Mehr als 150 dezentrale Ölmühlen stillgelegt

Ãœbrig gebliebene Betreiber sehen pessimistisch in die Zukunft

In Deutschland sind gemessen am Stand von 2007 inzwischen mehr als 150 dezentrale Ölmühlen stillgelegt worden. Das ist das Ergebnis einer telefonischen Umfrage, die das Technologie- und Förderzentrum (TFZ) im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe in Straubing im vergangenen Monat durchgeführt hat.

Im Jahr 2008 verarbeiteten die dezentralen Ölmühlen insgesamt 593 000 t an Ölsaaten, gegenüber 2007 ein Rückgang von rund 40 Prozent.

Foto: agrarfoto

Danach waren nach Hochrechnungen der TFZ im ersten Halbjahr 2009 nur noch 434 Anlagen im Betrieb, während im Jahr 2007 noch 585 dezentrale Ölmühlen Pflanzenöle und Eiweißfuttermittel erzeugt hätten. Ein starker Rückgang beim Absatz von Rapsölprodukten habe sich bereits zu Beginn des Jahres 2008 abgezeichnet und viele Betreiber zu einer zeitweisen Stilllegung der Ölmühlen veranlasst. Die aktuellen Umfrageergebnisse 2009 zeigten, dass zwischenzeitlich 2 Prozent der Ölmühlen den Betrieb eingestellt hätten und verkauft worden seien. Weitere 4 Prozent der Anlagen seien langfristig und etwa 19 Prozent der Mühlen vorübergehend stillgelegt worden. Etwa 71 Prozent der Ölmühlen hielten sich zumeist mit stark verminderten Produktionskapazitäten von durchschnittlich 40 Prozent Auslastung in einer Art Durchhaltestrategie am Markt.

Gründe dafür, dass die Ölmühlen nicht stillgelegt wurden, sind laut TFZ die Nachfrage nach Presskuchen als Eiweißfuttermittel, die Produktion von Futter- und Speiseölen sowie die Herstellung von Rapsölkraftstoff für den Eigenbedarf. Im Jahr 2008 verarbeiteten die dezentralen Ölmühlen nach Angaben des Technologiezentrums bundesweit insgesamt 593 000 t an Ölsaaten, was gegenüber dem Niveau von 2007 einem Rückgang von rund 40 Prozent entsprach.

Getroffen haben die dezentralen Ölmühlen neben den zuletzt sehr volatilen Ölsaaten- und Energiemärkten auch die von der schwarz-roten Koalition beschlossenen steuerlichen Änderungen für Biokraftstoffe. Für Pflanzenölkraftstoff gilt aktuell ein Energiesteuersatz von 16,55 Cent/l nach 8,15 Cent/l im Jahr 2008; mit Beginn des nächsten Jahres steigt die Besteuerung auf 24,95 Cent/l. Bei einem gleichzeitig gesunkenen Preisniveau von fossilem Dieselkraftstoff sei Rapsöl damit nicht mehr wettbewerbsfähig, so die Ölmüller. Gegenwärtig blickten sehr viele Betreiber von dezentralen Ölmühlen, die sich auf die Produktion von Rapsölkraftstoff spezialisiert hätten, außerordentlich pessimistisch in die Zukunft. Gründe dafür seien die beschlossene unflexible Besteuerung von reinen Biokraftstoffen sowie die hohen Anforderungen der Biomassestrom- und Biokraftstoff-Nachhaltigskeitsverordnung. age