Besinnung auf Demut und nachhaltiges Wirtschaften

Das bis zu 500 Mrd. Euro schwere Programm der Bundesregierung zur Stabilisierung des Finanzmarktes wird nach überwiegender Meinung der Fachleute seine Wirkung haben. Durch die Übernahme von Garantien durch Bund und Länder werden sich die Banken wieder gegenseitig Geld leihen und somit refinanzieren können.
Dies ist wichtig für die Kreditvergabe an die Wirtschaft, also auch für die landwirtschaftlichen Betriebe. Von einer Verknappung der Kredite und einer Zinserhöhung wären sie ansonsten genauso betroffen wie alle anderen Unternehmer. In den Tagen, in denen landauf, landab Erntedankfest gefeiert wird, ist oftmals von Demut und Bescheidenheit die Rede. Tatsächlich fehlten die­se Eigenschaften bei den Bankern, die mit Finanzprodukten jonglierten, deren Werthaltigkeit sie nicht mehr einschätzen konnten. Sie haben mit fremdem Geld Wetten veranstaltet, auf irrwitzige Renditen gesetzt und unglaublich viel Geld verloren.
Dafür geradestehen müssen sie in der Regel nicht. Dies ist besonders ärgerlich für die Steuerzahler, die die Rettungsaktion zum Teil finanzieren müssen, für Sparer, die ihr Geld in gutem Glauben in faulen Aktienfonds angelegt haben, aber auch für Unternehmer, die mit ihrem eigenen Geld bei einer Schieflage haften müssen und, wenn sie einen Kredit benötigen, die erhöhten Anforderungen der Banken aufgrund von Basel II erfüllen müssen.
Es ist deshalb angebracht, sich auf die nachhaltige Wirtschaftsweise zu besinnen, wie sie die Landwirtschaft seit Generationen betreibt: Das Streben nach dem Erhalt des Vermögens und die Verantwortung für Hof und Familie. Die Bescheidenheit, die dann entsteht, wenn man den Lebensunterhalt mit dem Verkauf von realen Produkten erzielt – meist mit geringer Marge – und nicht etwa durch eine Wette auf Kursverläufe an der Börse.
Cornelius Mohr