Der Entscheidungsmarathon beim Neukauf von Tanks

Vom ersten Ãœberblick bis zur Kaufentscheidung

Trotz hoher Edelstahlpreise ist weiterhin eine hohe Investitionsbereitschaft in neue Edelstahltanks zu verzeichnen. Um die Entscheidungsfindung zu erleichtern, ist eine durchdachte Vorgehensweise anzuraten. Der Winzer sollte die Vorgaben liefern, um die Ange­bote der Lieferfirmen objektiv miteinander vergleichen zu können. Norbert Breier und Bernhard Degünther, vom DLR R-N-H, geben gemeinsam mit Achim Zaun, von der Richard Wagner GmbH + Co.KG in Alzey, Tipps und Entscheidungshilfen.

Kastenfuß mit stabilen Kalottenfüßen. Diese hohe Punktbelastung muss unbedingt im Aufbau der Betonbodenplatte mitberücksichtigt werden.

Foto: Breier

Am Anfang jeder Kaufverhandlung sollte zunächst die Information stehen. Hierzu sind Sondierungsgespräche mit der Beratung und den Tankbaufirmen hilfreich. Lassen Sie sich nicht gleich ein Angebot von jeder Firma machen. Diese Angebotsflut ist nicht miteinander vergleichbar, weil die genauen Vorgaben Ihrerseits fehlen. Folgende Grund­satzentscheidungen sollten nach der ers­­ten Gesprächsrunde getroffen werden: Die gewünschte Tankanzahl und die jeweilige Kammergröße festlegen. Schlanke Einkammertanks oder breitere Stapel- oder Mehrkammertanks.Hier legt der Winzer fest, ob er lieber vom Kellerboden aus arbeitet oder bereit ist mit Leiter, Podesttreppe oder fest eingebautem Podest zu leben. Den Belegungsplan für den gesamten Tankraum erstellen. Dieser Plan zeigt die mögliche Gesamtlagerkapazität auf. Er beantwortet die Frage, ob die Grundfläche des Tankkellers ausreicht, um die zukünftige Be­triebs­­entwicklung (Zuwachsraten sind dringend einzukalkulieren) zu berücksichtigen und welche Tankbauform an­zu­raten ist. Durchschnittlicher Ertrag/Betrieb x Faktor 1,5 = Tankvolumen/Betrieb bei 100%iger Mosteinlagerung. Runde, stehende Tanks nehmen 25 Prozent mehr Grundfläche in Anspruch als gleich hohe Rechtecktanks. Sie können aber um zehn Prozent günstiger in der Anschaffung sein. Zudem kann anhand des Belegungsplanes optisch überprüft werden, welche Gangbreiten sich ergeben; ob die Abwasserführung funktioniert; die Beleuchtung und sonstige Installationen noch sinnvoll angeordnet sind.

Bei der Planung sind viele Punkte zu beachten

Feste Edelstahlverrohrung der Pillow Plates.

Foto: Breier

Alle Planungen müssen aber folgende Punkte gewährleisten: Freiraum über der Einfüllöffnung (Stutzen oder Dom) 0,50 bis 0,70 m Leiterabstand am Kellerboden ist gleich ein Drittel der Höhe des Leiterbügels Mindestgangbreite von 1 m wegen dem Einsatz von Tankrührgeräten (bei rechtwinkligem Einsatz zur Tankfront) Es ist zu beobachten, dass die schriftlichen Angebote der einzelnen Tankbau­firmen sehr unterschiedlich ausfallen. Die Vergleichbarkeit der Angebote ist nicht gegeben, da der Winzer oft keine genauen Angaben von der Ausstattung der Tanks gemacht hat. Er verwendet viel Zeit damit, die einzelnen Kriterien aus den Angeboten herauszufiltrieren und auf Vollständigkeit und Vergleichbarkeit zu überprüfen. Oft sind zudem Nachfragen und damit einhergehend erneute Angebote unumgänglich. Das ist auch ein zusätzlicher Aufwand für die Firmen und trägt zur Verwirrung bei.

Eine Checkliste ist hilfreich und notwendig

Schräg angeschweißter Klarablauf mit Kugelhahn für gute Durchmischung.

