Stimmungseinbruch in der Landwirtschaft
KW 30 Seite 5
Das wirtschaftliche Klima in der deutschen Landwirtschaft hat sich stark eingetrübt. Laut dem jüngsten Konjunktur- und Investitionsbarometer Agrar stürzte dieser Index bei der Erhebung im Juli auf 19 Punkte ab, nach knapp 34 Zählern bei der letzten Befragung im Frühjahr. Gleichzeitig sank das Konjunkturbarometer damit auf den niedrigsten Stand seit Frühling 2006. In der Befragung fällt vor allem die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage über alle Betriebsformen hinweg stark ab.
Ausschlaggebend hierfür sind die von den Landwirten deutlich schlechter eingeschätzten Erzeugerpreise sowie die gestiegenen Kosten für Futtermittel, Energie und Düngemittel. Mehrheitlich negativ bewerteten die Tierhalter ihre aktuelle Lage. Im Ackerbau überwogen dagegen die positiven Meldungen. Die Beurteilung der künftigen wirtschaftlichen Entwicklung in den kommenden zwei bis drei Jahren fällt in allen Betriebsformen ebenfalls deutlich zurückhaltender aus als noch vor drei Monaten.
Weniger Investitionen in Stallbauten geplant
Allerdings erwartet immerhin rund ein Drittel der durch schlechte Erzeugerpreise gebeutelten Schweinehalter, dass sich die wirtschaftliche Entwicklung bald bessert. Andererseits rechnet bei den Gemischtbetrieben ein etwa ebenso großer Anteil mit einer spürbaren Verschlechterung der Lage. Gleichbleibende Bedingungen erwarten 70 Prozent der Ackerbau-, 62 Prozent der Milchvieh beziehungsweise Rinder haltenden Betriebe, die Hälfte der Schweine- und Geflügelhalter sowie 41 Prozent der Gemischtbetriebe. Das Konjunktur- und Investitionsbarometer Agrar wird vierteljährlich im Auftrag des Deutschen Bauernverbandes (DBV), des Fachverbandes Landtechnik im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) und der Landwirtschaftlichen Rentenbank in einer repräsentativen Umfrage ermittelt. Im Juli 2008 befragte dazu das Marktforschungsinstitut Produkt + Markt rund 1 100 Landwirte und Lohnunternehmen.
Mit der Verschlechterung der Stimmung in der Landwirtschaft ist erwartungsgemäß eine geringere Investitionslust der Landwirte einhergegangen. Ausschlaggebend ist hier laut DBV-Angaben ein Rückgang der Investitionsneigung bei Wirtschaftsgebäuden. Etwa konstant sind die Absichten in die Bereiche Maschinen und Geräte, Hoftechnik sowie in außerlandwirtschaftliche Bereiche und in erneuerbare Energien zu investieren. Allerdings sind hierbei zum Teil verlängerte Lieferfristen bei Maschinen zu berücksichtigen. DBV-Präsident Gerd Sonnleitner resümierte bei der Vorstellung des Konjunkturbarometers vergangene Woche in Berlin, die bei den Verbrauchern und in der Industrie vorhandene Stimmung übertrage sich auf die deutschen Bauern.
Erneute Forderung nach Kostenentlastung
Vor dem Hintergrund der gestiegenen Kosten für Futtermittel, Energie und Düngemittel erneuerte Sonnleitner die auf dem Bauerntag in Berlin gestellte Forderung nach einem Kostenentlastungsprogramm für die Landwirtschaft. Für die Steuersenkung beim Agrardiesel auf Heizölbasis gebe es keine Alternative. „Hier muss sich die Bundesregierung bewegen, schon allein um „Waffengleichheit“ im Konkurrenzkampf mit unseren europäischen Nachbarn zu erhalten“, verlangte der DBV-Präsident. Vor dem Hintergrund des nahenden
Bundestagswahlkampfes kündigte Sonnleitner an, in diesem Punkt nicht lockerzulassen.age