Holzvermarktung Osthessen ab Januar am Start

RP Klüber überreicht Anerkennungsurkunde

Vor dem Hintergrund der mit dem Bundeskartellamt vereinbarten Eckpunkte, organisiert sich die Holzvermarktung in Hessen neu. Die Forstwirtschaftliche Vereinigung (FWV) Osthessen wurde als erste Waldbesitzerorganisation dieser Form gegründet und von der Oberen Forstbehörde des Regierungspräsidiums Kassel anerkannt.

Nach der Urkundenübergabe vorne v. l.: Zweiter Vorsitzender Bürgermeister Markus Röder, Regierungspräsident Hermann-Josef Klüber, FWV-Vorsitzender Christoph Müller, Büroleiterin Ulla Müglich, Forstwirtschaftlicher Mitarbeiter Ralph Leipold und Forstwirtschaftliche Mitarbeiterin Melsene Krausgrill.

Foto: Burkhardt

Den entsprechenden Bescheid übergab Regierungspräsident Hermann-Josef Klüber an deren Vorsitzenden Christoph Müller im Gemeindehaus in Hofbieber. Damit geht die FWV, die am 22. Oktober 2020 in der Form eines Wirtschaftlichen Vereins nach Bürgerlichem Gesetzbuch durch die Forstbetriebsgemeinschaften (FBG) Fulda, Neuhof, Hessische Rhön, Burghaun, Schlitzerland und Niederaula-Haunetal gegründet wurde, ab 1. Januar 2021 an den Start.

„Sie haben damit eine Marktposition“, so der Regierungspräsident und fuhr fort: „Der Klimawandel und die verheerenden Waldschäden durch Witterungsextreme und Borkenkäfer sind eine enorme Herausforderung für die Waldbesitzer. Erschwerend kommen der dramatische Holzpreisverfall und die Zerschlagung bewährter Holzvermarktungsstrukturen hinzu. Umso mehr freut es mich, dass mit der Anerkennung der FWV durch meine Obere Forstbehörde ein Beitrag zur Bewältigung dieser Herausforderungen geleistet wird.“

Wegen vermeintlich kartellrechtswidriger Rundholzverkäufe in der Vergangenheit sei es Hessen-Forst als jahrzehntelang bewährter Betreuungsorganisation untersagt, den Holzverkauf ab Januar 2021 für private und kommunale Forstbetriebe über 100 Hektar Größe weiterhin durchzuführen. Daher ziehe sich der hessische Staatsforst aus der Holzvermarktung im Privat- und Kommunalwald (ab Januar 2023 auch für alle übrigen Privat- und Kommunalwaldbesitzer mit weniger Fläche) zurück. Das Land fördere jedoch die Gründung von alternativen Holzverkaufs-Organisationen.

Kleinerer und mittlerer Privatwald dominiert

Aus diesem Grunde haben sich die bereits in den FBG organisierten Waldbesitzer in Osthessen zusammengetan, um künftig eine schlagkräftige Holzvermarktung neu auszurichten, unterstrich auch FWV-Vorsitzender Christoph Müller. Die Waldbesitzstruktur in der Rhön sei stark durch kleineren und mittleren Privatwald geprägt. Gleichwohl seien auch Kommunen in den genannten FBG organisiert.

Bei mittlerweile globalen Holzmärkten hält Klüber eine Konzentration des Holzangebots für zwingend und zeitgemäß. Ein starker Wettbewerb zwischen den Sägewerkern und anderen holzverarbeitenden Branchen habe zu erheblicher Konzentration auf der Nachfrageseite geführt. Dort sei ein Interesse gegeben, Verträge über große Liefermengen an Rohholz mit möglichst wenigen leistungsfähigen und verlässlichen Partnern abzuschließen. „Holz sollte aus einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung stammen.“

Herman-Josef Klüber äußerte sich überzeugt, die Forstwirtschaftliche Vereinigung Osthessen werde mit immerhin rund 23 000 Hektar Waldfläche (davon 13 000 Hektar Fichtenbestände) ein solcher Partner sein. Er wünschte eine glückliche Hand bei den anstehenden Herausforderungen.

Kurze Wege und flexibler Personaleinsatz

Laut dem Vorsitzenden Müller bestehen regionale Vorteile der neuen Holzvermarktungsorganisation in kürzeren Wegen, sowie einem flexiblen Personaleinsatz ohne Festanstellung. Sämtliche Flächen befänden sich in den Forstamtsbereichen von Hofbieber, Burghaun und Fulda. Als vorteilhaft erwähnte er, dass sich Waldeigentümer von kleineren Flächen an Maßnahmen der 18 über 100 Hektar großen Betriebe mit insgesamt 4 510 Hektar beteiligten. Ab Januar 2023 entfällt der Holzverkauf über Hessen-Forst auch für alle privaten und kommunalen Waldbesitzer mit weniger Fläche.

Man möchte jedoch so lange wie möglich die angebotenen Dienstleistungen des Staatsforstes nach den Richtsätzen 1 und 2 (Rohholzbereitstellung) durch die Revierleiter – bis zur Erstellung des Schlagaufnahmeheftes und den vorbereiteten Holzverkauf – in Anspruch nehmen, so der Geschäftsführer der FBG Fulda, Jochen Rümann.

„Es gibt nichts Besseres“, betonte er in der Gründungsversammlung, zu deren Beginn die Auflösung der bis dahin bestehenden Kreis-FBG Fulda stattgefunden hatte. Deren Guthaben fließt als Startkapital in die neue FWV Osthessen ein.

Müllers Dank galt allen, die die FWV auf den Weg gebracht hatten, unter anderem den Bürgermeistern, den FBG-Vorsitzenden, dem Dezernatsleiter Forsten und Jagd beim Regierungspräsidium Kassel, Arnd Baumgarten, Axel Semmler, Sebastian Schramm und Jochen Rümann. Ulla Müglich, der Geschäftsführerin der FBG Hessische Rhön, überreichte er ein Blumengebinde. Sie als Büroleiterin gemeinsam mit dem Forstwirtschaftlichen Mitarbeiter Ralph Leipold sowie der Forstwirtschaftlichen Fachkraft Melsene Krausgrill bilden den Personalstab. Ihren vorläufigen Sitz hat die FWV beim Kreisbauernverband Fulda-Hünfeld in Petersberg.

Bürgermeister Markus Röder hatte eingangs in Hofbieber willkommen geheißen. Man befinde sich bezüglich des Klimawandels seit Jahren in einem schleichenden Prozess. Deshalb nehme die Waldbewirtschaftung hinsichtlich von Bodenerhaltung, Wasserhaushalt und Klimaschutz eine immer größere Bedeutung für alle Menschen ein, zugleich auch der Anbau von verschiedenen Holzarten und die künftige Holzvermarktung.

bh – LW 51/2020