Handeln in der Krise

Die weltweiten wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen haben auch in der Landwirtschaft direkten Einfluss auf die Nachfrage- und Preisentwicklung. Da stellt sich die Frage, wie man als landwirtschaftlicher Unternehmer auf die momentan schwache Marktsituation reagieren soll. Die rechtzeitige und realistische Einschätzung der eigenen Situation und der Entwicklungsfähigkeit des Unternehmens sind hierbei eine notwendige Grundlage.
Wichtige Voraussetzung für die Wahl der Strategie ist die Beurteilung der betrieblichen Entwicklung auf Grundlage mehrjähriger Betriebskennzahlen, um Überschätzungen beziehungsweise Unterbewertungen möglichst zu vermeiden. Oberste Priorität aber muss stets die Sicherung der Zahlungsfähigkeit haben. Aufgrund der derzeit niedrigen Erzeugerpreise und der kurzfristig nicht zu erwartenden Erholung, sind Potenziale auf der Kostenseite der Produktion auszuschöpfen. Hierzu können beispielsweise überbetriebliche Zusammenarbeiten beitragen.
Außerdem sollte geprüft werden, ob überschaubare Investitionen, welche natürlich solide finanziert sein müssen, in der aktuellen Situation die Möglichkeit zu wichtigem Fortschritt im eigenen Unternehmen bieten. Aber Vorsicht vor dem aktuell historisch niedrigen Zinsniveau – gerade bei knappem Eigenkapital und schwankenden Märkten können größere Investitionen schnell existenzbedrohend werden.
Für eine bessere kurzfristige, aber auch längerfristige Planung sind aktuelle, zeitnah zur Verfügung stehende Zahlen von großer Bedeutung. Vor diesem Hintergrund sollte man überlegen, von der in der Landwirtschaft traditionellen Buchführung Abstand zu nehmen und sich über die Einrichtung einer sogenannten Offenen-Posten-Buchhaltung (OP-Buchhaltung) Gedanken zu machen. Dadurch wird der Einblick in die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage im Unternehmen deutlich größer. Die Liquidität für die nächsten Wochen beispielsweise lässt sich so wesentlich einfacher prognostizieren.
Christoph Bai