Birnengallmücke ist lokal ein Problem

Entscheidend für den Erfolg ist der Bekämpfungszeitpunkt

Die Birnengallmücke hat in den letzten Jahren lokal immer wieder zu Problemen geführt. Wird sie nicht oder nicht rechtzeitig bekämpft, kann dies besonders bei niedrigem Blütenansatz zu erheblichen Ertragseinbußen bis hin zum Totalausfall führen.

Nach vier bis sechs Wochen sind die Larven der Birnengallmücke ausgewachsen und verlassen die Frucht. Die befallenen Früchte verfärben sich schwarz. Zur Bekämpfung der Birnengallmücke reicht in der Regel eine Behandlung zum Ballonstadium, kurz vor Blühbeginn, aus. Die Larven bewegen sich nach dem Schlupf in Richtung Fruchtknoten, in den sie sich einbohren. Befallene Früchte wachsen schneller und schwellen kugelig an.

Foto: Hensel

Die Birnengallmücke (Contarinia pyrivora) hat nur eine Generation pro Jahr. Ihr Flug beginnt in günstigen Lagen in Rheinhessen Ende März bis Anfang April. Die etwa 3 mm große Mücke legt ihre Eier gruppenweise in die sich öffnende Blüte. Bei früherem Flugbeginn kann die Mücke auch Eier in die noch geschlossenen Blüten ablegen. Dabei werden die Eier mit Hilfe eines Legestachels zwischen den Blütenblättern hindurchgeschoben und an die Staubge­fäße oder Stempel gelegt. Die Mücke selbst lebt nur kurze Zeit und stirbt nach der Eiablage.

Befallene Früchte schwellen kugelig an und werden dann schwarz

Die Larven bewegen sich nach dem Schlupf in Richtung Fruchtknoten, in den sie sich einbohren. Befallene Früchte wachsen schneller und schwellen kugelig an. Dabei fressen die Larven das Fruchtgewebe und höhlen somit die Frucht aus. Nach vier bis sechs Wochen sind die Larven ausgewachsen und verlassen die Frucht. Die befallenen Früchte verfärben sich schwarz und fallen in der Regel ab. Die Larven graben sich im Boden ein und überdauern in einem Kokon bis zum Frühjahr. Nach der Verpuppung im zeitigen Frühjahr beginnt der Flug bei Temperaturen über 10 °C Ende März.

Versuche am DLR Rheinpfalz, Standort Oppenheim: In den Jahren 2006 bis 2008 wurden drei Versuche in Rheinhessen in einer typischen Befallslage an der Sorte Harrow Sweet durchgeführt. Bei allen Versuchen wurden zehn Bäume je Versuchsglied bei vierfacher Wiederholung, vollständig randomisiert, behandelt. Im Mai wurden die befallenen Früchte ausgezählt. Neben den Neonicotinoiden wurden ein Prüfmittel, das Blattlausprodukt Teppeki und das inzwischen zugelassene Insektizid Coragen getestet. Tabelle 1 zeigt die Versuchsdaten und die eingesetzten Präparate. Der Befall schwankte in der unbehandelten Kontrolle in den letzten drei Jahren zwischen zehn und knapp über 20 Prozent.

Nebenwirkung gegen Birnengallmücke ausnutzen

Es fällt auf, dass die Neonicotinoide eine deutliche Wirkung gegen die Bir­nen­gallmücke zeigen. Aus den Versuchen der Jahre 2006 bis 2008 wird die sehr gute Wirkung von Dantop, gefolgt von Calypso und Mospilan SG, ersichtlich. Die anderen Produkte schneiden deutlich schlechter ab und eignen sich nicht für eine Bekämpfung der Birnengallmücke. Somit bleibt letztendlich die Gruppe der Neonicotinoide übrig. Das Mittel Dantop wird im Obstbau vorerst nicht zur Verfügung stehen. Die Präpa­rate Calypso und Mospilan sind im Kernobst zugelassen, unter anderem zur Blattlausbekämpfung, daher kann die Nebenwirkung gegen die Birnengallmücke ausgenutzt werden. Beide Mittel können den Befall deutlich reduzieren.

Behandlung bevor die Birnengallmücke ihre Eier ablegt

Foto: DLR Rheinpfalz
In den Versuchen wurde die gute Wirkung von Calypso und Mospilan bestätigt. Neben der biologischen Wirksamkeit ist auch der Vorjahresbefall zu beachten. Entscheidend für den Bekämpfungserfolg ist der richtige Einsatzzeitpunkt. Calypso oder Mospilan müssen eingesetzt werden, bevor die Birnengallmücke ihre Eier ablegt. In der Regel reicht eine Behandlung zum Ballonstadium kurz vor Blühbeginn aus.

Das Auftreten der Birnengallmücke und die phänologische Entwicklung der Birne können von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich sein. Daher wird von der Pflanzenschutzberatung der Flug und das Erscheinen der Birnengallmücke überwacht und der optimale Bekämpfungstermin festgelegt. Eine weitere Bekämpfung zum Zeitpunkt der Blüte ist nur bei starkem Befall und geringem Fruchtansatz notwendig. Bei starkem Fruchtbehang kann ein geringer Befall ausdünnend wirken. Werner Dahlbender und Günter Hensel, DLR Rheinpfalz