Wohin mit dem Rapsöl der bäuerlichen Ölmühlen?

Perspektiven für Ölmüller in schlechten Zeiten

Sie sind ein Politikum geworden, die dezentralen Ölmühlen in Deutschland, die den heimischen Raps in der Region zu Pflanzenölkraftstoff und Presskuchen verarbeiten. Mit dem am 1. August 2006 in Kraft getretenen Energiesteuergesetz und dem am 1. Januar 2007 in Kraft getretenen Biokraftstoffquotengesetz versiegen die heimischen Rapsölquellen im Lande langsam, aber stetig.

Nach der Verabschiedung des Gesetzes zur Änderung der Förderung von Biokraftstoffen ist die Lage der dezentralen Ölmühlen weiterhin verheerend. Da ist es gut, wenn die Ölmüller selbst auf die Suche nach neuen Absatzwegen gehen.

Foto: Setzepfand

Einst waren sie die Newcomer: Die dezentralen Ölmühlen, die aus einem Teil Raps zu einem Drittel Biokraftstoff und zu zwei Dritteln Presskuchen gewannen, um den Biokraftstoff überwiegend an Speditionen zu vertreiben und den Presskuchen an Milchviehbetriebe zu liefern. Heute – nach den Gesetzesänderungen und der daraus resultierenden Besteuerung von 18,46 Cent/l auf Rapsöl – kämpfen sie um das Überleben. Die Ergebnisse einer Studie sorgten dafür, dass Rapsöl in der Energiebilanz sehr schlecht abschnitt. Um eine Tonne Kohlendioxid zu vermeiden, müsse man 300 Euro investieren, schrieb ein Wissenschaftler. Inzwischen wurde dies widerlegt. Dennoch führte diese Veröffentlichung verbunden mit der Teller-Tank-Diskussion in der Gesellschaft und den gesunkenen Mineralölpreisen für eine Abkehr von den Biokraftstoffen – besonders unter den Politikern.

Meist mittelständische Betriebe

Es gibt in Deutschland rund 600 dezentrale mittelständische Ölmühlen mit einer Verarbeitungskapazität von rund 1,4 Mio. t Ölsaaten. Sie boten rund 10 000 Menschen einen Arbeitsplatz. Im November 2008 konnten in Rheinland-Pfalz 38 Ölmühlen, in Hessen 23 und in Bayern 251 gezählt werden. „Mehr als die Hälfte der Rapsölpressen stehen bereits still“, schätzt Dr. Edgar Remmele vom Technologie- und Förderzentrum (TFZ) in Straubing. Die TFZ startete schon im Frühjahr 2008 eine bundesweite Umfrage unter den dezentralen Ölmühlen. Die Ergebnisse sind ernüchternd: Nur noch 15 Prozent aller Ölmühlen laufen in vollem Betrieb, 27 Prozent sind stillgelegt und 58 Prozent produzieren mit deutlich verringerter Arbeitskapazität, wobei noch kein Ende dieser negativen Entwicklung abzusehen ist. Viele Anlagen wurden nach Österreich, Italien, Frankreich, in die Schweiz oder gar nach Südamerika verkauft. „Im Ausland wird über die Deutschen gelacht“, weiß Remmele: „Heimische Ölmühlen, die mit viel Fremdkapital errichtet wurden, haben keine Chance. Kleinere Ölmühlen, die als zusätzliches Standbein auf landwirtschaftlichen Betrieben geführt werden, können dagegen abwarten.“

