Alternativen zur traditionellen Kastration praxisreif?

In Deutschland und vielen anderen Ländern werden Ferkel kastriert, weil Fleisch von Ebern beim Kochen einen unangeneh­men Geruch verströmen kann. Der Geruchssinn dafür scheint jedoch genetisch bedingt zu sein, denn nicht jeder nimmt die beiden Stoffe Androstenon und Skatol wahr. Länder wie England und Spanien verzichten komplett auf die Kastration. Deutsche Verbraucher graust es jedoch bei dem Gedanken, bei der Fleischzubereitung von einem urin- und schweißartigen Geruch überrascht zu werden. Der grundsätzliche Verzicht auf eine Kastration – in welcher Form auch immer – wird deshalb nicht durchzusetzen sein.
Tierschutzorganisationen kritisieren die betäubungslose Kastration derzeit massiv als nicht tiergerecht. Mehrere Fernsehsender zeigten kürzlich eine solche Kastration, die auf Verbraucher befremdlich wirken muss.
Fest steht: Es gibt keinen Sauenhalter, der nicht gerne darauf verzichten würde. Abgesehen von dem Stress, den die Ferkel erleiden, ist die Arbeit zeitaufwendig und für den Landwirt auch nicht gerade ein Spaß.  Die kastrierten Börge haben zudem eine schlechtere Futterverwertung und geringere Muskelfleischanteile als Eber, und die  entstehenden Wunden sind Eintrittspforten für Erreger.
Leider gibt es derzeit keine wirt­schaftlich tragbaren und gleichzeitig praxistauglichen Alternativen. Denn eine vollständige Betäubung darf nur vom Tierarzt vorgenommen werden. Sie bedeutet zudem auch Stress für die Ferkel, denn die Tiere sind nach dem Aufwachen nicht sofort wieder fit. Dadurch kann es zu Tierverlusten kommen. Die Kastration über eine Impfung scheint da schon eher geeignet zu sein. Weiteres zum Thema finden Sie in unserem Interview.

 

Marion Adams