Einst kaum bezahlbar: die Königin der Frühlingsblumen

Erfrischender Blick nach draußen: Im milden Licht des Frühlings fangen die Blütenblätter der orangefarbenen Tulpe an zu leuchten. (Tulipa “Orange Monarch', “Passionale', “Queen of Night', “Orange Emperor')

Foto: IZB

Wie es ihr gefällt
Die Tulpe ist keine Schnittblume wie jede andere, sie entwickelt in der Vase ein beeindruckendes Eigenleben. Ihre Blüten öffnen sich immer weiter und geben Schritt für Schritt den Blick auf ihr Innenleben frei. So werden die anfangs verborgen liegenden Staubgefäße, die oft einen schönen Kontrast zu den leuchtenden Blütenblättern bilden, langsam sichtbar. Doch damit nicht genug: Die Tulpe fügt sich nicht einfach in ihr Leben als Schnittblume. Ihre Stängel wachsen auch in der Vase noch weiter und werden immer biegsamer. Je nach Form der Vase wachsen sie in die Höhe oder lässig nach allen Seiten. In hohen schlanken Gefäßen bleiben die Stängel gerade. Ganz anders dagegen in niedrigen, breiten Vasen, in denen die Tulpen lockerer und leicht schräg liegen können. Darin haben sie relativ viel Spielraum und ihre Stängel winden sich in alle Richtungen.
 

 

Statussymbol und Spekulationsobjekt
Wie keine andere Frühlingsblume hat die Tulpe den Menschen den Kopf verdreht und viele ihrer Liebhaber in den Ruin getrieben – im 17. Jahrhundert waren Tulpen kaum bezahlbare Kostbarkeiten. Erst Ende des 16. Jahrhunderts gelangten die ersten Tulpen in die Niederlande. Sie waren für die Menschen der damaligen Zeit exotische Blumen, denn man hatte sie nie zuvor gesehen. Nur wenige Menschen konnten sich die damals sehr teuren Tulpenzwiebeln leisten und Tulpen wurden deshalb schnell zu einem Statussymbol. Manche Zwiebeln wechselten für atemberaubende Summen ihren Besitzer. Eine Sorte war so begehrt, dass eine Handvoll Zwiebeln soviel wert war wie ein Grachtenhaus in Amsterdam. Die hohen Gewinne, die der Tulpenhandel versprach, führten dazu, dass viele Menschen Haus und Hof aufs Spiel setzten, um im Handel mitzumischen und schnell reich zu werden. Doch als im Jahr 1637 auf einmal nicht mehr die erwarteten hohen Preise für die Zwiebeln bezahlt wurden, brach der Markt plötzlich zusammen. Dadurch verloren viele Geschäftsleute innerhalb kurzer Zeit ihr gesamtes Vermögen – ein wirtschaftlicher Zusammenbruch ähnlich einem Börsencrash.
 

 

Eine Frühlingsblume mit vielen Gesichtern
Der Begeisterung für diese schöne Frühlingsblume haben diese aufregenden Jahre, in denen unzählige Menschen große Summen verloren, keinen Abbruch getan. Ganz im Gegenteil – die Tulpe faszinierte die Niederländer weiterhin so sehr, dass mit viel Leidenschaft unzählige neue Sorten gezüchtet wurden. Weil das Sortiment dadurch immer größer wurde, ist es in verschiedene Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe sind die Papageitulpen, deren Blütenblätter tief eingeschnitten und oft bunt wie die Federn eines Papageis sind. Die so genannten Lilienblütigen Tulpen haben elegante schlanke Blüten mit zugespitzten Blütenblättern. Bei anderen Tulpen sind die Blüten dicht gefüllt und erinnern mit ihrer Ãœppigkeit an Pfingstrosen. So ist durch züchterischen Fleiß über mehrere Jahrhunderte eine große und überraschende Vielfalt entstanden. Manche Tulpen wie die gelb blühende 'Monte Carlo', die rosa blühende 'Angélique' und die rot blühende 'Abba' verströmen sogar einen zarten, angenehmen Duft.              IZB