Heiße Tage auf der Interforst 2010
Optimismus auf der bedeutenden Forstfachmesse in München
Die 11. Interforst zeigte die Forstbranche in Aufbruchstimmung – das ist vor allem den guten Holzpreisen zu verdanken. 410 Aussteller und 50 000 Besucher verließen die Messe zufrieden. Was es Neues auf der Interforst zu sehen gab, das berichtet Dr. Günther Weise vom Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF).
Viele Aussteller zeigten im Freigelände und in den Hallen die Vielzahl ihrer Produkte zur effektiven Holzernte und Weiterverarbeitung, vieles davon für den Bauernwald. Bekannte, weiterentwickelte oder verbesserte Produkte fanden sich, doch war auch die eine oder andere neue Entwicklung zu beoÂbachten. Davon sollen im Folgenden einige herausgegriffen werden, zusammengefasst unter den Schlagworten Arbeitssicherheit, Energieholz, Bodenschutz und Arbeitserleichterung.Interessante Ansätze zur Verbesserung der Arbeitssicherheit von gefährlichen Geräten waren auf dem Stand der Berufsgenossenschaften und der jeweiligen Hersteller zu finden. Posch zeigte einen geteilten Spaltkeil für seinen Vertikalspalter HydroCombi 16/20 GS (Fixomatic-System); der untere Teil des Spaltkeils hält in dieser Anordnung zunächst den eingelegten Abschnitt mit der relativ geringen Kraft einer Gasdruckfeder fest, solange das Holz noch mit der Hand hantiert wird. Erst wenn das Holz festgehalten wird und eventuelle helfende Hände sich zurückgezogen haben, soll die eigentliche Spaltkraft aktiviert werden. Der Spaltvorgang wird dabei durch einen Spaltkeil mit Rollen erleichtert (s. Bild oben). Eine ähnliche Funktionalität wird mit der schon länger bekannten schrägen Spalterbauweise von Stockmann erreicht, die es gestattet, den zu spaltenden Abschnitt anzulehnen, ehe mit Kraft gespalten wird. Ähnliche Motive standen Pate bei der Konstruktion der Brennholzwippsäge GS von Posch (Bild u.r.) und der Kreissäge ICS 400 von Schepach (Bild u.l.). Beide Produkte decken das Sägeblatt fast während des gesamten Arbeitsvorgangs ab und erschweren Verletzungen damit erheblich. Die genannten Produkte wurden daher auch von der Prüf- und Zertifizierungsstelle des Spitzenverbandes der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften mit dem GS-Zeichen ausgezeichnet.
Im Rahmen der Sonderschauen konnten sich die Besucher unter anderem über Fragen und Vorschriften bei Transport und Ladungssicherheit informieren. Einer der interessanteren Punkte war dabei die Präsentation der Firma Ökolube, die über neue Entwicklungen hinsichtlich der sogenannten Handwerkerregelung beim Gefahrstofftransport informierte. Demnach können transportable Dieseltankstellen von den Vorschriften des ADR-Rechts, wie den wiederkehrenden Prüfungen, ausgenommen werden, wenn gewisse Mengenbegrenzungen und Regularien eingehalten werden. Zu achten ist dabei insbesondere auf die Ladungssicherung, die Höchstmenge pro Behältnis und pro Transport. Es ist lediglich ein Transport zum direkten Verbrauch zugelassen.
Besserer Schutz gegen Zecken
Bei den Spalthämmern wurde im Gefolge der Diskussionen um absplitternde Hammerköpfe von Halder bei der Simplex Spaltaxt als innovative Lösung eine Schlagseite aus Kunststoff vorgestellt, bei der nicht die sonst üblichen Einschränkungen bei der Benutzung der Schlagfläche von Spalthämmern – kein Schlag auf gehärtetes Material – zu beachten sind.
Einige erwähnenswerte neue Entwicklungen waren auf dem Gebiet der persönlichen Schutzausrüstung zu finden. So stellten mehrere Hersteller mit Permethrin imprägnierte Schutzkleidung vor, die Zecken abwehren soll. Bisher bekannte Schnittschutzanzüge, wie der Anzug Alpin Function von HF, verwenden hierzu einen mit dem Insektizid leicht behandelten Stoff. Um jeglichen Hautkontakt mit dem Stoff zu vermeiden hat die Firma Grube ihre Schnittschutzhose Forest Shield Tick Stop mit einer auf Kniehöhe befindlichen Fangfalte für Zecken ausgestatten. Zusammen mit einer verbesserten Abdeckung im Fußbereich sollen die Zecken so bei ihren Suchläufen über dem Körper zwangsläufig in die Fangfalte (Bild o.M.) gelangen. Dort kann ein mit Permethrin getränkter Streifen eingelegt werden, der die Zecke bekämpft, ohne dass für den Träger die Gefahr eines direkten Hautkontakts mit dem Insektizid besteht.
Weitere interessante Entwicklungen fanden sich bei der Verbesserung der Sichtbarkeit. Neben den bisher im Vordergrund des Interesses stehenden Warnfarben und Rückstrahlern versuchen die Hersteller nun ihre Produkte selbstleuchtend zu gestalten. Als Beispiel seien der von Grube vorgestellte Schnittschutzanzug DynaTeX-Lite mit LED-Blitzleuchten im Schulterbereich (Bild S. 18, o.r.) und der nachleuchtende Helm Forstmeister von Schuberth genannt (Bild S. 18, o.l.). Interessant erscheinen die Entwicklungen vor allem bei Arbeiten an stark bewölkten Tagen, dann kann das Auffinden von Verunglückten erleichtert werden.
