowie das Klinikum Darmstadt eingesetzt. Zeitgleich sollen auch die ersten mobilen Impfteams der Impfzentren Alten- und Pflegeheime in den Städten und Landkreisen aufsuchen und Bewohner vor Ort impfen.
Ende Januar rechnet das Land dann damit, die nächste Stufe in der Impfstrategie einläuten zu können: Dann soll auch das Impfen der „mobilen Über-80-Jährigen“ in den sechs Regional-Impfzentren losgehen. Vorab könnten sich die Personen der höchsten Prioritätsgruppe über ein bundeseinheitliches Anmeldeportal oder über eine Hotline ab dem 12. Januar um einen entspechenden Termin bemühen.
In der dritten Stufe werde der Betrieb in allen 28 hessischen Impfzentren aufgenommen, sagte Hessens Innenminister Beuth in einer Pressekonferenz vor Weihnachten. Wann dies der Fall sein werde, sei unklar.
Dies hänge davon ab, wie viele Impfdosen zur Verfügung stünden und ob noch weitere Impfstoffe in der EU zugelassen würden. In dieser Phase würden weitere Gruppen nach der bundesweiten Priorisierung berücksichtigt. Dann soll es, eine entsprechende Versorgung mit dem Impfstoff vorausgesetzt, bis zu 30 000 Impfungen pro Tag geben. Wann die sogenannte Herdenimmunität erreicht sein wird, ist heute noch nicht absehbar.
Digitale anstelle von Präsenz-Veranstaltungen
In der Zwischenzeit werden auch in den kommenden Monaten Präsenzveranstaltungen zumindest in der gewohnten Art und im gewohnten Umfang nicht stattfinden. Digitale Angebote haben Hochkonjunktur.
Wie im vergangeenen Jahr stellen sich Fragen, wie der Agrarantrag abgehandelt werden soll oder die Erfüllung der gesetzlichen Pflicht zur Auffrischung des Sachkundenachweises Pflanzenschutz.
In den Kreisverwaltungen werden die Gesundheitsämter, die bei den hohen wöchentlichen Neuinfektionen von um die 200 je 100 000 Einwohner mit der Rückverfolgung der Infektionswege derzeit völlig überlastet sind, viele Mitarbeiter aus anderen Abteilungen der Kreisverwaltung in Anspruch nehmen.
Weiter ist zu klären, wie die Zulassung von Saisonarbeitskräften aus dem Ausland zu handhaben sein wird, angefangen von der Einreise, der Unterbringung auf dem Betrieb bis hin zu täglichen Arbeitsabläufen.
Weihnachtsfeiern 2021 noch ungewiss
Die Ausgestaltung des Unterrichts an den Fachschulen wird mit Sicherheit bis zum Schuljahrsende von den Notwendigkeiten der Pandemie-Bekämpfung geprägt sein. Die Weihnachtsfeiern sind im abgelaufenen Jahr reihenweise aus guten Gründen abgesagt worden. Wenn sie im Dezember wieder wie gewohnt stattfinden könnten, wäre die Pandemie dank Impfung im Vergleich zur Pest (1347 bis 1353) oder der Spanischen Grippe (1918 bis 1920) zügiger und mit deutlich weniger Todesopfern besiegt.
Dz – LW 1/2021