Uneins über Beitrag zum Klimaschutz

Der Bundesverband dezentraler Ölmühlen und die Bauernverbände kämpften. So habe man im Jahr 2007 durch den Einsatz von Biokraftstoffen 15 Mio. t CO2 einsparen können. Die Biokraftstoffe – dazu gehören Biodiesel, Bioethanol und Pflanzenöl – hatten einen Anteil am Primärkraftstoffverbrauch in Deutschland von 7,3 Prozent. „Da ist es geradezu absurd, dass sich die Bundesregierung in den Medien einerseits damit brüstet, die CO2-Einsparungen übererfüllt zu haben und gleichzeitig die dezentralen Ölmühlen, die nachweislich zum Klimaschutz beigetragen haben, durch die Bioenergiesteuer in ihrer Existenz bedroht“, sagt Günter Hell, der Vorsitzende des Bundesverbandes dezentraler Ölmühlen (BDOel e.V.) und Mitarbeiter des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Pfalz Süd. Ronny Winkelmann, Bioenergieexperte bei der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe, erklärte die Hintergründe. So wurden die Biokraftstoffe seit 2004 von der damaligen Bundesregierung von der Steuer befreit. Man wollte etwas für den Klimaschutz tun. Bedingung dieser Steuerbefreiung war jedoch, dass die Biokraftstoffe nicht besser gestellt sein durften als fossile Kraftstoffe. Dies ist in der EU-Richtlinie 2003/96/EG nachzulesen. Man spricht in Fachkreisen auch von der „Ãœberkompensationsregelung“. „Im Jahr 2005 war es dann soweit: Biodiesel war preislich besser gestellt als Diesel“, weiß Winkelmann. Es herrschte Goldgräberstimmung bei den Ölmüllern. Doch es fehlten Steuergelder. „So wurde von der Bundesregierung die stufenweise Besteuerung von Biokraftstoffen eingeführt“, sagt Winkelmann. Die erste Steuerstufe von 9 Cent/l für Biodiesel wurde im August 2006 eingeführt, sie wirkte sich noch nicht so gravierend aus, da der Dieselpreis von 2004 bis 2007 so stark gestiegen war, dass Biodiesel auch mit Besteuerung noch mithalten konnte. Doch ab Januar 2008 mit der zweiten Steuerstufe auf 15 Cent/l bei Biodiesel und 10 Cent/l auf Rapsöl wurden die Biokraftstoffe unattraktiv und viele Speditionen tankten wieder Diesel statt Rapsöl. Die Investitionen in viele Ölmühlen und ein Tankstellennetz für die Biokraftstoffe waren verloren. Ãœber die nicht nachvollziehbare Biokraftstoff-Politik beklagte sich neben den Verbänden der Ölmüller und Bauern auch Naturschützer.

Rapsanbau – Düngung für drei Jahre

Inge und Volker Schubert betreiben eine Ölmühle, die I. & V. Schubert GbR in Horschbach, bei Lauterecken. Schubert sammelt seit 14 Jahren Erfahrungen zum Thema Kraftstoff aus Rapsöl. Im Januar 2006 meldeten sie sich als Kraftstofferzeuger an. Der Landwirt arbeitet heute hauptberuflich als Auditor für die ACG, die Agrar-Control GmbH. Nebenher betreibt er mit seiner Frau die Ölmühle und einen Ackerbaubetrieb von 100 ha, mit Mutterkuhhaltung zur Landschaftspflege. Jedes Jahr sät er rund 50 ha Raps aus – alle vier Jahre auf demselben Acker. Nicht nur auf eigenen Flächen, sondern auch auf Flächen seiner Nachbarn, die keinen Raps anbauen und mit denen er ständig im Tausch steht. „So ist die Fruchtfolge für uns alle möglich“, beschreibt Schubert die gutnachbarliche Gemeinschaft. Von einem Hektar Raps erhält er 1 600 l Rapsöl und 2 700 kg Presskuchen. „Unsere Ölmühle wird nach dem Bedarf an Eiweiß betrieben. Wir haben rund 20 Milchviehbetriebe im Umkreis von 15 km, die das Eiweiß verfüttern.“ Derzeit erhält Schubert 21 Euro/dt für das Eiweißfutter. Der Preis hänge stark vom Sojaschrotpreis ab, die Ware sei jedoch 100-prozentig gentechnikfrei und in der Region hergestellt, erklärt Schubert stolz.
Schubert ist ein Tüftler. Seine Öl­mühle hat er selbst aus einzelnen Kom­ponenten zusammengebaut. Die Raps­ölpresse leistet 100 kg/Stunde. Den Rührwerkstank schweißte er aus Stahlblechplatten zusammen. Der Vorteil gegenüber manchem gekauften Tank sei, dass keine Luft beim Rühren in das Öl komme und somit die Oxidation minimiert werde. Das bedeute eine hohe Lagerstabilität des Öls. Insgesamt presst Schubert rund 300 000 l Rapsöl/Jahr – kalt. In Gittertanks zu jeweils 600 oder 1 000 l lagert Schubert das Öl in einer dunklen Ecke der Scheune bei relativ gleichbleibenden Temperaturen.
Darüber, im Speicher der Scheune, lagert der Rest der Rapsernte 2008. Nebenan steht die Reinigungsmaschine, eine alte aus Holz hergestellte Maschine, die den Besatz vom Raps trennt. Klein wirkt daneben die Presse. Doch was da als kaltgepresstes Rapsöl in die Wanne tropft, ist eine Kunst.