Auch die Notruftechnik entwickelt sich weiter. Telenot stellte mit dem Comtac 2 G aufbauend auf dem Gerät Mambo2 von Falcom erstmals ein kompaktes GSM-gestütztes Notrufgerät vor, mit dem Alleinarbeit abgesichert werden kann. Ebenfalls vorgestellt wurde von Presentec das enorm robuste Handy Sonim XP 3 in der Ausführung Sentinel zur Überwachung von Alleinarbeit mit Überwachungs- und Notruffunktionalität. Die zugehörige Notrufplattform wird demnächst folgen.
Ein ganz großes Thema der Interforst war die Gewinnung und Ernte von Energieholz. Hierzu wurden auf der Sonderschau verschiedene Ernteköpfe und Verfahren von der bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft vorgestellt. Auch auf der Messe waren viele Bündleraggregate, Hacker, Scheitholzprozessoren und Transportgeräte zu finden (Bild S. 18, u.l.). Gerade bei den Kurzumtriebsplantagen wird jedoch die Arbeitsorganisation weiter entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg bleiben. So erzeugen Gehölzmähhäcksler konkurrenzlos günstige Hackschnitzel, doch erlaubt deren Qualität und relativ hohe Feuchte nur die Verwendung in größeren Heizkraftwerken mit entsprechenden Feuerungen. Auch dürfen die Bestände keine Durchmesser über 12 cm aufweisen. Sonst sind die aufwändigeren Bündleraggregate erforderlich, die schon spezialisierte Forsttechnik darstellen (Bild S. 18, u.r), aber ein sehr viel breiteres Einsatzspektrum zulassen.
Der Umwelt- und Bodenschutz wird auch für den Landwirt im Wald und den landwirtschaftlichen Lohnunternehmer mit Aufträgen im Forst beschäftigen. Um den zunehmend strengeren Vorgaben Genüge tun zu können, waren zum Beispiel bei Kotschenreuther Gummiraupenlaufwerke und erstmalig Radialreifen von Alliance für die Verwendung an Forstschleppern auf der Basis landwirtschaftlicher Traktoren zu sehen (Bild oben). Der Alliance Reifen war so neu, dass auf der Messe nur die Dimension für die Vorderräder verfügbar war, doch sollen die größeren Reifen für die Hinterräder bald folgen. Interessant ist das Profil, dessen auffällige Zwischenstollen die Verwendung von Ketten erleichtern sollen.
Erste Motorsägen mit Akku
Was die Arbeitserleichterung angeht, so ist vor allem das zunehmende Angebot von Akkugeräten erwähnenswert. Fanden sich auf der letzten KWF-Tagung bereits die Akkusägen von Pellenc, so waren nun neben diesen (Bild u.r.) auch Akkukettensägen von Stihl und Dolmar (AS 3625) zu sehen. Dolmar stellte mit der Säge gleich eine ganze Serie von Akkugeräten vor, bestehend aus Freischneider, Heckenschere und Laubbläser, wobei der Akku in der Regel in das Gerät eingesetzt ist. Wohl eigenen sich die Akkusägen noch nicht zur Ernte dicker Stämme, doch lassen sich bereits eine Vielzahl von kleineren Arbeiten wie Baum- und Grundstückspflege und das Aufarbeiten kleiner Stämme oder Kronen mit diesen Sägen erledigen. Für die Säge von Dolmar etwa gibt der Hersteller eine Akkulaufzeit von 20 Minuten an. In der gleichen Zeit lässt sich ein zweiter Akku mit 2,6 Ah Kapazität an der Steckdose wieder aufladen, sodass ein ununterbrochenes Arbeiten möglich ist. Pellenc gibt dagegen an, mit ihren separat zu tragenden Lithium-Ionen Akkus mit 10,6 Ah Kapazität sei ein ganzer Arbeitstag möglich. Hauptvorteile der Akkusägen sind ihre deutlich reduzierte Lärmemission und vereinfachte Wartung.
Weiter können sie etwa an geschlossenen Orten eingesetzt werden, an denen die Abgasemissionen von Motorkettensägen ein Problem darstellen. Wie sich diese interessante Gerätebauart weiterentwickeln wird, hängt letztlich von der Leistungsfähigkeit der Akkus ab, die sich in der Praxis zeigen wird. Kleinere Verbesserungen waren auch bei den forstlichen Handwerkzeugen zu beobachten, wie etwa das HandÂsappie von Stubai, bei dem der StahlÂstiel zur Gewichtseinsparung durch einen aus Aluminium ersetzt wurde.
Auch der stets innovationsfreudige Hersteller Teufelberger zeigte weiter entwickelte leichte Seilendverbindungen aus Kunststoff, die zur sicheren Benutzung seiner Kunststoffrückeseile geeignet sind, während Grube hier auf den Zugkraftbegrenzer Dynaforce Lock – praktisch eine Sollbruchstelle – setzt. Eine erhebliche Arbeitserleichterung dürften die von Teufelberger erstmalig vorgestellten Chokerseile aus ummantelter Dyneema Faser bieten, die wohl im Vergleich zu Chokerketten und Chokerseilen deutlich komfortabler und leichter sein dürften.
Zusammenfassend war die diesjährige Interforst wieder ein großes und vielfältiges Schaufenster der Forstwirtschaft und Forsttechnik geprägt von einer gesunden Portion Optimismus, mit dem die Forstwirtschaft die Krise hinter sich lassen will und Chancen gesehen werden. Dr. Günther Weise, KWF