Ein Verbündeter der Landwirtschaft

Horst Seehofer wird der Landwirtschaft als Minister abhanden kommen und aller Wahrscheinlichkeit nach Bayerischer Ministerpräsident. Schon werden Nachfolger für das Amt im Agrarressort genannt (Staatssekretär Gerd Müller, Ilse Aigner und Marlene Mortler, alle drei CSU-Bundestagsabgeordnete). Was hat die Landwirtschaft an dem 59-jährigen Oberbayern? Als er im November 2005 als Agrarminister antrat, sorgte er für einen Politikwechsel und einen Stimmungsaufschwung im Vergleich zur Ära seiner Amtsvorgängerin Künast.
War das Verhältnis der Spitze des Agrarressorts mit dem Berufsstand bis dahin von gegenseitigem Misstrauen geprägt, bekannte sich Seehofer dazu, Politik für die Interessen der Landwirte machen zu wollen. Freimütig erklärte er, dass er sich vor wichtigen Entscheidungen den Rat der Fachleute aus dem Berufsstand einholen werde. Auf seiner ersten Grünen Woche als Agrarminister war er der Star und bestärkte die Landwirtschaft in ihrem neuem Selbstvertrauen. Dabei kam ihm zugute, dass sich aufgrund der steigenden weltweiten Nachfrage nach Nahrungsmitteln die Landwirtschaft in einem Boom befand.
Seine Fähigkeit, die Gefühlslage der Menschen richtig einzuschätzen und seine brillante Rhetorik kommen bei den Landwirten gut an. Die letztgenannte Fähigkeit ermöglichte ihm aber auch, taktierend um eindeutige Positionen etwa zur Milchquote herumzureden. Den Milchgipfel im Juli führte er so geschickt, dass er es sich mit keiner Seite verdarb. Andererseits hat er dabei ausgleichend gewirkt. Nicht festlegen ließ er sich auch in der Gentechnikpolitik. Dennoch ist Seehofer ein Verbündeter der Landwirtschaft mit offenem Ohr für deren Probleme. Die landwirtschaftliche Sozialpolitik hat er ein gutes Stück vorangebracht. Die Beitragszahler der Unfallversicherung können durch die Herauskaufaktion der Kleinrenten entlastet werden. Seinem Wirken als Minister muss man auch anrechnen, neue Märkte für die deutsche Agrarwirtschaft geöffnet zu haben.
Cornelius Mohr