Rapsöl pressen ist eine Kunst

„Rapsöl ist nicht gleich Rapsöl“, bemerkt Schubert. „Es ist immer wieder mal Öl schlechter Qualität auf dem Markt, daher kommt es auch immer wieder zu negativen Meldungen über das Betreiben von Traktoren mit Rapsöl. Wenn mitten am Tag ein Filterwechsel notwendig ist, dann stimmt die Ölqualität nicht“, weiß Schubert. Er fährt selbst sein Auto ohne Probleme mit Rapsöl. Qualitäts-Rapsöl sollte nicht aus Auswuchsraps und Bruchkörnern bestehen, denn der Anteil unerwünschter freier Fettsäuren ist bei diesen erhöht, sodass die Oxidationsstabilität und damit die Lagerfähigkeit des Öls sinken. Wer Rapsöl als Kraftstoff vertreibt, muss das Öl nach DIN V 51605 in einem Labor auf 17 Parameter untersuchen lassen, das verlangt das Hauptzollamt. Im Prüfbericht stehen unter anderem die Dichte, die Iodzahl, der Schwefelgehalt, die Säurezahl, der Phosphorgehalt und der Wassergehalt. Wird Raps zu Kraftstoff verarbeitet, muss dieser gleich nach der Ernte gereinigt, auf 7 Prozent Restfeuchte getrocknet und unter 12° C gelagert werden. Daher sind schnelle Entscheidungen bei der Anlieferung auf dem Hof Schubert gefragt: Nach dem Wiegen wird eine Probe gezogen und dann zeigt sich: Kühlung, Trocknung oder normales Lager auf dem Speicher. Je nach Eiweißbedarf wird dann gepresst, wobei die Einstellung der Presse direkte Auswirkungen auf die Anteile der Inhaltsstoffe im Öl haben. Da ist Fingerspitzengefühl angesagt. Schubert erklärt die Presse bis ins kleinste Detail. Vorne ist die Temperatur rund 20° C, hinten 40° C. Steigt die Temperatur höher, ist mit einem höheren Phosphor-Wert zu rechnen. Dieser darf beim Kraftstoff nicht höher als 12 Milligramm je kg Rapsölkraftstoff sein. Der Presskuchen fällt am Ende der Schnecke nach unten durch eine Luke direkt in einen Anhänger des Kunden. Ist dieser voll, wird der nächste Anhänger des nächsten Presskuchenkunden unter die Luke gestellt. Ein Lager für den Presskuchen hat Schubert somit nicht, das Material wird sofort an den Kunden ausgeliefert. Das habe sich so eingespielt, sagt Schubert und funktioniere hervorragend.

