Optimale Baumqualität ist entscheidend für Erfolg

Tipps für die Pflanzung einer neuen Apfelanlage

Einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren bei einer Neuanlage stellt die Qualität des Pflanzmaterials dar. Wer sein investiertes Geld möglichst rasch wieder zurückverdienen will, muss überlegt in die richtige Sorte und Mutante sowie in optimales Baummaterial investieren. Dabei gilt es sowohl bestimmte Gesetze (Sortenschutzgesetz) und Verordnungen (AGOZ) zu berücksichtigen wie auch internationale Qualitätsstandards, die sich durch die Öffnung der Märkte einstellen.

Eine Neuanlage mit AA- Plus-Qualität mit der Apfelsorte Wellant, gepflanzt Ende Mai.

Foto: Baab

Die Qualität von Pflanzmaterial wird von mehreren inneren und äußeren Parametern bestimmt. Zu den inneren Qualitätsmerkmalen zählt eine ausreichende Holzausreife, Sortenechtheit sowie die Freiheit von wichtigen Krankheiten und Schädlingen, die durch die Anbaumaterialverordnung von 1998 (AGOZ) geregelt ist. Demnach wird das sogenannte CAC-Material zwar als Standardmaterial bezeichnet, stellt aber nur Minimalanforderungen an die Qualität eines Baumes.

CAC Material muss aus der Baumschule kommend frei sein von sichtbaren Schäden und Krankheiten wie Verwundun­gen oder Hagelschäden, Obstbaumkrebs, Wurzelkropf, Spinnmilben, Glasflügler. Es kann jedoch durchaus von Virosen und Mycoplasmosen befal­len sein, sofern diese optisch nicht er­kenn­­­bar sind. Auf solche Mindestnormen darf und sollte sich kein professioneller Obstbauer einlassen. Für den Erwerbsanbau kommt nur anerkanntes, zertifiziertes Pflanzmaterial in Frage. Auch dieses Material muss selbstverständlich frei sein von sichtbaren Schäden und Krankheiten. Darüber hinaus ist dessen Sortenechtheits- und der Gesundheitsstatus weitgehend sichergestellt. Als zertifiziert virusfrei darf nur das Pflanzmaterial deklariert werden welches frei von allen Virosen, auch latenten Viren ist. Vermehrungsmaterial, das einen Befall mir latenten Viren aufweist, ist mit dem Hinweis virusgetestet (vt) gekennzeichnet.

Anforderungen an die äußere Baumqualität

Die Bäume sollten einen ergonomisch günstigen Aufbau besitzen. Die Hauptertragszone muss in einem Bereich etabliert sein, der zeitraubende Tätigkeiten, übermäßiges Bücken oder Strecken, von vorneherein minimiert. Deshalb sollten die Seitenäste beim Jungbaum ausreichend hoch inseriert sein, nämlich ab 80 cm Höhe, damit diese nach Formierung oder mit Frucht­behang nicht unter 60 cm abhängen. Eine gute Voraussetzung für ausreichend gute Lichtverhältnisse stellt ein pyramidaler Baumaufbau dar. Ist eine solche Baumform vorgesehen, sollte bereits der Jungbaum die geeigneten Wuchsproportionen besitzen. Ausgehend vom Durchmesser des Stammes zur Baummitte und Spitze sollte er im Idealfall ein Stärkeverhältnis von 4:2:1 aufweisen.

Eine frühzeitige und hohe Fruchtbarkeit garantiert einen schnellen Rück­fluss des eingesetzten Kapitals und eine automatische Regulation des Wachstums. Dafür sind viele flach abgehende Seitenverzweigungen wichtig, an denen sich bereits im Pflanzjahr Fruchtholz entwickelt. Die Seitenäste sollten ausreichend vital sein und keine Verkahlungstendenzen aufweisen. Verkahlte Zonen garnieren sich nämlich bei einigen Sorten über Jahre hinweg nicht mehr (Fuji, Kanzi; Pinova; Jonagold), weder mit Früchten noch mit Trieben und damit verlagert sich das Wachstum rasch an die Spitze der Triebe oder des Baumes. Als Pflanzmaterial kommen deshalb nur gesunde, leistungsfähige und gut bewurzelte Jungbäume in Frage, die keine Symptome von Trocken- oder Ethylenschäden zeigen.

Auf einheitliche Veredlungshöhe mit glatten, geraden Unterlagen achten

Beim Baumkauf sollte auf eine einheit­liche Veredlungshöhe mit möglichst glatten, geraden Unterlagen geachtet werden. Bei zu tiefen Veredlungen (< 5 cm) können mit der Zeit die Edelsorten Wurzeln bilden, das heißt sich freimachen und den Baum zu sehr starkem Wuchs anregen. Derzeit wird in den meisten Baumschulen bei Apfel auf 20 cm Höhe veredelt. Höhere Veredlun­gen setzen etwas stärkere und sehr gera­de, sprich teurere Unterlagen voraus. Hochveredlungen müssen deshalb extra und vor allem rechtzeitig bestellt werden. Sie können sortenabhängig eine 10 bis 20 prozentige Wuchsminderung bewirken, was in Einzelfällen durchaus interessant und sinnvoll sein kann (Abb. 1).

