Weinpreisliste schlanker machen?
Ist eine umfangreiche Preisliste ein gutes Angebot?
Ist die große Anzahl der einzelnen Weine auf der Weinpreisliste notwendig oder tut sich der Kunde bei einem kleinen, übersichtlichen Angebot nicht leichter bei seiner Weinauswahl und Bestellung? Wie ist es mit der Lagerhaltung der vielen Sorten und den Geschmacksrichtungen? Rudolf Litty hörte sich für das LW bei den Weingütern um.
Umfangreich, aber klar strukturiertes Weinangebot
„Unser Weinsortiment ist recht umfangreich, aber klar strukturiert und überÂsichtlich in die Qualitätspyramide eingeteilt“, beschreibt das Weingut Reinhard und Esther Schmitt aus IlbesÂheim seine Karte. Das warme Klima der Pfalz, die vielfältige Bodenstruktur und die reiche Sortenvielfalt sei eine besondere Stärke der Pfalz. Dadurch sieht Schmitt die einzigartige Möglichkeit, dem Weingenießer eine breite, abwechslungsreiche Palette unterschiedÂlichster Weine zu bieten. „Diese besondere Stärke der Pfalz sollten wir nutzen und deshalb ist es für unseren Betrieb eine Herausforderung, die große SortenÂvielfalt zu verwirklichen. Wir stehen hinter jedem Wein und jedem Produkt in unserem Sortiment und seit Jahren sind unsere Kunden begeistert von der Vielfältigkeit und der Qualität“, sagt Schmitt. „Unser Kunde ist bei der WeinÂauswahl nicht überfordert, viel mehr genießt er die fachliche Beratung und Empfehlungen der Weine zu den unterÂschiedlichen Gelegenheiten des Lebens“, davon sind die Schmitts überzeugt.
Ãœberbordendes Weinsortiment verwirrt die Kunden
Das Weingut Thomas Gernert aus Sankt Martin beschreibt sein Angebot: „Süffige Weißweine für die seit Jahrzehnten treuen Kunden. Trockene WeißÂÂweine sind ein Muss für Jung- als auch Altkunden. Der Rotweinweinboom, traditionelle Sorten und zunehmend jetzt auch die internationalen Roten, ausgebaut in allen Spielarten; neue Typenweine in Classic und Selection; dazu Sekte, Secco, Piccolo, Traubensäfte, verschiedene Brände, auch im Barrique ausgebaute Erzeugnisse runden das Programm ab.“ Das sind weit über 60 Positionen und wenn möglich, soll der neue Jahrgang - Weißweine - schon ab März im Verkauf sein. Das Ganze ist nur mit riesigem Aufwand an Stunden und viel persönlichem Engagement verbunden. „Was haben wir uns da nur angetan“, klagt Gernert, doch das Zurück ist fast nicht zu realisieren, denn kein Kunde darf verloren gehen. „Jeder Wein hat seine Liebhaber. Wir sind uns bewusst, dass viele unserer Kunden durch das umfangreiche Angebot überfordert sind. Streichen – ja, das machen wir alljährlich, doch dem Trend folgend kommt ständig etwas Neues hinzu. Ich wünsche uns allen, dass wir mehr Mut zum Streichen haben“, so Gernert.
„Ja, unser Weinsortiment ist umfangreich“, bestätigt auch Regina Wagner vom Weingut Ludwig Wagner und Sohn in Maikammer. „Das bedeutet kellertechnisch für den Kellermeister ein Mehr an Aufwand. Unsere WeinpreisÂliste ist nach dem Schema – trocken, halbtrocken, lieblich – strukturiert, sodass für unsere Kunden eine klare Ãœbersicht gegeben ist.“ Der Trend des Kunden, wie Gesundheit und Alterstruktur, bedinge auch eine ständiges Anpassen an den Weintyp. „Das mediterrane Klima unserer Region begünstigt automatisch die Variationsbreite an Rebsorten und die verschiedenen Geschmacksstile unserer Kunden. Der Verbraucher ist flexibel, sucht die Vielfalt und benötigt Auswahl“, betont Regina Wagner. Sich heutzutage auf ein minimiertes Angebot und auf eine Richtung im Ausbau zu konzentrieren, das benötige eine 100%ige Kundenbindung, gibt Wagner zu Bedenken. Der Weinfreund suche und schätze die Offerte. Insofern könne eine stimmige WeinausÂwahl eine stärkere Kundenbindung beÂdeuten. „Jede RaÂtionalisierungsÂmaßÂnahme kann zum Verlust eines Kundenkreises führen und muss mit Preiserhöhung abgefangen werden. Das ist nicht unsere Betriebsstruktur“, erklärt Wagner.