Himbeersorten – am aufsteigenden Trieb

Welche Sorten sind empfehlenswert?

Die Leistungsfähigkeit verschiedener Himbeersorten wurde am Gartenbauzentrum Köln-Auweiler der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen 2018 und 2019 untersucht. Simon Schrey, Obstbauberater der Landwirtschaftskammer NRW, stellte auf dem Beerenobsttag der Fachgruppe Obstbau Bonn-Rhein-Sieg die Ergebnisse vor.

Die Sorte Lagorai Plus: Feste stabile trockene, relativ helle Frucht, in der Reifezeit mit Tulameen oder leicht danach, mittlerer bis guter Geschmack, guter Ertrag.

Foto: Linnemannstöns

Die Long Canes wurden für den Versuch 2018 Ende April in 7-l-Container gepflanzt. Aufgestellt wurden drei Töpfe pro Meter, sechs Ruten pro laufendem Meter (lfm) wurden kultiviert. Die neuen Sorten Vajolet und Lagorai lagen mit Standardsorte Tulameen, was Ertrag (gut 8 kg/lfm) und Klasse-I-Anteil angeht, gleich auf. Vajolet konnte ab 25. Juni geerntet werden, die anderen beiden ab 11. Juli.

Deutlicher Unterschied in der Fruchtgröße

Ein deutlicher Unterschied zeigte sich bei der Fruchtgröße: Hier punktet Vajolet mit 6,4 g im Vergleich zu 4,7 g bei den anderen Sorten. 2019 wurde am 9. April gepflanzt (drei Töpfe/lfm, sechs Ruten/lfm) und ab 2. August (Vajolet) geerntet, Tulameen und Lagorai folgten ab 9. August. Die Erträge lagen mit rund 9,6 kg/lfm bei Tulameen und Lagorai deutlich über den 8,7 kg/lfm von Vajolet.

Auch der Klasse-I-Anteil war bei Vajolet mit 89 Prozent am niedrigsten. Allerdings konnte die Sorte wieder mit dem höchsten Fruchtgewicht punkten – 6,6 g im Vergleich zu 5,2 g. „Bei der Untersuchung der Qualitätseigenschaften zeigte sich, dass Tulameen bei den Sommersorten im Moment noch der Maßstab ist, an dem sich die anderen messen müssen“, so Schrey.

Geerntete Vajoletin der 125 g-Schale.

Foto: Linnemannstöns

Allerdings erzielte Vajolet vor allem bei den Parametern Geschmack, Aussehen und Glanz gute Werte. Lediglich die Farbe wurde etwas schlechter bewertet als bei Tulameen.

Festigkeit und Haltbarkeit im Regal sind wichtig

Beim Kriterium Festigkeit erreichte die neue Sorte bessere Werte als Glen Ample, was für ein etwas besseres Shelf-life der Früchte sprechen dürfte. Lagorai schneidet beim Qualitätscheck auch gut ab und erreicht ähnliche Werte wie Tulameen, nur bei Geschmack und Aussehen liegt sie knapp dahinter.

Vajolet: Frühe ertragreiche Sorte im Bereich Glen Ample, ähnlich Tulameen, im Wuchs etwas kompakter, sehr feine Teilfrüchte, guter Geschmack, gute Fruchtgröße, Festigkeit und Nachernteverhalten ähnlich Tulameen.

Foto: Linnemannstöns

In einem weiteren Versuch, den Schrey vorstellte, ging es um die Frage, ob die Pflanzdichte Einfluss auf Ertragsverhalten und Fruchtqualität von Long Canes hat. Dafür wurde Lagorai mit vier und sechs Long Canes/lfm in 7-l-Container gepflanzt und unter Regenkappen kultiviert. Bei vier Ruten/lfm ergibt sich eine Zahl von 20,5 Lateralen/Rute und 81,9 Laterale/lfm. Bei sechs Ruten ergibt sich eine Zahl von 21,8 Lateralen/Rute und 131 Lateralen/lfm. Bei gleicher Anzahl von Lateralen an den Ruten ergibt sich durch die Variation der Pflanzdichte ein Unterschied von 50 Lateralen/lfm. Die Ertragsauswertung ergab Folgendes: Bei der Pflanzdichte von vier Ruten/lfm ergab sich zwar ein Minderertrag von elf Prozent, allerdings bei 33 Prozent weniger Ruten. Pro Rute konnte also mehr geerntet werden. Das Fruchtgewicht der Vier-Ruten-Variante war leicht höher als bei der dichteren Pflanzung (6,3 statt 6,0 g). Deutlich erhöht war die Fruchtanzahl pro Lateral: Durch die Reduktion der Laterale pro lfm steigerte sich die Menge der Früchte pro Lateral von knapp zwölf auf 17. Betrachtet man sich die Wirtschaftlichkeit der beiden Pflanzvarianten, so schlagen bei vier Ruten/lfm 25 Prozent weniger Direktkosten zu Buche. Allerdings müssen neben Pflanzkosten und Ertrag noch Kosten für Töpfe und Substrat einkalkuliert werden. Erst dann kann abschließend bewertet werden, wie sich der geringere Ertrag pro ha (bei gleichzeitig mehr Ertrag pro Rute und höherem Einzelfruchtgewicht) auswirkt. Auf alle Parameter der Fruchtqualität wie Zucker- und Säuregehalt sowie Festigkeit hatte die Reduktion der Pflanzdichte keinen Einfluss.

Marion Valenta – LW 29/2020