Hohe Erträge und gute Qualitäten im Tabakanbau

Mitgliederversammlung im Bürgerhaus in Ottersheim

Die Mitglieder des Landesverbandes (LV) der rheinland-pfälzischen Tabakpflanzer und der Erzeugergemeinschaft (EZO) „Südwest-Tabak“ trafen sich kürzlich zu ihrer Jahreshauptversammlung in Ottersheim. Gemeinsam blickten die Tabakpflanzer auf ein sehr erfolgreiches Tabakjahr zurück. Das LW war dabei.

Der in Rheinland-Pfalz angebaute Virgin und Bio-Tabak wird sehr gut nachgefragt und verkaufte sich auch in diesem Jahr problemlos.

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Der erste Vorsitzende der rheinland-pfälzischen Tabakpflanzer, Matthias Detzel, eröffnete die Versammlung und besann sich in seiner Rede zunächst auf die wesentliche Aufgabe der Landwirtschaft, nämlich die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln. Somit sei die Landwirtschaft als Fundament der Gesellschaft zu betrachten, die maßgeblich zur finanziellen Lage des Landes beiträgt. Gleichzeitig unterliege sie aktuell den großen Wandeleinflüssen der klimatischen Veränderungen, den gesellschaftlichen Erwartungen und der sensiblen Wirtschaftlichkeit. „Die politischen Entscheidungen, die im nächsten Jahr getroffen werden, werden die Landwirtschaft maßgeblich beeinflussen“, so Detzel.

Die Landwirtschaft sei dem Klimawandel voll ausgesetzt, daher müssen Technologien wie KI, Smart Farming und Crispr-Cas, die dessen Auswirkungen entgegensteuern können, auch kleineren Betrieben offenstehen, damit diese weiterhin wettbewerbsfähig wirtschaften können. „Auch die Bürgerinnen und Bürger sind mit ihrem Handeln, sei es beim Einkauf oder an der Wahlurne, in der Verantwortung, die heimische Landwirtschaft zu unterstützen“, sagt Matthias Detzel und appelliert: „Wir Landwirte sind bereit, unseren Beitrag zu leisten. Aber das geht nur gemeinsam. Wir brauchen die Unterstützung der Politik und der Gesellschaft“.

Im Anschluss machte Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Ökonomierat Michael Horper in seinem Grußwort klar: „Die Vielfalt und die Regionalität sind wichtige Aspekte in der Landwirtschaft. Während man Cannabis in die Mitte der Gesellschaft bekommen möchte, sind viele beim Anbau von Tabak noch skeptisch“. Dabei lohne es sich, Tabak als betriebliches Standbein aufzubauen. Denn eine gesellschaftliche Rückbesinnung auf die eigenen Wurzeln sei klar erkennbar. Der Trend gehe zu heimischen und regionalen Produkten. Daher sei die wirtschaftliche Situation gar nicht so schlecht. Sicher brauche man mehr Arbeitskräfte und eine sich weiterhin bessernde gesellschaftliche Akzeptanz des Tabaks. „Aber Junglandwirte, haltet die Ohren steif. Ihr werdet eine gute Zukunft haben“, sprach Michael Horper.

Rückbesinnung auf die Wertigkeit statt den Preis

Das nächste Grußwort sprach Kreisabgeordneter der Südlichen Weinstraße, Georg Kern, der der Versammlung stellvertretend für Landrat Dietmar Seefeld beiwohnte und seine Rede mit einem Zitat des ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau einleitete: „Wenn alles nur noch wirtschaftlich betrachtet wird, kennt jeder den Preis, aber keiner den Wert eines Produktes“. Georg Kern blickte zurück auf eine Zeit, in der man sich des Wertes von Genussmitteln wie Zigarren, Schnaps und Wein gesellschaftlich noch bewusster war. „Genussmittel sollen erholsam sein“, so Kern, der zur Rückbesinnung auf die Wertigkeit der heimisch angebauten Genussmittel aufrief. Vor diesem Hintergrund thematisierte er in seiner Rede das Stichwort Bürokratieabbau. „Wenn ein Produkt wertig ist, dann kann es passieren, dass die Kontrollmechanismen, die diese Wertigkeit schützen sollen, ausarten und der dafür notwendige bürokratische Aufwand steigt“, sagte Georg Kern. Statt immer mehr Formularen, mahnte er zu mehr Vertrauen gegenüber den Landwirten, die ihre Arbeit zuverlässig erledigen.

Der nächste Tagesordnungspunkt war der Geschäftsbericht des LV und der EZO, der von Geschäftsführer Jörg Bähr vorgetragen wurde. „Das Erntejahr 2023 fiel deutlich besser aus als das Vorjahr“, stellte Bähr zunächst klar. Anfang Juli konnte mit der Ernte begonnen werden. Allerdings fehlten auch in diesem Jahr erneut die Arbeitskräfte. Dies sei ein Faktor, der viele Junglandwirte daran hindere, in den Anbau der Sonderkultur Tabak einzusteigen beziehungsweise auszubauen, so Bähr. Auch das Wetter schlug Kapriolen und fiel regional sehr unterschiedlich aus. Temperaturstress und Mangelerscheinungen waren bei den Pflanzen die Folge.

Gesamtertrag deutlich höher als im Vorjahr

Beim LV produzierten 22 Tabakpflanzer aus Rheinland-Pfalz 2023 auf insgesamt 366 Hektar Anbaufläche eine Erntemenge von 855 000 kg. Der durchschnittliche Preis lag bei 7,89 Euro/kg und stieg im Vergleich zum Vorjahrespreis von 5,48 Euro/kg um 44 Prozent. Bei der EZO, deren Aufgabe es ist, den Tabak der Erzeuger, sowie auch Tabake außerhalb von Rheinland-Pfalz zu vermarkten, habe sich die Anbaufläche zwar auch auf 400 Hektar verringert, allerdings war der Gesamtertrag mit 904 654 kg im Berichtsjahr trotzdem deutlich höher als im Jahr zuvor. Die Nachfrage sei nach wie vor gut und auch der Abverkauf der Tabake gestaltete sich im letzten Jahr reibungslos. Ein großer Vorteil gegenüber anderen Agrarprodukten wie zum Beispiel dem Wein, sagte Jörg Bähr.

Mit einem durchschnittlichen Erzeugerpreis von 7,68 Euro/kg für Virgin und 9,22 Euro/kg für Bio-Tabak konnten die Tabakbauern durchaus zufrieden sein. Die EZO steht nach wie vor finanziell auf einer soliden Basis. „Es bleibt zu hoffen, dass sich die weltpolitische Lage im kommenden Jahr beruhigt, sodass wir unsere bevorstehenden Aufgaben ohne Existenzängste bewältigen können“, so Bähr und berichtete im Zuge dessen über die Erweiterung der Wiegehalle in Herxheim, bei der nun ein Bauantrag gestellt wurde. „Bei etlichen Gesprächen wurden uns zahlreiche Absagen für Fördergelder erteilt.

Unverständlich, wo es sich beim Tabak doch um ein legales Agrarprodukt handelt“, erzählt Jörg Bähr und fügt hinzu: „Dann schafft die Tabakfamilie dies eben wieder aus eigener Kraft“.

lmc – LW 1/2025