Foto: Breier

Empfehlenswert ist daher die Angebotserstellung anhand einer Checkliste durchzuführen. Eine Checkliste kann im Internet unter www.dlr-rnh.rlp.de, (Oenologie und Technik als Excel-Datei heruntergeladen werden. Diese Checkliste bietet Vorteile für Winzer und Tank­baufirmen. Der Winzer wird geführt und gezwungen sich zu allen Ausstattungsmerkmalen zu äußern. Selbst die Liefer- und Zahlungsbedingungen sind für den Vertragsabschluss berücksichtigt. Die Tankbaufirma reduziert ihren Beratungs- und Zeitaufwand für die Angebotserstellung. Die Checkliste ist für runde, stehende Tanks in der Größenordnung von 5 000 bis 27 000 Liter abgebildet. Wenn die Vorgaben vollständig ausgefüllt sind, entstehen keine Informationslücken und die objektive, horizontale Vergleichbarkeit der Angebote ist gegeben. Bei Angebotsvergleichen zeigt sich immer wieder, dass offensichtliche Preisvorteile einzelner Firmen bei genauerer Betrachtung immer geringer werden.

Wo liegen die Ursachen für die Preisunterschiede?

Alleine die Verwendung von unterschiedlichen Materialstärken bei den verwendeten Edelstahlblechen führt zu erklärbaren Preisunterschieden. Die statische Berechnung von Edelstahltanks ist oftmals eine Grauzone, mit großen Spannen. Bei großen Tanks ist es üblich, die unteren Ringe (Schuss) mit dickeren Blechen (2,5 mm und stärker) zu fertigen, während die oberen Ringe aus dünnerem Blech (1,5 mm) gefertigt werden können. Wenn im oberen Tankbereich allerdings Podesthalterungen oder Pillow Plates geplant sind, empfiehlt es sich auch dort eine stärkere Blechdicke (ab 2,5 mm) zu nehmen. Vergleichen Sie beim gesamten Tank die Blechstärken und das Gesamtgewicht. Achten Sie auf die Anzahl, Bauform und Materialstärke der Tankfüße und die Dicke des Tankbodenbleches. Hier ist eine besondere Schwachstelle von großen, runden Tanks auszumachen. Es kommt immer wieder vor, dass Tanks bei manchen Herstellern im Bodenbereich einknicken. Geschlossene Kastenfüße und Kalottenfüße in ausreichender Dimensionierung sind ebenfalls ein Muss, um Bodenunebenheiten auszugleichen, aber gleichzeitig einen siche­ren Stand zu gewährleisten. Die Be-­trie­be wollen aber selbst bei 25 000 l Fassungsvermögen noch Tanks mit Füßen. Diese hohe Punktbelastung muss unbedingt im Aufbau der Betonbodenplatte mitberücksichtigt werden. Überhaupt ist eine ausreichende statische Berechnung des Aufstellraumes bei so großen Gebinden anzuraten.

Die Verwendung bestimmt die Ausstattung

Mehrkammertanks mit Dom.

Foto: Breier

Sprechen Sie mit den Anbietern Ihre Ausstattungswünsche durch und nehmen Sie deren Vorschläge an. Moderne, größere Gär – und Lagertanks besitzen heute eine Temperiermöglichkeit. Dabei hat man die Wahl zwischen Pillow Plates an der Außenseite des Tanks, oder Kühlplatten, die im Tankinnenraum eingebaut werden. Die Berechnung der Kühlfläche hängt vom Einsatzbereich ab. Als Faustzahlen können folgende Werte genannt werden: 0,2 bis 0,3 m²/1 000 Liter Tankinhalt bei Weißweinvergärung 0,4 bis 0,6 m²/1 000 Liter Tankinhalt bei Rotweinvergärung nach Erhitzungsverfahren, Keltermostrückkühlung, Weinsteinstabilisierung. Der Anschluss an das Leitungsnetz der Kühlung wird durch eine feste Edelstahlverrohrung der Pillow Plates am Tank erleichtert. Es gibt nur einen Anschluss für Zu- und Abgang des Kühlwassers. Diese beiden Anschlüsse sollten über dem Tankdeckel enden, um die ständige und einfache Erreichbarkeit von Kugelhahn beziehungsweise Elektromagnetventil zu gewährleisten. Ein besonderes Augenmerk sollte auf die Möglichkeit einer wirkungsvollen Durchmischung, gerade bei schmalen hohen Tanks ( Verhältnis von Durchmesser zu Zylinderhöhe von 1:3 oder ab 3 m Zylinderhöhe ) gelegt werden. Nur eine eventuelle zweite, schräg ange­ordnete Klarablauföffnung von 15 bis 30° gewährleistet eine sichere Durchmischung. Die übliche Zapflochklappe schließt aber immer schlechter, je schräger sie eingebaut wird und das Herausziehen des Rührgerätes wird erschwert. Der schräg angeordnete Kugelhahn bietet vor allen Dingen Sicherheit bei großen Tanks (Druckstöße und Herausziehen und ähnliches) und ist dringend zu empfehlen, obwohl die Hy­gie­ne verstärkt beachtet werden muss.