Eine Veredlungshöhe von etwa 30 cm sollte auch bei der Unterlage M9 wegen zunehmender Frostgefahr und Luftwurzelbildung nicht überschritten werden. In Frage kommen dafür nur luftwurzelarme M9 Klone (T 337; Burg­mer 984; Lodder 1; Pajam 1). Bei stark luftwurzelbildenden Unterlagen wie Fleu­ren 56 oder sehr frostgefährdeten wie M27 muss von Hochveredlungen abge­sehen werden. Die Unterlage M27 sollte auch wegen der Gefahr nachlassender Wuchskraft lediglich auf 10 cm Höhe abveredelt werden.

Qualität – ausgedrückt in Zahlen und Maßen

Veredlungshöhe (M9) 15-30 cm
Stammdurchmesser (20 cm oberhalb Veredlungsstelle)
1-jährige Veredlungen >=14 mm
Knipbäume: 16-18 mm
Anzahl gleich stark entwickelter vorzeitiger Seitentriebe
Qualität AA: > 6
Qualität A+: > 5 oder > 6 nicht rundum garniert
Qualität A: 4-5
Qualität B: 0-3
Wünschenswert: weitere 4-8 kurze Spieße entlang der Stammverlängerung
Anordnung der vorzeitigen Triebe
Einjährige Veredlungen: ab 60-65 cm
Bei Knip-Bäumen: ab 80 cm
jeweils über eine Distanz von 30- 40 cm gleichmäßig rundum verteilt
Stärke der vorzeitigen Triebe
Durchmesser: Mindestens 5 besser > 6 mm (5 cm vom Stamm entfernt)
Länge: 35 - 50 cm
Länge der Mittelachse 60 -70 cm vom letzten „Grundgerüst­ast“ bis zur Spitze
Gesamtlänge des Baumes
1-jährige Veredlungen 1,40 bis 1,60 m
Knipbäume: 1,60 bis 1,80 m

Der Knipbaum ist seit Jahren sehr beliebt

Je höher die Veredlungshöhe um so stärker ist die Wuchsbremse.

Foto: Baab

Beim Apfel nimmt seit Jahren der Knipbaum die größte Bedeutung unter den Anzuchtformen ein, gefolgt von einjährigen Veredlungen (Okulanten), die jahrzehntelang das wichtigste Produktverfahren für Jungbäume darstellte. Die einjährige Winterhandveredlung wird normalerweise als Vorstufe für Knipbäume verwendet, die etwas besseren Qualitäten werden dann als sogenannte 9-Monatsbäume vermarktet.

Knip-Baum: Dieser Baumtyp verfügt hinsichtlich Ertragsverhalten und Ergonomie über drei wichtige Vortei­le:

  • Großes Kronenvolumen
  • Zuverlässiger Start wegen ausreichen­der Reserven (2-jährige Wurzel, Stamm­durchmesser)
  • Arbeitswirtschaftlich günstig inserierte Seitentriebe

Knipbäume werden üblicherweise über Winterhandveredlungen hergestellt. Im folgenden Winter, wenn die strengsten Fröste vorüber sind, werden die Bäume auf 70 cm zurückgeschnitten. Sorten mit stark hängenden Seitentrieben (Jonagold) werden bei 75 cm zu­rück­geschnitten, während Sorten, die sich erst 15 cm oberhalb des Knips verzweigen (Cox Orange) bei 60-65 cm angeschnitten werden. Aus der endständigen Knospe soll ein kräftiger und mit vorzeitigen Trieben garnierter Spross entstehen.

Die Verzweigung kann durch mechanische Eingriffe gefördert werden und zwar durch mehrfaches Abdrehen junger Blätter an der Triebspitze ohne dabei die Terminalknospe zu beschädigen (Pinzieren- Entblättern). Dieses arbeitsaufwendige Verfahren ist in den meisten Baumschulen durch Ver­wendung von Phytohormonen ersetzt worden, vornehmlich durch Ben­zyl­adenin haltige Produkte. Sie werden im Frühjahr mehrfach hintereinander ein­ge­setzt und fördern den Austrieb von Seitenknospen. Eine (zu) häufige Anwendung führt zu spitzwinklig abgehenden Seitentrieben, insbesondere bei Elstar.

Mit 9-Monatsbäumen auf Neuentwicklungen reagieren

9-Monatsbaum: Der 9-Monatsbaum muss nach einer Winterhandveredlung in einer Vegetation zum verkaufsfertigen Baum heranwachsen. Er erlaubt es dem Baumschuler flexibel auf Neuentwicklungen zu reagieren und rasch pflanzwürdiges Material zu günstigen Preisen anbieten zu können. Ausreichend gute Baumqaulitäten setzen aller­dings gute handwerkliche Fähigkeiten des Baumschulers voraus sowie günsti­ge Wachstums- und Klimavorausetzun­gen. Aufgrund der geringen Reserven und der kurzen Vegetation entwickeln sich bei 9-Monatsbäumen meist nur wenige Seitentriebe.

Um eine hohe Ausbeute verkaufsfähiger Bäume zu erzielen, werden die Bäume häufig zu stark mit Stickstoff gepusht, was zu einer mangelnden Holzausreife, erhöhter Frost- und Krebsanfälligkeit und einem ungünstigen Wurzel- Spross-Verhältnis führt. Fehler in der Kühl- und Transport­kette tragen gerade bei diesem Baumtyp zu verstärkten Ausfällen und Anwachsproblemen bei.

Die einjährige Veredlung – Okulant

Die einjährige Veredlung stellte jahrzehntelang das Standardvermehrungsmaterial für Apfelbäume dar, vor allem als die Anforderungen an die Höhe der Seitenastabgänge noch nicht so explizit ausgeprägt waren wie heute. In qualita­tiver Hinsicht sind gut und ausreichend hoch verzweigte (>60cm) einjährige Veredlungen den sogenannten 9-Mo­nats­bäumen vorzuziehen. Sie sind meist besser verzweigt und ausgereift. Bei deren Anzucht werden im Frühjahr preisgünstige Unterlagen der Stärke 7/9 mm aufgeschult und im Juli/August mit Sommerholz über Okulation (T-budding) oder über Schildveredlung (Chip-budding) veredelt. Das „chippen“ hat Vorteile, vor allem in der hohen Tagesleistung, der zeitlichen Ungebundenheit, der besseren Augenannahme und im früheren und regelmäßigerem Austrieb. Im kommenden Frühjahr wird die Unterlage auf das eingesetzte Auge abgesetzt. Das Auge startet mit einem höheren Wachstums­potenzial durch als eine Winterhandver­edlung. Im Stammbereich werden nun sukzessive die vorzeitigen Triebe, bevor sie verholzen, bis zu einer Höhe von 60 cm mit der Hand abgestreift (geräubert) und im darüber befindlichen Bereich wird durch mehrfaches mechani­sches Entblättern oder BA-Behandlungen das Auslaufen vorzeitiger Triebe gefördert.

Tipps für eine erfolgreiche Baumpflanzung

Auf dem Transportweg, im Einschlag, wie bei der Pflanzung ist penibel da­rauf zu achten, dass die Wurzeln nicht austrocknen. Nach langen Transporten oder Einschlägen sind die Bäume vor dem Pflanzen 24 Stun­den in Wasser zu stellen und dann konti­nuierlich feucht zu halten. Um Holz­krank­heiten vorzubeugen (Obstbaum­krebs), tut man gut da­ran die Bäume nach der Liefe­rung oder während des Einschlags mit Kupfer zu behandeln. Um eine rasche Adaption der Bäume auf dem Endstandort zu gewährleisten, sind sie in einen gut vorbereite­ten, feinkrümeligen Boden zu pflanzen. Deshalb ist eine optimale Bo­denvor­be­rei­tung mit Drainung, Lockerung, Aufdüngung dringend angeraten. Besonders bewährt hat sich der Einsatz und die Einarbeitung sili­katischer Industriekalke, von Hütten- oder Konverterkalken (10-15 dt/ha), deren Anwendung so zu bemessen ist, dass der pH-Wert des Bodens im leicht sauren Bereich bleibt (6,0-6,5).

Bei der Neupflanzung auf Nachbaustandorten sollte die bisherige Fahrgasse bevorzugt genutzt werden, falls dort noch keine art­gleiche Vorkultur stand. Anstatt die Fläche ruhen zu lassen, hat es sich bewährt umgehend nachzupflanzen. Bei der Rodung sollte so viel wie möglich alte Wurzelmasse beseitigt werden. Es kommt sowohl der Herbst, das Frühjahr aber auch der Mai in Frage. Pflanzungen im Herbst kommen im Frühjahr häufig am günstigsten, vorausgesetzt das Pflanzmaterial war ausgereift und der Boden beim Pflanzen warm und trocken. Gepflanzt werden sollte bei frostfreiem Wetter bei Boden­temperatur um/über 8°C.

Zur Verbesserung des Anwachsens kann eine Pflanzlochzugabe mit einem strukturstabilen, hochwertigen organischen Substrat beitragen, kombiniert mit einem optimalen N-und P- Angebot (HTK; MAP). Die Neupflanzung im Frühjahr unbedingt vor Trockenstress schützen (Über- oder Unterkronenberegnung, Tropfbewässerung oder Fertigation. Gerhard Baab, DLR Rheinpfalz, Kompetenzzentrum Gartenbau