Maisanbau der Zukunft

Fragen an Dr. Helmut Meßner, Geschäftsführer des Deutschen Maiskomitees

Der Maisanbau hat im letzten Jahr eine deutliche Ausweitung erfahren. Über die Perspektiven dieser wichtigen Kultur befragte das LW Dr. Helmut Meßner, den Geschäftsführer des Deutschen Maiskomitees.

LW: Der Mais hat immer mehr Verwertungsrichtungen. In welche Richtung gehen derzeit die Zuchtziele für neue Maissorten?
Dr. Helmut Meßner:
Die Anbaufläche für Mais hat in den vergangenen Jahren ein starkes Wachstum in Deutschland erfahren. Diese Entwicklung ist nach wie vor getragen vom klassischen Einsatz von Silomais als energiereiches Futter in der Tierhaltung oder von der Erzeugung als Körnermais. Die hierfür wesentlichen Zuchtziele werden auch weiterhin Standfestigkeit, Verbesserung der Resistenz gegen Krankheiten und Schädlinge, beispielsweise gegen den Westlichen Maiswurzelbohrer, Fortschritte in der Frühreife und beim Ertrag sein.

Eine relativ neue Entwicklung mit einem ausgeprägten Schwerpunkt in Deutschland stellt die Züchtung von Maissorten für die Biogasproduktion dar. Bei diesem soge­nannten Energiemais, der mittlerweile auf immerhin rund 300 000 Hektar angebaut wird, kommt es auf einen möglichst hohen Biomasseertrag und eine gute Ausbeute an Methan im Biogasfermenter an. Welche Merkmale oder Inhaltsstoffe im Einzelnen die Biogasausbeute beeinflussen, ist dagegen noch weitgehend unklar. In einem DMK-Züchterverbund wurde deshalb vor zwei Jahren begonnen, vorhandenes Sortenmaterial in einem breiten Genotypscreening auf sein Potenzial zur Erzeugung von Biogas zu prüfen.

LW: Welchen Einfluss hat der Klimawandel auf den Anbau und die Züchtung?
Dr. Helmut Meßner:
Spricht man vom Klimawandel, sind im Prinzip zwei Effekte separat zu betrachten. Dies sind zum einen der CO2-Anstieg in der Erdatmosphäre und zum anderen die Auswirkung auf Temperaturen und Niederschläge.

Für den Mais ist wesentlich, dass im Unterschied zu anderen bedeutenden Kulturpflanzen ein spezieller Stoffwechsel bei der Fixierung von Kohlendioxid aus der Umgebungsluft vorliegt. Unter normalen Bedingungen ist der Mais daher vielen anderen Pflanzen deutlich überlegen. Steigt allerdings der CO2-Gehalt der Atmosphäre an, wird dieser Vorteil geringer, da andere Pflanzen wie zum Beispiel Weizen davon vergleichsweise stärker profitieren können. Da der Mais aber insgesamt mit trockenen Bedingungen sehr gut zurechtkommt – Mais benötigt zur Erzeugung von 1 kg Trockenmasse nur 200 Liter Wasser, Weizen hingegen 300 bis 400 Liter – ist bei zunehmend trockener und warmer Witterung weiterhin mit einer hohen Konkurrenzkraft gegenüber anderen Kulturarten auszugehen.

Hinzu kommt noch ein weiterer Aspekt: Als wichtige Weltkulturpflanze kann bei Mais auf ein umfangreiches Sortiment von Genotypen mit sehr unterschiedlichen Eigenschaften zurückgegriffen werden, so dass die Züchtung auch in Zukunft in der Lage sein wird, angepasste Sorten für verschiedene Klimate bereitzustellen. Gleiches gilt für den Anbau. Auch hier ermöglicht die weltweite Verbreitung des Maisanbaus die Übertragung von Erfahrungen und Ergebnissen aus sehr unterschiedlichen Anbauregionen. Dies ist bei Kulturarten mit einer eher re­gionalen Verbreitung und einem eingeschränkten Sortenspektrum sehr viel pro­blematischer.

LW: Was bedeutet der weitgehende Verzicht auf die Gentechnik für den Maisanbau in Deutschland? Wie sehen Sie hier die Zukunft?
Dr. Helmut Meßner:
Diese Frage kann so eigentlich nicht gestellt werden, da zu einem wirklichen Verzicht immer eine gewisse Freiwilligkeit dazugehört. Davon kann jedoch keine Rede sein. Es ist erschreckend, dass die Zahl der Feldzerstörungen mit gentechnisch veränderten Pflanzen von Jahr zu Jahr steigt, zunehmend militantere Züge annimmt und im Jahr 2008 einen erneuten Höhepunkt in Deutschland erreicht hat. Wenn sich Universitäten oder andere Forschungseinrichtungen vom Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen zu Wissenschaftszwecken zurückziehen, weil sie dem Druck der sogenannten „Öffentlichkeit“ nicht gewachsen sind, kann nicht von einem „Verzicht“ gesprochen werden. Wenn offizielle Sortenprüfungen, in denen auch gentechnisch veränderte Maissorten stehen, von Sicherheitsdiensten bewacht werden müssen, um diese vor Zerstörung zu schützen, kennzeichnet dies vielmehr die eigentliche Situation.

Es muss deswegen nicht verwundern, dass in Deutschland unter diesen Bedingungen der Anteil von Bt-Mais an der gesamten Maiserzeugung mit 0,15 Prozent – dies entspricht ganzen 3173 Hektar – verschwindend gering ist. Tatsache ist, dass im weltweiten Maßstab die Flächen mit gentechnisch verändertem Mais im vergangenen Jahr auf rund 35 Millionen Hektar angewachsen sind. Die Fragen stellte Karsten Becker