Holzmesse lockte ganze Welt
Ligna präsentierte Neuheiten für Forstleute und Waldbesitzer
Die Ligna 2013, die Anfang Mai in Hannover stattgefunden hat, konnte sich als weltweite Leitmesse der Holz- und Forstwirtschaft behaupten: Über 90 000 Besucher kamen an fünf Messetagen nach Hannover, um sich auf 12,5 ha Ausstellungsfläche über Innovationen aus der Holz- und Forstwirtschaft zu informieren.Beeindruckend: Die Ligna wird immer internationaler, über 40 Prozent der Besucher kamen aus dem Ausland.
Allein der Anteil der Nordamerikabesucher konnte nach Angaben der Ausstellungsleitung gegenüber 2011 um über 50 Prozent gesteigert werden. Dominiert wird die Messe von der Sägewerks- und Holzindustrie. Doch auch Forstleute und Waldbesitzer kommen in Hannover auf ihre Kosten.Kleine und große Neuheiten zu finden
Zwar bietet die Ligna in Hannover in der Regel keine Plattform für absolute Neuheiten und innovative Meilensteine aus dem Forstbereich – schon gar nicht in 2013, wo im Juni mit der Elmia Wood in Schweden die weltgrößte Forstmesse stattfindet.
Neuheiten gab es in allen Bereichen. So wurden am Stand des Sprühfarbenherstellers Distein ein Sprühdosenhaltegriff vorgestellt, an dem eine Halterung für einen GPS-Empfänger mit Zählfunktion integriert ist. Beim Auszeichnen von Beständen kann so immer wieder und ohne die Arbeitshand von der Sprühdose zu lösen („Einhandverfahren“) der GPS-Knopf gedrückt
werden – etwa zum Markieren von Einzelbäumen in unübersichtlichen Beständen, aber auch zum Anlegen von Rückegassen. Das System arbeitet je nach Intensität des Blätterdachs auf 0 bis 3 Meter genau. Der integrierte Speicher sichert die GPS-Daten, diese können später am Computer ausgelesen, in verschiedene Formate umgewandelt und in GIS-Programmen wie dem kostenlos nutzbarem Quantum GIS oder auch Google Earth dargestellt werden. Das Paket mit GPS-Empfänger und Schulung kostet 250 Euro.
Ebenso wurde bei Distein eine Sprühfarbe vorgestellt, die sich nicht nur in der üblichen senkrechten Stellung, sondern in 360 Grad – also auch über Kopf – sprühen lässt. Damit kann beispielsweise auch über Kopf an hohe Holzpolter gesprüht werden. Ebenfalls neu bei Distein ist eine Sprühfarbe für Anwender, die Probleme mit Lösungsmitteln haben. Stattdessen kommt bei dieser Farbe eine Lösung auf Bio-Alkoholbasis zum Einsatz.
Biodiversität
Kanzlerin bekräftigt Fünf-Prozent-Ziel beim Wald
Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel hat sich zu dem Ziel bekannt, 5 Prozent der deutschen Wälder einer natürlichen Entwicklung zu überlassen. Damit bekräftigte die Kanzlerin in ihrem Video-Podcast vom 18. Mai eines der zentralen Ziele der Nationalen Biodiversitätsstrategie. Es solle im Jahr 2020 erreicht sein, erklärte Merkel. Die Bundesregierung unterstütze, „dass wir 5 Prozent unserer Wälder bis zum Jahre 2020 sich völlig frei entwickeln lassen, das heißt, dass daraus wieder Wildnis wird“. Das Vorhaben sei „nicht immer unumstritten“. Nach der Wiedervereinigung sei gerade in Ostdeutschland „sehr viel gemacht worden, um die natürliche Vielfalt zu erhalten und zu pflegen“. Die neuen Länder seien insoweit „vorbildhaft für den gesamten Bereich des Naturschutzes“. Die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen begrüßte das Bekenntnis der Bundeskanzlerin zu dem Ziel, 5 Prozent der Wälder einer natürlichen Entwicklung zu überlassen. Nun müssten sich die Unionsparteien überall dort, wo sie regierten, konstruktiv in die Debatte darüber einbringen, wie und auf welchen Flächen dieses Ziel umzusetzen sei.
