Herausragende Persönlichkeit der hessischen Landwirtschaft
Dr. Paul Kuhlmann mit 87 Jahren gestorben
Der langjährige und frühere Generalsekretär des Hessischen Bauernverbandes (HBV), Dr. Paul Kuhlmann, ist am 29. Januar im Alter von 87 Jahren gestorben. In einer Presseerklärung würdigt HBV-Präsident Karsten Schmal den Agrarökonomen als eine herausragende Persönlichkeit der hessischen Landwirtschaft und ihrer berufsständischen Vertretung mit ausgeprägten unternehmerischen Fähigkeiten und Führungsqualitäten.
Kuhlmann habe mit den jeweiligen ehrenamtlichen Führungskräften wirtschaftliche und organisatorische Grundlagen zur Stärkung des Verbandes geschaffen. Er habe maßgeblichen Anteil daran, dass in Friedrichsdorf, dem Sitz des Hessischen Bauernverbandes, ein grünes Zentrum entstand.Kuhlmann arbeitete mit drei Präsidenten zusammen: Richard Westernacher (1970 bis 1987), Karl Stumpf (1987 bis 1994) und Heinz Christian Bär (1994 bis 2006). Westernacher beschrieb Kuhlmann in einem Beitrag zur Verabschiedung des Generalsekretärs im Jahr 2002 als agrarpolitschen Denker, der politisch wie organisatorisch Weichen gestellt habe. Kuhlmann sei ein klarer und konsequenter Verhandlungspartner.
Bauerndemonstrationen waren zu Kuhlmanns Zeit an der Tagesordnung, wie erst heute wieder. Damals ging es oft um Interventionspreise (von der EU festgelegte garantierte Mindestpreise für bestimmte Agrarprodukte). Allerdings hielt Kuhlmann von Demonstrationen nicht viel, er bezweifelte ihre Wirkung, wie Westernacher in dem Beitrag feststellte. Gleichwohl konnte Kuhlmann angriffslustig sein, und er pflegte auch Gegnerschaften, gegenüber Vertretern der Politik, aber auch des Berufsstands.
Turbulente Zeiten gab es etwa Anfang der 80er Jahre zur Zeit von Landwirtschaftsministers Karl Schneider und Staatssekretär Jörg Jordan (bei SPD). Das Schneider-Jordan-Papier sah eine Preissenkung bei Gereide vor. Die Einkommensverluste der kleinen Betriebe sollten durch eine Abgabe der größeren Betriebe ausgeglichen werden – eine Umverteilung nach sozialistischer Manier. Es kam zu einem Eklat und man sprach über ein Jahr lang nicht mit dem Minister.
Karl Stumpf, der mit Kuhlmann ein sehr offenes Verhältnis hatte, beschrieb Kuhlmann einmal gegenüber dem LW Hessenbauer als einen Mann von harten Charakterzügen. Auch die Diskussionen führe er hart. Wenn er jedoch spüre, dass das andere Argument stärker ist als sein eigenes, gehe er auch den Kompromiss ein. „Als Hauptgeschäftsführer war er ein strenger aber sehr gerechter Mann“, sagte Stumpf. Er habe sich immer für die Mitarbeiter eingesetzt.
Kuhlmann war intelligent und selbstbewusst. Vielen war er ein wertvoller Ratgeber und wohlwollender Förderer.
Kuhlmann hatte viele Ideen, wie man den Verband entwickeln und neu gestalten kann, gab Karl Stumpf in seiner Beschreibung Kuhlmanns an. In Kuhlmanns Zeit wurde ein Großteil der HBV-Wirtschaftsbetriebe gegündet wie die HBV Landwirtschaftliche Unternehmensberatung, die damalige Land und Forst Projektentwicklung, die UD Umweltdienste, die ORD Oberhessische Recycling-Dienste. Weiterentwickelt wurden die LBH Steuerberatungsgesellschaft und der Landwirtschaftsverlag Hessen. Außerdem wurden Immobilien erworben. Das sollte zu einer soliden finanziellen Grundlage für den Hessischen Bauernverband beitragen.
Eine große Herausforderung war zu Beginn der 70er Jahre die Auflösung der Landwirtschaftskammer und die nachfolgende Gründung der Stiftung, die heute noch Bildungsarbeit finanziert. Die Fusion der landwirtschaftlichen Sozialversicherung Kassel und Darmstadt war ebenfalls ein Kraftakt, den der Berufsstand damals bewältigt hat. Ende der 90er Jahre nach der großen Verwaltungsreform, die auch die Agrarverwaltung betraf, wirkte Kuhlmann an der Einrichtung des Beratungskuratoriums Landwirtschaft und Gartenbau mit, um eine unabhängige Beratung sicherzustellen. Kuhlmann war außerdem viele Jahre Mitglied im Landesagrarausschuss sowie Mitglied des Vorstands der Marketinggesellschaft Gutes aus Hessen.
Kuhlmann war zudem ein leidenschaftlicher Geschäftsführer des Landwirtschaftsverlages Hessen, dem Verlag des Hessenbauer. Die Übernahme des Fachverlages Dr. Fraund, der im Bereich Weinliteratur und Weinfachzeitschriften bundesweit tätig ist, war eine seiner zukunftsweisenden Entscheidungen. Kuhlmann war Initiator der Zusammenarbeit der Wochenblätter Hessenbauer mit dem Landboten in Rheinhessen und dem Pfälzer Bauer. Seit der Jahrtausendwende sind die drei Zeitschriften zu einem Wochenblatt fusioniert.
In die Dienste des HBV trat Kuhlmann 1971, 1974 wurde er zum Hauptgeschäftsführer ernannt. Dieses Amt bekleidete er mit der späteren Bezeichnung Generalsekretär bis Ende 2002. Zuvor hatte Kuhlmann, der auf einem Bauernhof in Hungen-Rabertshausen aufgewachsen war, an der Universität Gießen Landwirtschaft und Wirtschaftswissenschaften studiert. Aufgrund der Leistungen für den Berufsstand und in der Kommunalpolitik, Kuhlmann war lange Zeit Stadtverordneter und zeitweilig Fraktionsvorsitzender der CDU in seiner Heimatstadt Rosbach vor der Höhe, erhielt er 1998 das Bundesverdienstkreuz.
CM – LW 6/