Jagdverpachtung als Thema

Jahresversammlung des VJE Fulda in Margretenhaun

Die Schwarzwildbestände und die von ihnen verursachten Wildschäden haben inzwischen auch in der Region von Fulda eine Dimension erreicht, die von Seiten der Landwirtschaft nicht akzeptiert werden kann, die aber auch für die Jägerschaft große Probleme mit sich bringt, betonte kürzlich Dr. Hubert Beier, Geschäftsführer der Kreisgruppe Fulda im Verband der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer (VJE), im Rahmen der Jahresversammlung in Margretenhaun.

Vorsitzender Alfred Schwarz (links) sowie die Geschäftsführer VJE Hessen, Björn Schöbel (2.v.l.), und VJE Fulda, Dr. Hubert Beier (2.v.r.), ehrten bei der Jahreshaupt­versammlung Hubert Weber (3.v.l.) und Hubert Wehner (r.) für ihre jahrzehntelange Tätigkeiten in ihren Jagdgenossenschaften.

Foto: Karl-Heinz Burkhardt

Dem Verband der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer im Landkreis Fulda gehören 120 Jagdge­nos­senschaften sowie ein Eigenjagdbesitzer mit einer angeschlossenen bejagdbaren Fläche von 62 370 ha an.

Zur Jahreshauptversammlung hieß Vorsit­zender Alfred Schwarz viele Mitglie­der und Eh­ren­gäste willkommen. Beier sagte, Ziel müsse es sein, durch gemeinsames Handeln der Jagdgenossenschaften und Jäger eine Verringerung der Schwarzwildbestände zu erreichen. Eine effektive Reduzierung der Bestände (Zuwachsraten mehr als 300 Prozent/Jahr) könne nur durch starke Eingriffe in die Jugendklassen erreicht werden. Vor diesem Hintergrund hat­te der Hessische Bauernverband in seiner Vertreterversammlung im November vorigen Jahres einen Elf-Punkte-Katalog verab­schie­det, der von den Jagdgenossenschaften aufgegriffen und umgesetzt werden soll. Diesem stimmte die Verbandsversammlung zu. Gefordert werden darin unter anderem die Aufhebung der Trennung zwischen Wald- und Feldjagd durch Neuzuschnitte der Reviere mit dem Ziel verbesserter Bejagungsmöglichkeiten für Feldreviere. Kritisiert wurden dabei übermäßig angelegte Kir­run­gen durch die Pächter von Staats­revieren, was wieder die Schwarzwildbestände fördere. Die Tiere ver­ursachten dann in der freien Flur große Schäden, für die aber die Jagdpächter der Ge­nos­sen­schafts­reviere aufkommen müssten. Dies sei so nicht in Ordnung. Die Aufhebung der Trichinenuntersuchungesgebühren für Frischlinge unter 20 Kilogramm steht ferner im Forderungskatalog, da die Vermarktung solch kleiner Stücke ohnehin schon mit erheblichen Schwierigkeiten für die Jägerschaft verbunden sei. Gedacht ist ferner an neue Möglichkeiten der Bejagung, beispielsweise der Nutzung von Zielscheinwerfern, Nachtzielgeräten und erweiterten Nutzungsmöglichkeiten des „Frischlings- und Sauenfanges“, wenngleich die Kreisjagdberater Hans-Kurt Köhler und Jürgen Manns Zweifel an einer solchen Umsetzbarkeit äußerten. Laut Manns lag die Schwarzwildstrecke im Landkreis Fulda im Jagdjahr 2003/2004 bei 46 000, im vergangenen Jagdjahr bei 76 000 und man gehe davon aus, das die Tierbestände weiter wachsen. Somit spiele der Punkt Wildschaden beim Neuabschluss von Revierverpachtungen oder bei bestehenden Verträgen immer wieder eine Rolle, bei dem der Verband zu Rate gezogen wurde, so Hubert Beier. Diesbezüglich sei im Kreis Fulda am 31. März 2009 ein Wildschadensseminar und am 1. April 2009 ein Jagdrechtsseminar geplant.

Infos zur Vertragsgestaltung

Rechtsanwalt Björn Schöbel, Geschäftsführer des VJE Hessen, referierte im weiteren Versammlungsverlauf über „Jagdver­trags­gestaltung und Jagdpachtminderung.“ Ein aktuelles Thema an­gesichts hoher Wildschäden, in dessen Zug sich Reviere schlech­ter verpachten lassen beziehungsweise Pachtpreise im Nachhinein gemindert werden sollen. Am sehr seltenen Beispiel, wie das der leeren Kassen bei der Jagdge­nos­senschaft Lautenhausen im Landkreis Hersfeld-Rotenburg, erläuterte Schöbel, dass dort die Jagdgenossen im Zuge der Rückgriffshaftung durch eine Umlage zur Wildschadenszahlung verpflichtet wurden. Außerdem stellte die Planung einer Bundesstraße ein Thema dar. Angelegte Naturschutzinseln, die dem Wild als Rückzugsgebiet dienten, würden durch deren Bau vernichtet und der Wert von Genossenschaftsrevieren gemindert. Von landwirtschaftlicher Seite habe man diesen Straßenbau abgelehnt, sagte Hubert Beier auch in seiner Eigenschaft als Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Fulda-Hünfeld. Burkhardt