ageRobuste Rückeanhänger sind sehr gefragt
Der Landtechnikhersteller Fliegl hat seit geraumer Weile auch Rückeanhänger im Einsatz „für Landwirte, die gern selber im Wald arbeiten und sich über eine lange Lebensdauer des Wagens freuen“, wie Thomas Rief von Fliegl betont. Der auf der Ligna vorgestellte 11-t-Wagen, der bis 40 km/h läuft, zeichnet sich durch einen robusten, voll verzinkten Doppelholmrahmen aus. Rund 65 PS Leistung sowie ausreichend Hydraulikleistung des Schleppers (sofern für den Kran die Schlepperhydraulik genutzt werden soll) erfordert der Anhänger, der zu den vier Rungenpaaren noch ein fünftes, ausziehbares hat. In der 8-t-Variante ist eine Auflaufbremse erhältlich, die 11- und 13-t-Varianten sind hydraulisch gebremst, die Räder druckluftgebremst.Am Stand gegenüber stellte Binderberger seine neuen Fällgreifer für den Anbau an Bagger und Kran vor. Mit diesem können zum Beispiel Energiewaldernten und Erstdurchforstungen durchgeführt werden; sie sind auch als Variante mit Sammler (dabei werden die Bäume wie Blumen gepflückt und vom Sammler zunächst festgehalten, bis sie abgelegt werden) und als Varianten mit 15, 18, 23 und 30 cm Fälldurchmesser erhältlich. Ebenfalls neu bei Binderberger ist der zum Patent angemeldete „Stehpodest-Hochsitz“ für Rückewagen, bei der der Bediener des Rückewagens sich hydraulisch nach oben fahren lässt und dort eine sichere, übersichtlichere Bedienposition einnehmen kann.
Seilwinden für den Profieinsatz
Unterreiner bietet nunmehr eine Doppeltrommelwinde für den Festanbau auf Schlepper (Anbau vorne oder hinten möglich) an. Die zwei mal 9 t leistende Winde von Tajfun ist mit seiner massiven Trommel besonders für den Profieinsatz geeignet. Bei den kompakten, frei drehenden Seilausstößen stören keine hydraulischen Leitungen. Die integrierte Seileinlaufbremse garantiert, dass das Seil mit Vorspannung immer exakt aufgewickelt wird.Bei Krüger Forstgeräte aus Brackel wurde die MF 18 Holz-Verladezange für Frontlader vorgestellt, die sich per Euro-Aufnahme anbauen lässt (es gibt auch Varianten für Hoflader) und bis drei Tonnen ausgelegt ist. Wer schwereres Holz poltern muss, konnte ebenso bei Krüger eine Holzrückezange für den 3-Punkt-Anbau begutachten.
Direkt gegenüber wurde von Miller Fahrzeugbau aus Bayern ein spezieller universell einsetzbar Forsttrailer für den PKW- oder Schlepper-Anbau vorgestellt, der als Universaltransporter Holzspalter, Häcksler, Brennholzkreissägen, Aufsitzrasenmäher und Stapelboxen einsetzbar ist und damit unnötige Doppelfahrten in den Wald vermeidet.
Kleiner Helfer, große Wirkung: Selbstwerber von Brennholz kennen das Problem: Wohin mit dem Sappi? Der kleine, axtförmige Helfer eignet sich ideal zum Aufnehmen von Brennholz und erspart lästiges Bücken. Er ist aber übrig, wenn beide Hände für die Arbeit benötigt werden und muss auf dem Boden abgelegt werden. Abhilfe verspricht eine kleine Halterung für die Befestigung am Gürtel, die am Stand von Ochsenkopf vorgestellt wurde. Der Sappi kann dort eingeklickt werden und wird so bis zum nächsten Gebrauch am Gürtel getragen.