Mannlochhöhe beachten

Sichtfenster im Vorklärtank.

Foto: Breier

Die Einbauhöhe der Mannlochöffnung beträgt normalerweise im Tankmantel Unterkante 0,50 m. Die Höhe der Tankfüße beträgt ungefähr 0,35 m. Bei einem Gär- und Lagertank beginnt also das Mannloch in 0,85 m Höhe. Das ist auch soweit in Ordnung und zweckmäßig. Soll aber ein 10 000 Liter–Tank als Sedimentationsvorklärtank dienen, so ist es wichtig das Verhältnis Durchmesser zur Zylinderhöhe zu beachten. Bei einem dünnen, hohen Tank (Durchmesser 1,60 m; Zylinderhöhe 5 m) beträgt der Trubraum unter dem Türrand dann zehn Prozent, was 1 000 Liter ent­spricht. Das Absetzen dauert extrem lange wegen der Zylinderhöhe. Bei ei­nem dickeren, niedrigen Tank (Durchmesser 1,97 m; Zylinderhöhe 3,25 m) beträgt der Trubraum unter dem Türrand dann schon 15 Prozent, was 1 500 l entspricht, das Absetzverhalten ist besser. Der Betrieb muss die Behältergeometrie, gerade für Vorklärtanks, auch von seiner Vorklärungtechnik abhängig machen. Durch eine weitere Erhöhung der Mannlochöffnung auf 0,65 m lässt sich der geforderte Trubraum von 20 Prozent realisieren.

Liefer- und Zahlungsbedingungen

Auch die Liefer – und Zahlungsbedin­gungen können ein weiteres Kriterium für die Auftragsvergabe sein. Im ungüns­tigsten Fall werden zusätzliche Trans­port­­kosten erhoben; die Anlieferung erfolgt nur per Spedition an die Hofstelle und bei Auftragsvergabe ist bereits ein Großteil der Kaufsumme zu entrich­ten. Beim eigenverantwortlichen Aufstellen der Tanks muss man sich vorher über das „Wie“ Gedanken machen. Das Schadensrisiko beim Aufstellen der Tanks und der Zeitbedarf werden oft unterschätzt.

Checkliste

Eine Checkliste zur Angebotserstellung vor der Anschaffung von Edelstahltanks kann unter www.dlr-rnh.rlp.de, Oenologie, Technik als Excel-Datei heruntergeladen werden. Der Winzer sollte sich unbedingt beraten lassen, um zu entscheiden, in welche Tanks er investieren will. Erst danach kann er eine genaue Beschreibung der Tanks abgeben und sich von verschiedenen Firmen Angebote machen lassen. Die Anwendung einer Checkliste gewährleistet den vollständigen horizontalen Vergleich der Angebote, und trägt zur objektiven Preisfindung bei. Die Preise pro Liter Edel­stahltankraum sind von vielen Faktoren (Checkliste) abhängig und müssen im Detail abgefragt werden. Eine Kaufentscheidung zu Gunsten von Edelstahltanks ist eine Investition für Generationen und muss daher wohl überlegt sein. Norbert Breier, DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück