Weinbauverbände setzen auf Qualität

Noch vor dem diesjährigen Herbst sind die Würfel für die neue Hektar Ertragsregelung gefallen. Das bisherige 3-Stufen-Modell wird in der Pfalz, in Rheinhessen und an der Nahe um eine weitere Stufe ergänzt. Für Land- und Rebsortenweine gilt künftig die Höchstgrenze von 125 Hektoliter je Hektar. Der Qualitätswein bleibt, wie bisher, bei 105 Hektoliter je Hektar, Wein ohne Rebsorte und Jahrgang, quasi als Tafelweinersatz, bleibt bei 150 Hektoliter je Hektar, und die Grundweine, früher Verarbeitungsweine, liegen bei 200 Hektoliter je Hektar. Mit dem jetzt gefundenen Kompromiss versucht die Weinbranche in Rheinland-Pfalz an der bisherigen Qualitätsstrategie festzuhalten und möglichst keine Schlupflöcher für eine ungezügelte Mengenproduktion zu öffnen. Auch der rheinland-pfälzische Weinbauminister, Hendrik Hering, bewertet die gefundene Formel als positiv.

Es gibt aber auch Kritik. Dem Verband Deutscher Prädikatsweingüter sind die festgelegten Mengen zu hoch, und man befürchtet, dass billige Rebsortenweine den Markt überschwemmen und das Preisgefüge nach unten drücken. Den Kellereien sind die geplanten Hektarerträge für die Rebsortenweine zu niedrig gewählt, und der Kellereiverband schießt auf die Weinbauverbände und die Landesregierung. Mit viel Polemik und der Behauptung, der Kompromiss benachteilige die Mosel, versucht der Kellereiverband eine Neiddiskussion loszutreten und Zwietracht zwischen den Verbänden zu säen. Die Kellereien sind der Ansicht, dass die Neuregelung ihren Beschaffungsmarkt einschränkt und damit Marktanteile an ausländische Anbieter abgegeben würden. Dem entgegen steht, dass Deutschland hinsichtlich der Produktionskosten gegenüber den südlichen Weinbauländern niemals mithalten kann und sich deshalb auch künftig hauptsächlich der Qualitätsweinschiene widmen sollte.

Henning Seibert