Stroh ab Feld ist günstiger
Nährstoffentzug und Arbeitsbelastung im Betrieb berücksichtigen
Wer im vorletzten Jahr Stroh übrig hatte, konnte damit gut hinzuverdienen. Selbst für PreiÂse von mehr als 100 Euro/t gab es mancherorts nur Achselzucken und lange Gesichter, aber kein Stroh zu kaufen. Im letzten Jahr sah die Situation schon wieder völlig anders aus. Wann lohnt es sich also, das Stroh zu verkaufen? Mit dieser Frage befasst sich Dr. Mathias Schindler, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, im folgenden Beitrag.
Hektar Stroh nicht unter 100 Euro
Ob der Strohentzug dann zu Vereinfachungen in der Bewirtschaftung führt und damit eventuelle KosteneinsparunÂgen im Maschinenbereich (Verzicht auf den Strohhäcksler am Mähdrescher und leichtere Einarbeitung der ErnÂteÂrückstände mit jeweils circa 10 Euro/ha) oder beim Pflanzenschutz (Verzicht auf eine Fungizidmaßnahme im Anbau von Getreide nach Getreide, gegebenen falls circa 30 Euro/ha) verbunden sind, sei der individuellen Beurteilung überlassen. Aber selbst im Fall der vollständigen Anrechnung dieser Vorteile dürfte das Stroh von einem Hektar nicht unter 100 Euro/ha abgegeben werden.
Service nur gegen Aufpreis
Diejenigen, die noch über freie beziehungsweise zusätzlich beschaffbare Arbeitskapazitäten und eigene Technik zur Strohbergung verfügen, sollten dieÂse zur besseren Auslastung auch entspreÂchend zum Einsatz bringen und das Stroh in einer höherwertigeren Aufbereitungsstufe anbieten. Dabei sind prinÂziÂpiell alle Zwischenstufen der Kette bis zum Lager des Abnehmers denkbar. Um den sich dabei ergebenden unterschiedlichen Möglichkeiten Rechnung zu tragen, ist der Aufbau der weiteren Kostenermittlung so angelegt, dass jederzeit eine Zwischensumme gebildet werden kann, um den an dieser Stelle notwendigen Mindestpreis zu ermitteln. Der Vollkostenansatz für das „Stroh pressen“ basiert auf den Kosten einer „normalen“ Quaderballenpresse inklusive des Lohnansatzes (hier: 16 Euro/AKh für 0,38 AKh/ha) und verteuert das Stroh um 66,40 Euo/ha beziehungsweise 13 Euro/t. Das Aufladen per TelesÂkoplader mit Ballenzange wird mit 0,5 AKh/ha veranschlagt und schlägt mit Vollkosten von 23,34 EuÂro/ha zu Buche. Dies bedeutet, dass für „Stroh gepresst und aufgeladen“ mindestens 200 Euro/ha fällig werden, um eine Kostendeckung zu erreichen. Soll das Stroh dann auch noch gebracht werden, so erhöht sich der Kostensatz bei 5 km Transportentfernung um weitere 14,50 Euro/t beziehungsweise 73 Euro/ha (31 Euro/ha plus 42 Euro/ha für Schlepper und Anhänger in Parallelfahrt beim Aufladen beziehungsweise für den eiÂgentÂlichen Transport). Weitere Entfernungen sollten bei SchlepÂpertransport mit circa 0,90 EuÂro/t und zusätzlichem Entfernungskilometer in Ansatz gebracht werden. InÂklusive maschinellem Abladen (zum Beispiel bei eigener EinlaÂgerung) steigen die Kosten um weitere 3,70 EuÂro/t beziehungsweise knapp 20 Euro/ha. Nun sind am Lager des Kunden schnell schon mehr als 300 Euro/ha notwendig, um die Kostendeckung zu erreichen. Wer also 5 t Stroh direkt vom Feld anliefert, sollte, um daran auch noch etwas zu verdienen, etwa 360 Euro dafür berechnen (72 Euro/t).
Das Lagern mit berechnen
Bei Kartoffeln und Getreide machen es alle: In der Ernte wird das Produkt günstiger verkauft als zu späteren Terminen, weil die Kosten geringer sind. Beim Stroh hat sich das aber scheinbar noch nicht überall herumgesprochen, dass ein Verkauf aus dem Lager zu späteren Terminen wegen der Lagerkosten deutlich höhere Preise bringen müsste als die Anlieferung direkt vom Feld. Für Stroh, dass sechs Monate in einer einfachen Halle gelagert wurde, steigen die Kosten um weitere 35 Euro je Tonne, die für Abschreibung, Zinsansatz, Versicherung und Unterhaltung, aber auch für (geringe) Verluste und Zinsaufwand für das länger gebundene Umlaufkapital berechnet werden sollten. Eine Feldrandlagerung der Strohballen kommt zwar trotz höherer Ansätze für Verluste (hier: 9 Prozent) mit 16,11 Euro/t an zusätzlichen Kosten deutÂlich günstiger, dafür leidet aber vielleicht die Qualität etwas stärker, so dass derart gelagertes Stroh nicht mehr überall Verwendung finden kann. Wer allerdings gutes abgelagertes Stroh verkaufen will, müsste dafür rund 100 Euro je Tonne verlangen, wenn er eine vollständige und umfassende KosÂtenberechnung durchführt und außer seine Kosten bezahlt haben will auch noch einen kleinen Anteil für sein Risiko erreichen will.