Nicht für das Fällen starker Bäume geeignet
Auch bei den Mobilsägewerken gab es Neuheiten, die Hersteller runden ihr Angebot nach oben und unten ab. So auch Serra aus Rimsting am Chiemsee, die neben ihrer großen „Africa“, die bis zu 1,60 Meter dicke Stämme verarbeiten kann, auch eine neue, passende Variante für den Privatwaldbesitzer vorgestellt hat: Die FE 50 mit 4 kW Elektromotor ist seit April auf dem Markt und als Maschine für Schreiner sowie Land- und Forstwirte konzipiert. Sie ist sehr kompakt aufgebaut, sägt auch hartes Holz bis zu 50 Zentimeter und ist mit einem langlebigen Bimetallsägeblatt ausgerüstet. Erhältlich ist sie für 3340 Euro ab Werk.
Ein großes Thema beim Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik, das sich in einem Pavillon unter dem Expodach vorstellte, war in diesem Jahr das Thema Akku-Sägen. Wurden diese strombetriebenen Sägen noch vor einigen Jahren belächelt, haben sie sich mittlerweile zu nützlichen Helfern für viele Bereiche entwickelt: Fast alle namhaften Hersteller haben heute solche Sägen im Angebot. Nach Angaben von KWF-Sprecher Peter Harbauer sollte der Nutzer jedoch genau wissen, für welchen Einsatzzweck diese Sägen geeignet sind – und wofür nicht. Unschlagbare Vorteile gegenüber einer Benzin-Motorsägen haben die Akkusägen in punkto Lärm und Abgase. Das macht sie beispielsweise für den Einsatz in Gebäuden, etwa bei Zimmerern, aber auch für den Garten- und Landschaftsbau im Siedlungsbereich ideal. Auch zum Sägen von dünnerem Brennholz, etwa auf dem Hof, sind sie geeignet, wogegen bei der Baumfällung, vor allem bei stärkerem Holz, die Akkusägen mit ihren rund 1 PS nicht geeignet ist.Wer weitere Geräte eines Herstellers hat, etwa Motorblasgeräte oder Teleskopsägen, könne auch dafür den Akku mit nutzen. Dazu empfiehlt es sich, Wechselakkus zu haben. Die Laufzeit des Akkus hängt nach Angaben von Forsttechniker Jochen Grünberger vom KWF, der gemeinsam mit Forstwirt Michael Fischbach aus dem Forstamt Dassel die Elektrosägen vorführte, stark von Außentemperatur, Schwertlänge, Kettenschärfe und der Art der Belastung ab. In der Regel kann man aber von je einer halben Stunde für Arbeiten und Aufladen ausgehen. Wer Wechselakkus dabei hat, kann also mehrere Stunden mit der Akkusäge arbeiten. Grünberger weist darauf hin, dass die Akkusägen zwar leiser seien, jedoch dennoch ein Gehörschutz nötig ist. Der Grund: Auch hier finden Geräusche von um die 100 Dezibel statt, die zwar nicht vom Motor, jedoch von der Kette ausgehen. Natürlich muss auch die sonstige Schutzausrüstung wie Schnittschutzhose und -schuhe getragen werden. Preislich unterscheiden sich die Sägen wenig von herkömmlichen Benzinmotorsägen. Für einen Preisvergleich müssen jedoch sämtliche Kosten, ebenso die laufenden Kosten (Strom oder Benzin) und eventuelle Preisvorteile beim Kauf verschiedener Akkugeräte berücksichtigt werden. Das KWF wird eventuell in 2014 verschiedene Akku-Sägen einer gemeinsamen Gebrauchswertprüfung unterziehen.Die nächste Ligna findet vom 11. bis 15. Mai 2015 in Hannover statt.
Christian Mühlhausen, Landpixel, Göttingen-Rosdorf – LW 22/2013