EU-Höchstmengen seit 1. September in Kraft getreten

Gemüsebau, KW 37, Seite 41

Da nun in allen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union gleiche Rückstandswerte gelten, gibt es künftig für importiertes Gemüse keine Allgemein­ver­fügungen mehr. Die von Erzeu­gern viel beklagten Importtoleranzen fallen weg. Für Erzeuger von Lebensmitteln und Futtermitteln, Importeure, Händler und Ãœberwachungsbehörden bringt diese Harmonisierung Ãœbersichtlichkeit und Rechtssicherheit. Infos zur Har­monisierung der Pflanzenschutzmit­telhöchstmengen finden Sie im Internet: www.bvl.bund.de unter dem gelben Menüpunkt: „Presse/Infothek“, rechts oben auf der Seite. Wenn Sie sich über Höchstmengen für bestimmte Gemüse­arten und Wirkstoffe informieren wollen, so ist dies in der Suchmaschine für EU-Rückstands-Höchstgehalte, auf den Seiten der Atlanta-Gruppe, möglich: www.1x1.de. Leider hat die EU-Kommission am 30. August 2008, noch umfangreiche Änderungen der Werte im Amtsblatt veröffentlicht. Auch wenn die meisten „neuen“ Höchstgehalte bereits seit Mai bekannt waren, müssen die Datenbanken der Website der Atlan­ta-Gruppe, laut deren Angabe, noch einmal abgeglichen werden. Ebenfalls einen Ãœberblick über die nun europaweit gültigen Höchstmengen erhalten Sie auch in der offiziellen Rückstands-Höchstmengen-Suchmaschine der EU. Die Standardsprache des Menüs ist englisch, ein Umstellen auf deutsch ist leicht möglich. Die Suchmaschine ist für den allgemeinen Zugriff freigeschaltet: http://ec.europa.eu/sanco_pesticides/public/index.cfm


Blumenkohl und andere Kohlarten: Auf drei Blumenkohlflächen, in verschie­denen Gebieten, sind derzeit reihen- oder streifenweise Pflanzen zu erkennen, die deutlich im Wuchs gehemmt sind. Ursache ist ein starker Befall mit zysten­bildenden Nematoden. Die Rübenzysten­­­äl­chen, stechen die Wurzeln der Wirts­pflan­zen an. Das Wachstum ist ge­hemmt. Zieht man die Pflanzen aus dem Boden, werden verbräunte Wurzeln sichtbar. Mit einer starken Lupe sind an den verbräunten Wurzeln oft auch kleine, weiß-graue, später auch braune, zitronenförmige Gebilde sichtbar. Bei diesen Gebilden handelt es sich um die umgestaltete Körperhülle der Nematodenweibchen, welche die reifen­den Eier und Junglarven als eine widerstandsfähige Hülle umschließt. Diese  Zysten sind Ãœberdauerungsorgane, die selbst noch nach vier bis sechs Jahren, vereinzelt auch länger, lebensfähige Larven enthalten. Zu den Wirtspflanzen des Rübenzystenälchens gehören alle Kohlarten, Spinat und Rüben.
Nematodenbekämpfung mit Ölrettich oder Gelbsenf sehr erfolgreich
Eine chemische Bekämpfung von Nematoden ist nicht möglich. Dagegen ist eine biologische Bekämpfung mit nematodenresistentem Ölrettich oder Gelbsenf sehr erfolgreich. Mit einer der Nematoden-Resistenzgruppe 1 zugeord­neten Ölrettich- oder Gelbsenfsorte, kann ein beachtlicher Entseuchungserfolg erzielt werden (bis über 90 %). Vorsicht bei Flächen, die mit Kohlhernie belastet sind. Der Anbau von Ölrettich und/oder Senf, ob nematodenresistent oder nicht, vermehrt Kohlhernie. Welche Sorten am besten geeignet sind zur biologischen Nematodenbekämpfung finden Sie im Internet, unter www.freudenberger.net bei der Firma „Feldsaaten Freudenberger“. Ohne biologische Bekämpfung muss unbedingt auf eine möglichst weite Kohl-Rüben-Spinat-Fruchtfolge geachtet werden.


Bohnen: Seit zwei Wochen tritt Boh­nen­­rost an Stangenbohnen auf. Der Erreger ist der nicht wirtswechselnde Rostpilz Uromyces appendiculatus. Dieser Pilz bildet im Laufe der Vegeta­tions­zeit verschiedene Sporenformen mit unterschiedlicher Farbe aus. Die erste Infektion geht von weißlichen Sporen auf der Blattunterseite aus, auf der Blattoberseite sind gelblich Aufwölbungen zu sehen. Im Sommer findet die Hauptinfektion durch die rostbraunen Sommersporen statt, bei Temperaturen von 16 bis 25°C und zehn Stunden Blattnässedauer. Gegen Ende der Vege­ta­tionszeit bilden sich schwarzbraune Wintersporen. Durch Wind, Regen und Insekten kommt es sehr schnell zur Ausbreitung. Bei anfälligen Sorten kann der Befall auf die Hülsen übergreifen.
Zur Bekämpfung steht Ortiva (1-2 l/ha) zur Verfügung, das am besten schon vorbeugend eingesetzt wird, da ein vorhandener Befall nicht mehr abgestoppt werden kann.


