Extensivierung – Möglichkeiten und Grenzen

Extensive Erziehungssysteme und Standraumgestaltung im Vergleich

Arbeitswirtschaft und Kostenreduzierung standen schon immer im Blickfeld des weinbaulichen Versuchswesens und der Beratung und fanden zeitnah Eingang in die Praxis. Eng damit verbunden ist die Technisierung, die mittlerweile alle Arbeiten erfasst hat. So konnte der Arbeitsaufwand, ähnlich wie in anderen Zweigen der Landwirtschaft, enorm gesenkt werden und gleichzeitig Traubenqualität und Erträge gesichert oder sogar verbessert werden. Auch viele Ideen einzelner Winzer sowie des Landmaschinenbaus hatten großen Anteil an der Entwicklung. Welche Möglichkeiten bieten extensive Erziehungssysteme?

Ehemalige Ackerflächen erlauben lange Rebzeilen.

Foto: Gerd Götz

Die zunehmende Betriebsgröße expandierender Betriebe durch Flächenfreisetzung von auslaufenden Betrieben zwingt in der Fassweinvermarktung zu weiterer Arbeitseinsparung bei der Traubenerzeugung. Bereits in den 1960er Jahren wurde die Weitraumerziehung nach Lenz-Moser propagiert. Später kam die Umkehr- und Vertikoerziehung als Alternative zur Pendelbogenerziehung dazu. Durchsetzen konnte sich die gestreckte Halbbogenerziehung, in der Regel auf eine Bogrebe. Bestrebungen, den Arbeitsaufwand weiterhin zu senken, sind das Ziel vieler Betriebsleiter. Das stellt eine Herausforderung dar, da sich einige Stockarbeiten wie Rebschnitt nur mit hohem Aufwand noch weiter mecha­nisieren lassen oder eine modifizierte Erziehungs­form wie Kordon erfordern. Neue Lösungen sind gefragt. So findet in vielen Betrieben ein Umdenken statt.

Umkehrerziehung vermindert Laubarbeit

Die Umkehrerziehung stellt ein System mit stark verminderter Laubarbeit dar. Die Sommertriebe werden nicht aufgeheftet, sondern lediglich eingekürzt, was aber relativ spät und erst beim Hängen der Triebe erfolgen sollte. Mit der Entwicklung der Trauben hängen sich die Triebe mehr oder weniger abwärts, daher die Bezeichnung „Umkehr“. Um ausreichende Trieblängen und genügend Bodenabstand zu erzielen, sollte der Stamm auf mindestens 1,30 m gezogen werden. Beim Rebschnitt und der Lese als ergonomisch günstig haben sich Anlagenhöhen von 1,40 m erwiesen. Auf dieser Höhe ist auch der einzige Draht angeordnet, auf den ein Kordonarm mit kurzen Streckern oder ein Flachbogen angeschnitten wird.

Teilweise werden zur besseren Stabili­sierung noch ein oder zwei Stützdrähte 20 cm höher eingezogen. Besonders in windoffenen Lagen schützen diese Stützdrähte vor Windbruch und einseiti­ger Laubwand. Diese oberen Stützdrähte führen zu einer offeneren Laubwandstruktur und ermöglichen eine bessere Durchlüftung und Abtrocknung. Eine höhere Erziehung als 1,50 m ist ergonomisch ungünstig und erfor­dert durch die hohe Traubenzone auch eine Anpassung des Vollernterschlagwerks. Grundsätzlich ist aber eine Voll­ernterlese bei Umkehrerziehung möglich und sinnvoll, lediglich im Steilhang oder bei Querterrassen muss weiterhin von einer Handlese ausgegangen werden. Als Fruchtholz angeschnitten werden können Ruten, Strecker oder Zapfen bei der Umkehrerziehung.

Bei Dauerkordon gibt es keine Biegearbeiten

Bei Dauerkordon auf den Draht mit Zapfen- und Streckerschnitt als Fruchtholz entfallen die Biegearbeiten gänzlich. Wird jährlich ein Halb-/Flachbogen auf den Draht aufgelegt - dieses System wird mitunter auch als Ein-Draht-Erziehung bezeichnet - muss dieser an den Draht befestigt werden. Im Gegensatz zur üblichen Kordonerziehung im Spalier sollten bei Umkehrkordonschnitt die anzuschneidenden Zapfen oder Strecker seitlich liegen oder schon leicht nach unten abstehen. Die gesamte Laubarbeit beschränkt sich auf das Gipfeln oder Entspitzen der nach unten wachsenden Triebe.

