Hessen hat eine neue Kohlkönigin
Katharina I. auf dem Hessentag gekrönt
Als besonderes Ereignis wurde am vergangenen Freitag die Krönung von Katharina Wicke zur Kohlkönigin Katharina I. gefeiert. Sie wird in den nächsten beiden Jahren den nordhessischen Kohlanbau repräsentieren und das beliebte regionale und gesunde Gemüse bei vielen Gelegenheiten bewerben.

Foto: Dr. E.-A. Hildebrandt
Kohlkönigin aus Leidenschaft
Die 23-jährige Katharina I. ging in ihrer persönlichen Vorstellung auf ihre frühe Begegnung mit dem Kohlanbau ein. Von Kindesbeinen an habe sie als Gudensberger Bauerntochter den heimischen Kohlanbau von der Saat bis zur Ernte begleitet und dieses Gemüse als Weiß- oder Rotkraut wie auch als Sauerkraut sehr gern gegessen. Dazu hätten auch die Kochkünste von Mutter und Großmutter beigetragen.
Kohl symbolisiere für sie auch Heimat und kulturelle Identität, sei für sie mehr als nur ein Erdprodukt. Der Wunsch einmal Kohlkönigin zu werden sei bereits 2008 gereift, als sie als Kind auf dem Hessentag in Homberg die Krönung der ersten hessischen Kohlkönigin Anne I. miterleben durfte. Großmutter und Mutter, die beide bei den hessischen Landfrauen aktiv sind, sowie ihr Vater als Vorsitzender der Erzeugergemeinschaft Industriegemüse Fritzlar hätten diesen Wunsch später aufgegriffen und dazu beigetragen, das Katharina zur Eröffnung des Hessentages 2024 in das Amt der Kohlkönigin eingeführt wird.
Öffentlichkeitsarbeit für den regionalen Kohlanbau
In ihrer 2-jährigen Amtszeit beabsichtige Katharina I. den Menschen die Vorzüge des Kohls als vitamin- und mineralstoffreiches Superfood näher zu bringen. Dabei werde sie auch auf die Bedeutung des Anbaus und der Regionalität deutlich machen. Vor allem der jungen Generation möchte sie dabei das Thema Kohl schmackhaft machen.
Hierzu werde sie auch in ihrem Instagram-Kanal Hinweise und Beispiele zur gesunden und trotzdem preisgünstigen Nahrungszubereitung mit Kohl geben. Katharina I. betrachtet ihre Aufgabe als eine Mischung aus Aufklärung, Aufmerksamkeit erregen und Repräsentation über die Grenzen der nordhessischen Anbauregion hinaus. Das Amt übertragen zu bekommen mache sie sehr stolz. Dabei sei sie sich aber auch der großen Verantwortung bewusst, die sie für den Kohlanbau, die Region und den Berufsstand übernommen habe.
Der Kohlanbau in Nordhessen
Vor der Krönung hatte der Vorsitzende der Erzeugergemeinschaft Industriegemüse Fritzlar, Landwirt Matthias Wicke (und Vater der Kohlkönigin) einen kurzen Abriss der Anbaugeschichte in Verbindung mit der Verarbeitung durch die Firma Hengstenberg in Fritzlar gegeben. Der Kohlanbau hat sich seit Beginn der 60er Jahre in einem Umkreis von rund 25 km um Fritzlar etabliert. Aus kleinen Anfägen wuchs die Zahl der Anbauer in wenigen Jahren auf etwa 60 Betriebe mit einer Anbaufläche von zirka 350 ha.
Heute besteht die Erzeugergemeinschaft aus 17 Betrieben mit einer Anbaufläche von 250 ha Weiß- und Rotkohl. Das Gemüse wird nahezu vollständig im Vertragsanbau an die Firma Hengstenberg in Fritzlar geliefert, die mit einer Stammbesetzung von 80 und im Saisonbetrieb bis zu 900 Arbeitskräften das Gemüse verarbeitet. Hengstenberg ist damit der größte kohlverarbeiende Betrieb in Europa.
Erzeugergemeinschaft ist fit für die Zukunft
Wicke weist darauf hin, dass der Kohlanbau wegen seines hohen Wassergehalts von 90 Prozent auf Böden mit einer guten Wasserversorgung angewiesen ist. Dürrejahre und Trockenheit führen schnell zu Missernten.
Auch rechtliche Einschränkungen im Pflanzenschutz und der Saatgutbehandlung (Beizung) hätten den Anbau erschwert, da die Aussaat der aufwendigeren Pflanzung weichen musste. Da die frühere Beschäftigung von Erntekräften heute ökonomisch nicht mehr tragbar sei, hätten die Anbaubetriebe zum Teil auch gemeinschaftlich in Anbau- und Erntetechnik investieren müssen. Aus der Sicht der Erzeugergemeinschaft habe man so den Boden für eine gute Produktivität geschaffen, die sich auch durch die gute und faire Zusammenarbeit mit derFirma Hengstenberg bewähre und dem Kohlanbau in der nordhessischen Region in sichere Zukunft ermögliche.
Dr. E.-A. Hildebrandt – LW 22/2024