Die kommende Ernte in aller Ruhe vorbereiten

Empfehlungen Hessen

Vor dem Hintergrund einer fast vollständig abgeschlossenen Ernte 2008 kann die Ernte des kommenden Jahres in Ruhe geplant und vorbereitet werden. Welche Sorten dabei besondere Berücksichtigung verdienen beziehungsweise worauf bei der Sortenwahl geachtet werden muss, erläutert im Folgenden Dr. Dieter Witzel vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, Kassel.

Foto: landpixel
Das Jahr 2008 hat wieder einmal gezeigt, dass in der Landwirtschaft kein Jahr dem anderen gleicht. Auf eine schwierige Herbstaussaat 2007 und einem recht milden Winter, in dem die Wintersaaten keine ausgeprägte Winterruhe hatten und die Winterfestigkeit der Sorten nicht auf die Probe gestellt wurde, folgte ein feuchtes und warmes Frühjahr mit frühem Vegetationsbeginn, und entsprechendem Wachstum der Kulturen. Die eher heißen und trockenen Monate Mai und Juni, bescherten Getreide- und Rapsbestände in allen Regionen Hessens, die im Vergleich zu Normaljahren einen deutlichen Entwicklungsvorsprung aufwiesen, so dass sich die Landwirte auf einen frühen Erntebeginn ohne größerer Probleme einrichteten.

Entwicklungsvorsprung setzte sich bis in die Ernte fort

Ab der Monatswende Mai/Juni stellte sich bis zum jetzigen Zeitpunkt eine relativ stabile Wetterlage ein, in der sich sehr hohen Tagestemperaturen mit für die Jahreszeit deutlich zu kühlen Phasen abwechselten. Geprägt ist dieser Zeitraum von Niederschlagsmengen, die dem langjährigen Mittel entsprechen. Bei dieser Wetterlage traten immer wieder sehr hohe tägliche Verdunstungsraten auf, die die Bestände recht zügig abreifen ließen. Dabei konnte bei allen Getreidearten eine recht ungleiche Korn- Strohabreife beobachtet werden.
Der Entwicklungsvorsprung aus den Monaten April/Mai zog sich durch die gesamte Vegetationszeit, so dass die Ernte eher früher einsetzte als im Vorjahr. Die Früherntegebiete Hessens profitierten von dieser Situation. Bis auf wenige Restflächen konnte die gesamte Ernte in diesen Regionen bis zum Monatswechsel Juli/August eingefahren werden.
Vor dem Hintergrund einer fast vollständig abgeschlossenen Ernte 2008 – kann die Ernte des kommenden Jahres in Ruhe geplant und vorbereitet werden. Der Landwirt kann aus einer Vielzahl von in Deutschland und anderen EU-Ländern vertriebsfähigen Sorten, die für seinen Zweck richtige Züchtung im Hinblick auf die agronomischen Eigenschaften, wie Winterhärte, Standfestigkeit und Reifezeitpunkt auswählen. Neben diesen Eigenschaften müssen aber auch Aspekte der Sortengesundheit und der Vermarktungsqualität der Züchtungen und nicht zu letzt die Ertragsleistung der Sorten berücksichtigt werden.

Sortengesundheit wegen fehlender Fungizid-Alternativen immer wichtiger

Die Sortengesundheit wird auch in Zukunft eine hohe Bedeutung haben – vor allem vor dem Hintergrund einer geringen Zahl an wirklich neuen fungiziden Wirkstoffen. Die Sortengesundheit sollte als eine Möglichkeit gesehen werden, die Resistenzproblematik bei der derzeit eingeschränkten Zahl an fungiziden Wirkstoffen zu mildern.
Außerdem kann die Sortengesundheit dazu beitragen, Produktionskosten zu sparen beziehungsweise das Zeitfenster für die Behandlungsmaßnahmen zu vergrößern. Bei derzeit sinkenden Getreidepreisen und steigenden Produktionsmittelpreisen sicherlich Überlegungen, die die Wirtschaftlichkeit der Getreideproduktion positiv beeinflussen können.
Um den hessischen Landwirten eine Hilfestellung bei der Sortenwahl zu geben, werden von der amtlichen Beratung, den VO-Firmen, den Vermehrern sowie der aufnehmenden Hand bei den Getreidearten Sorten für die Herbst­aussaat 2008 vorgeschlagen. Dabei wird in den Tabellen differenziert nach „erprobten Sorten“ und Sorten „zum Testen“.

Nach Anbaugebieten differenzierte Sortenempfehlungen

Die erprobten Sorten haben ihre ökologische Streubreite und ihre Leistungsfähigkeit im Hinblick auf Gesundheit, Ertrag und Qualität in den hessischen Landesversuchen mehrjährig unter Beweis gestellt. Bei den Sorten „zum Testen“ handelt es sich um neuere Züchtungen, deren Erprobung in den Landesversuchen noch nicht abgeschlossen ist und von denen meist nur ein begrenztes Z-Saatgut-Kontingent zur Verfügung steht ­– oder um Sorten, bei denen sich die Vermehrung in Hessen noch im Aufbau befindet. Die Sortenvorschläge sind regional differenziert nach den Gebieten Rhein-Main-Wetterau und Mittel- und Nordhessen. Bei den Empfehlungen wurden sowohl die in den Landesversuchen gewonnen Ergebnisse berücksichtigt als auch die mit den Sorten in der Praxis gemachten Erfahrungen. Daneben war wichtig, dass die Versorgung mit Z-Saatgut aus heimischer Erzeugung für die empfohlenen Sorten gesichert ist und 2009 für die empfohlenen Züchtungen Nachfrage bestehen wird.
Bei der Sortenempfehlung konnten natürlich nicht alle regionalen Besonderheiten berücksichtigt werden, so dass in einzelnen Gebieten andere als die genannten Sorten im Hinblick auf Nachfrage durch Marktpartner oder Verwertungsrichtung von Bedeutung sein können.
Für weitergehende Informationen zu den aufgeführten Sorten sowie für einzelne Beratungsgebiete wichtige Sorten stehen die Pflanzenproduktionsberater des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen (LLH) oder die Empfehlungen in den regionalen Beratungsfaxen des LLH zur Verfügung.
Die Sortenempfehlungen für Hessen in Tabellenform finden Sie hier als pdf.