Falscher Mehltau in Salaten, Rucola, Petersilie, Rettich, Radies und Kohlrabi
Nächtliche Taubildung sorgt für lange Blattnässeperioden in den Beständen. So steigt der Befallsdruck durch Falsche Mehltaupilze in allen empfindlichen Gemüsekulturen stark an. Es gilt die Bestände durch vorbeu­gen­­­de Behandlungen, in wöchent­lichen Abständen, zu schützen. Viele Falsche Mehltaupilze haben eine kurze Inkubationszeit. Beim Falschen Mehltau des Salates (Bremia lactucae) vegehen im Idealfall nur fünf Tage von der Infektion bis zum Sichtbar­werden der ersten Symptome. Besonders wichtig sind die Behandlungen in den ersten beiden Dritteln der Kulturzeit. Damit sind die ältesten Blätter, bei denen ein Mehltaubefall beginnt, ausreichend lange geschützt. Was hier verpasst wird, kann später nicht mehr korrigiert werden. Wenn der Falsche Mehltau sichtbar wird, ist der Befall nicht mehr in den Griff zu bekommen. Das Risiko unerwünschter Rückstände steigt enorm an, wenn „Notfallbehandlungen“ in Erntenähe durchgeführt werden, siehe auch Salate.Kr
Rettich: Zahlreiche Rettichbestände werden zur Zeit von Alternaria brassicae befallen. Auf Blättern und Stängeln bilden sich zahlreiche, schwarzbraune, meist scharf abgegrenzte Flecken, auf denen sich ein Sporenrasen bildet. Der Pilz wird durch infizierte Pflanzenreste, die in den Boden gelangen, übertragen. Die Vorkultur ist hier entscheidend. Im Bestand wird der Pilz durch Wassersprit­zer, Wind und Kulturarbeiten verbreitet. Der Hauptinfektionsweg für Alternaria ist die Verbreitung der Sommersporen durch die Luft. Benachbarte Brassica-Gründüngungen (Ölrettich) oder Raps stellen ein hohes Gefähr­dungspotenzial dar. Im Rettich stehen zur Bekämpfung zur Verfügung: Ortiva mit 1,0 l/ha und Rovral mit 1 kg/ha, beide mit einer Wartezeit von 14 Tagen.


Porree: In vielen Porreebeständen haben Alternaria-Blattflecken stark zu­ge­nommen. Der Schaderreger breitet sich im Sommer bei feuchtwarmer Witterung stärker aus und kommt bei kühlen Temperaturen zum Stillstand. Erste Infektionen finden über das Saatgut statt, aber auch  Bodeninfektionen sind bei Alternaria leicht möglich. Bei feucht­warmer Witterung keimen Dauersporen im Boden, bilden Ascosporen aus, welche auf Blätter geschleudert werden. Vermeiden Sie nach dem Putzen, befallene Erntereste wieder auf Schläge zu fahren, die zukünftig für Porree vorgesehen sind. Eine möglichst komplette Rodung der Porreeflächen und Putzen in der Halle lässt am wenigsten Erntereste und Infektionspotenzial im Boden zurück. Nach dem Ausbruch der Krankheit werden auf den braun-violetten Blattflecken Sommersporen gebildet, die leicht mit Wind und Wasser verschleppt werden und auf feuchten Blättern infizieren können. Zur Zeit ist die Sporendichte im Gebiet sehr hoch, sodass herkömmliche Pflanzenschutzstrategien nicht mehr ausreichen. In befallenen Sommer- und Winterschlägen wird zu Stoppspritzungen mit Mischun­gen (Azol + Signum) geraten. Thripse sind in Porree sehr aktiv und regelmäßi­ge Be­handlungen unerlässlich. Als Ab­schluss­­behandlung bietet sich das leicht abbau­bare Spintor (WZ 14 Tage) an. Im Früh­bereich stehen Perfekthion, Mospilan (beide 18 b) und die Pyrethroide Kara­te und Fastac zur Verfügung, die abwechselnd eingesetzt werden sollten.


Falscher Mehltau wöchentlich behandeln
Salate:
Auch Schläge mit drei Fungizidbehandlungen gegen Falschen Mehltau zeigen zur Ernte leichten Befall. In überständigen Schlägen ist der Pilz nicht mehr zu bremsen. Die neuen Rassen scheinen sehr agressiv zu sein. In den langen Herbstsätzen, die meist acht Wochen stehen, muss in den ersten vier Wochen wöchentlich eine Behandlung stattfinden. Hierbei sollte die Wassermenge 600 l/ha (400 bis 600 l/ha) nicht überschreiten. Besteht in den ersten vier Wochen die Notwendigkeit Läuse mit höheren Wassermengen zu behandeln, machen Sie dies getrennt von der Mehltaubehandlung. In der fünften Woche kann sicherheitshalber eine Blattdüngung mit phosphoriger Säure gesetzt werden. In den letzten zwei bis drei Wochen der Kulturzeit sind keine Behandlungen mehr nötig, aber nur wenn vorher größere Behandlungslücken vermieden wurden. Raupennester der Gammaeule sind weit verbreitet. Die Fraß­schäden und Kotreste sind äußerlich kaum sichtbar, aber im Innern der Salat­pflanzen vorhanden. Im August sollten zur Raupenbekämpfung mindestens zwei Behandlungen (2. + 4. Spritzung) mit Zusatz eins Pyrethroides (Fastac) erfolgen. Bei spätem Raupenbefall muss beim Fastac-Einsatz in der letzten Woche der Kultur (WZ 3 Tage) mit hoher Wassermenge gearbeitet werden (1000 l/ha). Späte Behandlungen dienen nur der Schadensbegrenzung, um Rau­pen­scha­den zu verhindern sind frühere Behandlungen nötig.

