Rechtzeitig die Weichen stellen

Die Jungbestandspflege im Laub- und Nadelholz

Während die zielgerichtete Kulturbegründung und die Durchforstung den meisten Waldbesitzern vertraut sind, wird die Jungbestandspflege häufig noch vernachlässigt. Dabei ist gerade hier mit meist geringem Aufwand eine erhebliche Verbesserung der Qualität und Stabilität zu erreichen.

Zu kräftige Bäume, die Protzen, müssen im Rahmen der Jungbestandspflege entnommen werden.

Foto: wbs

Warum muss ein junger Bestand gepflegt werden? Als Jungbestandspflege bezeichnet man die Phase zwischen Dichtschluss und beginnendem Stangenholz. In dieser Zeit ist das Höhenwachstum besonders ausgeprägt. Es kommt zu starker Konkurrenz zwischen den Bäumen. Sehr vitale Bäume beginnen sich durchzusetzen, und weniger wuchskräftige Bäume sterben ab. Durch den Dichtschluss kommt es im Laubholz zum erwünschten Effekt der natürlichen Astreinigung.

Allerdings setzen sich in dieser Phase immer wieder Bäume durch, die von ihrer Qualität oder auch der Standorts­eignung her nicht dem Ideal entsprechen. Daneben werden erwünschte Mischbaumarten häufig verdrängt. Vor allem in der Fichte aus stammzahlreicher Naturverjüngung kommt es zu Wuchsstockungen und Instabilität.

Investition in die Zukunft

Die Jungbestandspflege verursacht zwar Kosten, doch sollte man diese als notwendige Investition in die zukünftige Entwicklung des Bestandes sehen. Nur durch ihre konsequente Durchführung lassen sich die genannten Fehlentwicklungen verhindern.

Grundsätze der Jungbestandspflege:Wie immer bei der Waldbehandlung gilt auch hier, dass übertriebener Aktionismus fehl am Platze ist. Jede Situation ist anders und bedarf der genauen Analyse. Das Augenmerk liegt auf der Oberschicht. Hier soll sich eine ausreichende Zahl qualitativ guter und vitaler Zukunftsbaum-Anwärter entwickeln. Bei den Nadelbäumen stehen dabei die Erhaltung der Wuchskraft und die Stabilität im Vordergrund. Im Laubholz und in der Kiefer ist darüberhinaus die Sicherung der Qualität von entscheidender Bedeutung. Die Dynamik solcher Jungbestände wird häufig unterschätzt. Sie sollten regelmäßig in Augenschein genommen werden, um auf unerwünschte Entwicklungen reagieren zu können. Später können versäumte Maßnahmen, wenn überhaupt, nur schwer und mit höherem Kostenaufwand nachgeholt werden.

Das geeignete Pflegekonzept

In der Pflegephase kann man häufig noch die Baumartenverteilung beeinflussen. Machen Sie sich daher ein genaues Bild von der zu pflegenden Fläche. Überlegen Sie, ob die Baumarten, die Mischung und die Wuchsrelation dem entspricht, was Sie sich vorgestellt haben, und was waldbaulich und standörtlich sinnvoll ist. Im Idealfall – der tatsächlich manchmal eintritt – muss nichts unternommen werden. Ansonsten definieren Sie klar, was zu tun ist.

Durchzuführende Maßnahmen können zum Beispiel sein:

  • die Negativauslese, und hier vor allem die Entnahme von Protzen (vorwüchsige und qualitativ schlechte Bäume)
  • die Entnahme von bedrängendem Weichlaubholz (Birke, Aspe etc.)
  • die Standraumregulierung, besonders bei Fichte, zur Stabilisierung
  • oder die Mischungsregulierung um den Anteil erwünschter Mischbaumarten zu erhalten
  • Geben Sie sich selbst einen (gedanklichen) Arbeitsauftrag.

Beispiel Mischbestand

Auf einer Fläche wurde Buche und Bergahorn gepflanzt. Der Rest hat sich mit Fichte natürlich verjüngt. Der Bergahorn ist sehr wüchsig und wipfelschäftig. In der Buche finden sich mehrere Protzen und zahlreiche Weichlaubhölzer. Die Fichte entwickelt sich gut mit rund 4 000 Stämmchen in der Oberschicht. Zunächst müssen Sie die Fläche gedanklich nach Baumarten trennen.

Wenn die empfohlenen Pflanzenzahlen eingehalten wurden, kann das Ergebnis im Ahorn so aussehen: Protzen sind nicht erkennbar, sonstige bedrängende Baumarten sind nicht vorhanden, die Wüchsigkeit ist gut. Das heißt, der Ahorn befindet sich in der Phase der Astreinigung, ohne dass negative Begleitumstände erkennbar wären. Es ist also nichts zu tun. In der Buche müssen Sie dagegen aktiv werden. Wenn Sie bedenken, dass im Endbestand nur maximal 100 Buchen pro Hektar stehen werden, so bedeuten schon wenige Protzen, die sich durchsetzen, eine enorme Wertminderung. Ihr Arbeitsauftrag in der Buche lautet also: Entnahme der Protzen und der bedrängenden Weichlaubhölzer. Dort, wo die Weichlaubhölzer nur eine Lücke ausfüllen, werden sie belassen. Es soll nur das unbedingt Notwendige entnommen werden, um den Dichtstand nicht zu unterbrechen. Dieser ist zur Astreinigung unbedingt erforderlich.

Bei der Fichte ist die Situation wieder anders. Die natürliche Astreinigung funktioniert hier – wie bei allen Nadelhölzern – nicht. Das heißt, der Bestand bleibt nur so dicht, damit keine Grob­astigkeit entsteht. Ansonsten liegt das Augenmerk darauf, den Zuwachs möglichst früh auf wenige Bäume zu lenken. Diese werden dann auch deutlich stabiler und liefern früher Vorerträge. Hier müsse die Stammzahl in der Oberschicht, unter Förderung der besten Bäume, auf 2 000 bis 2 500 abgesenkt werden.

Das Bestandsziel immer vor Augen

Die durchzuführenden Maßnahmen in der Jungbestandspflege hängen zum einen ab von der Ausgangssituation, also den beteiligten Baumarten, ihrer Zahl, ihrer Qualität und ihrer Wuchsrelation. Zum anderen sind es die Ziele des Waldbesitzers, die die Eingriffe beeinflussen. Wichtig ist, dass gepflegt wird, um nicht schon in dieser frühen Phase die Weichen in die falsche Richtung zu stellen. Das grundsätzliche Vorgehen kann auch in einem Lehrgang Pflege und Durchforstung, der an der Waldbauernschule stattfindet, erlernt werden. Bayerische Waldbauernschule Kelheim/Goldberg