Frau Merkel war gut informiert
Eindrücke vom Gespräch mit der Bundeskanzlerin
Andrea Rahn-Farr hat vergangenen Freitag als einzige Milcherzeugerin aus Hessen und als Mitglied einer achtköpfigen Delegation des Deutschen Landfrauenverbandes zusammen mit sechs Vertreterinnen des Bundesverbandes Deutscher Milcherzeuger an einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel im Berliner Kanzleramt teilgenommen. Das LW befragte sie nach ihren Eindrücken.
Andrea Rahn-Farr: Die Vorsitzende des Deutschen Landfrauenverbandes, Brigitte Scherb, hatte mit der Kanzlerin bei einem Betriebsbesuch im niedersächsischen Ritterhude vorvergangene Woche vereinbart, dass bei dem angekündigten Treffen auch milcherzeugende Mitglieder des LandfrauenverbanÂdes eingeladen werden. Ich wurde dazu eingeladen, weil ich mich seit vielen Jahren für Milchpolitik interessiere und engagiere.
LW: Welchen Eindruck hatten Sie von der Kanzlerin?
Rahn-Farr: Frau Merkel war bis ins Detail informiert und sehr gut vorbereitet. Da waren wir überrascht. Sie stellte die richtigen Fragen, war sehr offen und hat nachgefragt, wenn sie etwas nicht einordnen konnte. Sie hat meiner Meinung nicht mehr versprochen als möglich ist. Sie weiß, dass die Marktstellung der Bauern sehr schlecht ist, dass die Milcherzeugerpreise extrem niedrig sind und dass wir mit Verlusten arbeiten. Sie ist bereit, uns zu helfen und hat darauf hingewiesen, dass bei der Agrardieselbesteuerung schon etwas getan wurde.
LW: Was kam beim Gespräch konkret heraus?
Rahn-Farr: Die Bundeskanzlerin will sich beim nächsten Treffen der EU-Regierungschefs am 18. und 19. Juni ein Bild darüber machen, wie sich die letzte Quotenerhöhung in den Nachbarländern ausgewirkt hat und was gegebenenfalls geändert werden könnte. Allerdings wies Frau Merkel auch darauf hin, dass die EU-Quote nur zu 96 Prozent erfüllt wird. Zur Quote insgesamt sagte sie, dass es Beschlusslage sei, dass die Quote ausläuft. So sei die Mehrheit in der EU.
LW: Welche Punkte haben Sie eingebracht?
Rahn-Farr: Ich habe unter anderem auf die Absatzprobleme hingewiesen und auf die Notwendigkeit von Bürgschaften für den Export. Außerdem hat die dlv-Delegation die noch nicht geklärte Nachfolge für die CMA beim Exportmarketing angesprochen. Weiterhin haben wir für ein verbessertes Schulmilchprogramm plädiert, das derzeit viel zu bürokratisch ist. Es sollte nach dem Vorbild des Schulobstprogramms ablaufen, das weniger kompliziert ist. Außerdem sollte man Milchimitate und die Herkunft von Milchrohstoffen, Stichwort Deutsche Markenbutter, die nur in Deutschland abgepackt werden muss, um diese Bezeichnung zu erhalten, deutlicher kennzeichnen.
LW: Die Bäuerinnen-Delegationen vertreten ja durchaus unterschiedliche HeÂrangehensweisen zur Bewältigung der Krise. Gab es Differenzen?
Rahn-Farr: Das Gespräch war sehr konstruktiv und sachlich. Jeder kam zu Wort und konnte die Situation aus seiner Sicht darstellen. Es gab keine persönlichen Angriffe. Schließlich hatten wir effektiv nur 45 Minuten, und diese Zeit haben wir dazu genutzt, kurzfristig umsetzbare Vorschläge zur Verbesserung der Lage am Milchmarkt vorzubringen. Die Fragen stellte Cornelius Mohr