Herbizideinsatz in frisch gesäten Zwiebeln
Winterspeisezwiebel: Die ersten Winterzwiebeln wurden letzte Woche gesät. Aufgrund der höheren Bodentem­peraturen durchbrechen Winterzwiebeln nach der Keimung schneller die Bodenoberfläche, als Sommerzwiebeln im März. Das heißt, für den empfehlens­werten Einsatz eines Totalherbizides, vor dem Auflaufen der Zwiebel, bleibt nur ein kleines Zeitfenster. Es lohnt sich, nach der Aussaat die Kultur im Auge zu behalten, damit der spätmöglichste Termin (kurz vorm Durchstoßen der Zwiebel) abgepasst werden kann. Je kürzer die Anwendung vor dem Durchstoßen der Zwiebel erfolgt, desto mehr Unkräu­ter werden erfasst. Dazu gehören auch Unkräuter, die im Nachauflauf nur schwer zu bekämpfen sind, wie Vogelknö­terich. Die Zumischung von Stomp zum Totalherbizid (Basta, Roundup) ist möglich. Vorsicht jedoch bei Schauerrisiko: werden Totalherbizide kurz nach der Applikation in den Boden gewaschen, können Sie bei Zwiebeln, die noch unter der Bodenoberfläche sind, Schäden verursachen und zu Bestandsausdünnungen führen. Im Zweifelsfalle lieber auf das Totalherbizid verzichten und dafür erst im Bügelstadium der Zwiebeln mit einer Kombination aus Stomp und Tristar arbeiten.


Spargel: Regelmäßig nach Kalender gespritzt und doch etliche Felder viel zu früh verloren. Diese Erfahrung mit dem Wärme liebenden Spargellaubkiller „Stemphylium“ machen jetzt wieder viele Spargelbauern. Zwei- und dreijährige, sowie tunnelverfrühte Felder sehen übel aus (Laubverlust 30 bis über 70 %). Leider haben viele Betriebe den entscheidenden Termin Ende der ersten Augustwoche verpasst oder die falsche, nicht an den Befallsdruck und die Witterung angepasste Mittelwahl getroffen. Der August 2008 war überdurchschnittlich warm. Durch die anschließend kühle Witterung zeigten sich die Symptome dieser ersten Massen­infektion erst in der dritten/vierten Augustwoche, obwohl bis dahin weitgehend wirksame Fungi­zid­­­mischungen (Sig­num + Score oder Ami­star Opti + Score) zum Einsatz kamen. Diese konnten den Pilz nur vorübergehend unterdrücken. Reine Score-Behand­lungen oder Score + Kontaktmittel als Resistenzbrecher (Strobilurinresistenz) gedachte Mischungen sind in Extrembefallssituationen total überfordert.
Aktuell werden reichlich neue, infektionsfähige Konidien produziert. Jede Schwäche beim Fungizidschutz wird jetzt gnadenlos ausgenutzt. Ab 40 mm Niederschlag wird es auch für potente Mittel schwierig neue Infektion­en abzu­stoppen. Wird dieser mm-Wert bereits nach acht Tagen seit der letzten Behand­lung überschritten, dann sollte man  umgehend nachlegen (Rovral WG + Score). Dabei muss man die maximale Anwendungshäufigkeit der Mittel im Auge behalten. In Anlagen mit stärkstem Laubverlust kann nur noch eine kühle und trockene Herbstwitterung helfen. Eine Septemberbehandlung in den schwach geschädigten Jung- und Altanlagen ist jetzt notwendig.


Neue Genehmigungen nach § 18 PflSchG: Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat bundesweite Genehmigungen nach  § 18 a  PflSchG  erteilt (Tabelle 1). Der nächste Antrag nach § 18b wurde für Rheinland-Pfalz genehmigt. Folgean­träge von Anbauern können gestellt wer­den für Rettich, Radies: Ridomil Gold Combi. Anbauer, welche Ridomil anwenden müssen, sollten umgehend einen Antrag dazu stellen. Ohne Genehmigung darf das Mittel in diesen Indikationen nicht eingesetzt werden. Benutzen Sie das Formblatt, schicken Sie es an DLR – Rheinpfalz -, Frau Dr. Koch, Breitenweg 71, 67435 Neustadt/W. oder Fax: 06321/671-402.

Kr, We, Ne, Lan, Zi