Vor allem in Heu und Silage sind die Gifte ein Problem
Kreuzkrautarten erkennen und reduzieren

Foto: Augustin
In den letzten Jahren wird aus der Praxis vermehrt über Probleme mit Kreuzkräutern berichtet. Dabei handelt es sich um verschiedene Arten, die alle zur Familie der Korbblütler gehören. Alle Kreuzkrautarten weisen einen mehr oder weniger hohen Gehalt an Giftstoffen auf, welche die Leber von Weidetieren dauerhaft schädigen.
Die Samen der Kreuzkrautarten verbreiten sich mit dem Wind, getragen von schirmchenförmigen Flugapparaten, wie man es vom Löwenzahn kennt. In ihrer biologischen Entwicklung weisen sie große Unterschiede auf. In Europa sind etwa 30 verschiedene Arten bekannt. In Abhängigkeit von den Standortbedingungen gibt es erhebliche Abweichungen im Artenspektrum innerhalb Deutschlands.Die häufigsten Kreuzkrautarten in Rheinland-Pfalz

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Toxische Inhaltsstoffe gefährden Weidetiere
Alle Kreuzkrautarten weisen einen mehr oder weniger hohen Gehalt an tückischen Giftstoffen (Jacobin, Senecionin u.a.) auf. Diese Lebertoxine haben eine akkumulierende Wirkung, das heißt sie schädigen die Leber in dem Umfang, in dem sie aufgenommen werden. Geschädigte Leberzellen sind nicht mehr zu behandeln. Akute Vergiftungen auf der Weide sind aber eher selten, weil dafür die Aufnahme erheblicher Mengen an Frischmaterial erforderlich ist. Das könnte ein Grund dafür sein, dass Kreuzkräuter nicht auf der offiziellen Liste giftiger Pflanzenarten im Bundesanzeiger aufgeführt sind. In Heu oder Silage verlieren die Kreuzkräuter ihre Bitterstoffe, die auf der Weide die Aufnahme größerer Mengen verhindern (unerfahrene Jungtiere können auch grüne Pflanzen aufnehmen). Die Toxine bleiben dagegen erhalten. Die Verfütterung von belastetem Rauhfutter kann daher besonders im Winterhalbjahr leicht zu schleichenden Vergiftungen („Schweinsberger Krankheit“) führen. Am empfindlichsten reagieren Pferde gefolgt von Rindern, Schafen und Ziegen. Als Ursache für die unterschiedliche Empfindlichkeit der Wiederkäuer wird die Möglichkeit einer teilweisen Entgiftung über die Niere diskutiert Abgesehen von dem gelegentlich auftretenden Frühlingskreuzkraut und dem Schmalblättrigen Kreuzkraut sind die meisten Kreuzkrautarten einheimisch und damit auch durch intensivste „Bekämpfungsaktionen“ nicht auszurotten. Der Alkaloidgehalt ist je nach Art unterschiedlich hoch, aber alle Arten sind giftig. Die Gefahr von Vergiftungen ist daher nicht nur eine Frage der auftretenden Kreuzkrautart, sondern vor allem der Dosis.Gegenmaßnahmen je nach Besatz treffen
Kreuzkräuter konzertiert eindämmen Beim Umgang mit der Kreuzkrautproblematik sind alle gefordert: |
- Grasnarbe geschlossen halten (Lücken in der Narbe durch Übersaat schließen)
- frühere und intensivere Nutzung
- nutzungsorientierte Düngung
- Zuflug eindämmen (Feldränder mähen)
- Geilstellen regelmäßig und frühzeitig ausmähen
Bekämpfung von Einzelpflanzen und mäßigem Besatz
Durch geeignete Bewirtschaftungsmaßnahmen muss versucht werden, das Grünland möglichst von Kreuzkraut frei zu halten. Geilstellen auf den Weiden müssen regelmäßig vor der Blüte des Kreuzkrautes ausgemäht und belastetes Material abgefahren werden. Bei feuchter Witterung lassen sich Einzelpflanzen wurzeltief ausstechen oder ausreißen. Auch sie müssen von der Fläche geräumt werden. Wenn die Besatzdichten an Kreuzkräutern nicht mehr in Handarbeit zu bewältigen sind, kommen Herbizidanwendungen in Betracht. Dies gilt insbesondere für Sämlinge und kleine Pflanzen im Rosettenstadium auf Flächen, die noch eine konkurrenzstarke Grasnarbe besitzen. Wuchsstoffkombinationen (MCPA+2,4 D) haben eine Teilwirkung gegen die Kreuzkräuter. Sicherer ist die Flächenbehandlung mit Simplex (Aminopyralid). Die Terminierung der Behandlung ist so zu gestalten, dass die Kreuzkräuter vor Beweidung oder Schnitt abgestorben sind. Außerdem muss vor einer Nutzung dafür gesorgt werden, dass die vorhandenen Kreuzkrautreste entfernt werden. Je nach Verholzungsgrad muss es abgeschnitten und abtransportiert, gemulcht oder abgeschleppt werden.Nachbauschäden durch Wirtschaftsdünger vermeiden
Nach der (Herbizid-) Anwendung von Simplex ist außerdem auf eine sachgerechte Verwendung des entÂstehenden Mistes oder der Gülle zu achten. Der Wirkstoff AminopyraÂlid wird in Pflanzenmaterial nicht abgebaut. Dies können nur Bodenbakteri-en bewerkstelligen. Folgerichtig finden sich Wirkstoffrückstände auch in Mist und Gülle. Da verschiedene Pflanzenarten wie Kartoffeln, Tomaten oder Leguminosen extrem empfindlich auf Aminopyralid reagieren, kann es leicht zu deutlichen Pflanzenschäden kommen. Der Anwender muss daher dafür Sorge tragen, dass organische Dünger, die von behandelten Flächen stammen, auf dem Betrieb entsprechend eingesetzt werden. Damit ist sichergestellt, dass keine unliebsamen Ãœberraschungen durch Düngung empfindlicher Kulturen passieren können.Bei höherem Besatz hilft nur die Radikalkur
Flächen mit höherem Besatz sind nur sehr kurzfristig oder gar nicht mehr zu beweiden und der Aufwuchs kann nicht mehr verfüttert werden. Diese Flächen sind damit wertlos und müssen saniert werden. Eine Neuansaat in Verbindung mit dem Einsatz eines Glyphosatmittels beseitigt die etablierten Altpflanzen. In Abhängigkeit vom Samenvorrat und -aufgang können noch Folgebehandlungen mit den genannten kulturverträglichen Herbiziden erfor-derlich werden. Dr. Bernd Augustin, DLR R-N-H, Bad Kreuznach