Schuberts Absatzwege für Rapsöl

Doch wohin mit dem Rapsöl? „Für mich war der LKW-Sektor nie ein großer Markt gewesen“, gesteht Schubert. Das haben größere Betriebe erledigt. Seine Kunden sind überwiegend Landwirte, die mit Rapsöl ihre Schlepper, Mähdrescher oder Feldhäcksler betreiben. „Zwar wurde nun die 10 000 Liter-Grenze und der Selbstbehalt von 350 Euro beim Agrardiesel für zwei Jahre abgeschafft, beim Rapsöl wird die Energiesteuer jedoch zu 100 Prozent zurückerstattet“, schildert Schubert einen Vorteil. Der Antrag auf Gasölrückerstattung beim Hauptzollamt Löbau muss außerdem bis 31. Dezember 2009 gestellt werden. Auch Remmele sieht hier noch viel Handlungsbedarf. „Möglichst viele Landwirte sollten ihre Schlepper auf Rapsöl umrüsten, so könnten sie ihren Kollegen helfen und einen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung leisten.“ Günter Hell fordert, damit mehr Biokraftstoffe in der Land- und Forstwirtschaft eingesetzt werden, dass diese Branchen einschließlich der Kommunen und der Staatsforste anstelle der Steuererstattung eine Steuerfreiheit genießen. „Hier gehen andere Länder, wie Frankreich, die Beneluxstaaten, Österreich und die Schweiz mit gutem Beispiel voran“, weiß Hell.
Schubert hat eine Absprache mit der Firma Deutz in Köln, die den Prüfbericht für ihn erstellt. Fendt und Deutz haben gemeinsam einen Motor entwickelt, der mit Diesel startet und anschließend mit Rapsöl betrieben wird. Das Zweitanksystem funktioniere reibungslos, laut Gerhard Zaiss, dem Pressesprecher von Deutz. Bisher fahren rund 60 Traktoren dieser Technik in Deutschland. Das sei eine Nische, so Zaiss. Dieselkraftstoff sei wieder zu günstig. „Doch wir haben das in der Schublade“, sagte Zaiss. Der 820 greentec von Fendt, so Ursula Fuchs von Fendt, habe beim Absatz bisher nicht ihre Erwartungen erfüllt. Nur sehr überzeugte Landwirte, die etwas für die Umwelt tun wollen, greifen derzeit zu. Sie stimmt ihrem Kollegen zu: „Die Sache funktioniert, doch die wirtschaftlichen Weichen stehen anders.“
Ein neuer Vertriebszweig tat sich im April 2006 für Schubert auf. Der agile Schubert ist jemand, der die Menschen zusammenführt. So entwickelt er durch viele Gespräche auch immer neue Ideen. Ähnlich kam der Verkauf des Rapsöls an einen Vorderpfälzer Gemüsebauern zustande. „Der Gemüsebauer klagte, dass das Diesel für die Beregnungsaggregate immer wieder aus dem Tank geklaut wird, selbst schwere Verriegelungen halfen nicht“, erzählte Schubert. Da war die Idee die­se mit Rapsöl zu betreiben schnell geboren. Das sprach sich bald herum, sodass immer mehr Gemüsebauern ihre Aggregate mit Rapsöl betreiben. „Das hat gleich zwei Vorteile für die Gemüsebauern: Falls da mal etwas daneben geht, ist das nicht grundwasserbelastend und das Rapsöl wird nicht geklaut, da es für die Diebe nicht zu verwerten ist. Am Geruch merken diese schnell, dass das Aggregat nicht mehr mit Diesel betrieben wird“, so Schubert.

BHKW mit Rapsöl betreiben

Noch eine Idee verwirklichte sich im August 2007: Die erste Lieferung von Rapsöl an ein Blockheizkraftwerk (BHKW) in der Region. Inzwischen hat Schubert 19 BHKW-Kunden. Schubert empfiehlt das BHKW für Einfamilienhäuser, bei denen der Schornsteinfeger die alte Ölheizung beanstandet. Das BHKW, in diesem Fall ein Einzylinder-Motor, auch Dachs-Motor genannt, erwärmt das Rücklaufwasser von 35° auf 85° C, und liefert aus dem Rapsöl Strom und Wärme. Während der Strom mit einer Vergütung von 20 Cent/kWh ins öffentliche Netz gespeist werden kann, wird die Abwärme des Motors für den Eigenverbrauch zum Heizen verwendet. Laut EEG wird seit 2009 auch der Selbstverbrauch des Stroms mit 5 Cent/kWh bezuschusst. Das BHKW startet, wenn die Wassertemperatur im Speicher zu niedrig ist. Ein Dreizylinder-BHKW ist notwendig, wenn mehr Wärme benötigt wird, wie bei Gartenbaubetrieben mit Gewächshäusern, öffentlichen Einrichtungen, wie Kindergärten oder Schulen oder gewerblichen Betrieben, die Wert auf ein ökologisches Image legen. Auch Thomas Eicher in Hoppstätten hat seit November 2007 einen Dreizylinder-Motor in der Waschküche stehen, der benötigt nicht mehr als 2 m2 Platz. Im ersten Jahr lief das BHKW rund 4 400 h. Es wurden 35 600 kWh Strom und 79 800 kWh Wärme erzeugt. Die Wärme benötigt der Landwirt, um das eigene Wohnhaus mit 200 m2 und das Nachbarhaus mit 180 m2 Wohnfläche zu heizen. „Es hat sich durch Zufall ergeben, dass die neuen Besitzer des Nachbarhauses auch eine neue Heizungsanlage einbauen wollten. Da haben wir uns zusammengetan“, sagte Petra Eicher, die Ehefrau. Das BHKW kostete rund 25 000 Euro und wurde von Dieter Allenbacher aus Bosenbach eingebaut. Eicher und Schubert ergänzen sich. So liefert Eicher seinen eigenen Raps zu Schubert, lässt diesen im Lohn pressen, verheizt sein eigenes Rapsöl und verfüttert rund 100 kg Presskuchen pro Tag an die 75 Milchkühe im Stall. Im Winter produzieren die Eichers Strom über das BHKW und im Sommer über Photovoltaik.
„Die Lohnpressung ist seit Dezember 2008 ein neuer Trend“, sagt Schubert. Rund 80 t Rapssaat hat er seither im Lohn gepresst. Für sein Rapsöl verlangt er zwischen 0,85 Cent/l plus 7 Prozent Mehrwertsteuer. „Derzeit ist Heizöl billiger, doch das wird sich wieder ändern. Die Preise beim Rapsöl sind nicht so schwankend, wie beim Heizöl“, weiß Schubert. Wichtig sei, dass die Wertschöpfung in der Region bleibe und man unabhängiger von internationalen Energieversorgern sei, so Schubert.
Günter Hell sieht für die dezentralen Ölmühlen noch Perspektiven in der chemischen Industrie, bei Reinigungsmitteln, in der Verpackungsindustrie, Kosmetik sowie bei Kunst- und Schmier­stoffen. Im Straßenbau wird bereits Rapsöl als Bitumenzusatz eingesetzt.
In diesem Jahr wird mit einer bundesweiten Rapsernte von 5 Mio. t gerechnet. Daraus werden zirka 1,7 Mio. t Rapsöl produziert und 3,3 Mio. t Rapsfuttermittel.
Vergangene Woche wurde das „Gesetz zur Änderung der Förderung von Biokraftstoffen“ verabschiedet. Der Deutsche Bundestag hat dem Gesetzentwurf der Bundesregierung vom 1. Dezember 08 zugestimmt und den Einspruch des Bundesrates zurückgewiesen. Rückwirkend ab 1. Januar 09 wird die gesamte Beimischquote auf 5,25 Prozent reduziert. Von 2010 bis 2014 dürfen 6,25 Prozent beigemischt werden. Ab 2015 – dann wird laut dem neuen Gesetz die Einheit von Quoten auf Treibhausgasreduzierung umgestellt – werden 3 Prozent Treibhausgasreduzierung angestrebt, ab 2017 4,5 Prozent und ab 2020 7 Prozent. Gefordert wurden ursprünglich 5 Prozent ab 2015 und 10 Prozent ab 2020.
Damit wird der Ausbau der Biokraftstoffe in Deutschland insgesamt deutlich verlangsamt. Da tun Schubert und seine Kollegen gut daran, weiterhin selbst nach alternativen Absatzwegen, wie den BHKW, zu suchen.
Die Hoffnung der größeren dezentralen Ölmühlen, wie der Ölmühle Nieder-Auerbach, liegt in erneut steigenden Dieselpreisen. Dass diese wieder steigen werden ist sehr wahrscheinlich. Auf eine sinnvolle Biokraftstoffpolitik der Bundesregierung zu hoffen, ist dagegen ein Glücksspiel. Elke Setzepfand (zep)

Hintergründe

Biokraftstoffe sind Kraftstoffe, die aus Biomasse hergestellt werden, wie Biodiesel, Bioethanol und Pflanzenöle. Dabei wird Biodiesel nach DIN EN 14214 durch Veresterung aus Pflanzenölen, wie Rapsöl, Sojaöl und Palmöl hergestellt. Derzeit stehen viele Veresterungsanlagen still. Denn bei den günstigen Dieselpreisen ist Biodiesel unattraktiv. Um die genormte Iodzahl für Biodiesel zu erhalten, können höchstens 5 Prozent Palmöl oder 20 Prozent Sojaöl verwendet werden. Biodiesel muss daher überwiegend aus Rapsöl hergestellt werden.
Beimischung: Bei Diesel darf nur Biodiesel beigemischt werden, kein reines Pflanzenöl. Die Mineralölwirtschaft sagt derzeit, dass eine höhere Beimischung nicht möglich sei. Doch bedeutet Beimischung nicht unbedingt, dass Kraftstoff gemischt werde, sondern bedeutet auch, dass reiner Rapsölkraftstoff und Mineralölkraftstoff in ein und demselben Betrieb verkauft werden. zep