Der Zeilenabstand sollte bei der Umkehrerziehung bei 3 m liegen, um bei Durchfahrten keine Triebe und Trauben abzu­reißen und für eine gute Belich­tung und Durchlüftung der Anlage zu sorgen. Der Stockabstand sollte ebenfalls etwas weiter als in Spaliersystemen liegen. Als Nachteil muss unbedingt beachtet werden, dass der Rebschnitt nicht durch Vorschneider mecha­nisiert werden kann. Jedoch entfällt das Ausheben des Rebholzes aus dem nur rudimentär vorhandenen Drahtrahmen weitgehend, sodass bei fachgerechter Schnittführung der Arbeitsaufwand für den Schnitt erheblich geringer als bei Normalerziehungen ist.

Die Sorteneignung für Umkehrsysteme ist beschränkt, bewährt haben sich frühreife weiße Sorten wie Müller-Thurgau und Silvaner, aber auch Riesling, Burgundersorten und Regent für die Basisproduktion sind geeignet. Sorten mit erhöhter Windbruchgefährdung und hohen Traubengewichten wie Dornfelder, Lemberger oder Portugieser sind problematisch. Hängig wachsende Sorten wie Solaris oder Schwarzriesling haben von Natur aus Vorzüge bei Umkehrerziehung, sehr aufrecht wachsende Sorten wie Acolon brechen leicht aus, sobald die Traubengewichte die Triebe nach unten ziehen.

Die Sorteneignung für Umkehrsysteme ist beschränkt

Maßnahmen, die die Kompaktheit der Traube mindern, sollten angewendet werden zur Fäulnis­vermeidung. Gravierend nachteilig ist die Laubglockenbildung, die besonders durch Wasser­­triebbildung oder zu starkem Anschnitt (Überlappung der Ruten) noch gefördert wird. Da die Trauben weitgehend im Laubdach wachsen, ist die Abtrocknung verschlechtert. Auch die Ausreife leidet dadurch, sodass mit einem Reifeverzug gerechnet werden muss, der meist durch verstärkten Bo­trytisbefall nicht mit längeren Hängzei­ten ausgeglichen werden kann.

Als Regu­lierungsinstrument fungiert die Begrünung und Stickstoffdüngung. Ein latenter Stickstoffmangel mindert die Stockerträge und sorgt für bessere Ausfärbung und weniger Botrytis der Trauben. Besonders Rotweinsorten können etwas schwachwüchsiger gehalten werden. Die Umkehrerziehung eignet sich auch für Steillagen, die in Fallrichtung bewirtschaftet werden oder für Querterrassierung, wobei hier mit der schwierigeren Handlese kalkuliert werden muss. Durch höhere Stämme ist die Umkehrerziehung auch für Frostlagen eine Alternative, niederschlagsreiche Standorte (+ 700 mm Jahresniederschläge) und Lagen mit geringer Sonneneinstrahlung (Nord/-Osthänge) kommen für diese extensive Erziehung nicht in Frage.

2m/4m-Neuanlagen sparen 1/3 Pflanzgut- und Drahtrahmenerstellungskosten.

Foto: Gerd Götz


2m/4m-Anlagen eignen sich gut bei konventionellem Schmalspureinsatz.

Foto: Gerd Götz


V-Strecker bei Grauburgunder – die Trauben hängen hier dicht aufeinander.

Foto: Gerd Götz


Umkehrerziehung auf Kordon und Strecker.

Foto: Gerd Götz

Umkehrerziehung auf Doppelstock vor dem Schnitt.

Foto: Gerd Götz


Eine Weitraumanlage mit extensivem Kordonschnitt.

Foto: Gerd Götz

 

In den letzten Jahren ist es stiller um die Umkehrerziehung geworden, da die arbeitswirtschaftlichen Vorteile mögliche qualitative Nachteile besonders in nassen Sommern und Herbsten für Qualitätsbetriebe kaum aufwiegen können. Der Betriebsleiter braucht das nötige Wissen, Erfahrung und Fingerspitzengefühl, um mit dem System erfolgreich zu sein. Umstellungswillige Betriebe sollten langfristig mit größeren Flächen einsteigen, um die arbeitswirtschaftlichen Vorteile voll nutzen zu können. Zuvor sollten aber umfassende Informationen besonders zur Sorten- und Standorteignung eingeholt werden. Für schwierig zu bewirtschaftende Lagen (Seilzug) kann die Umkehrerziehung einen gravierenden Kostenvorteil darstellen und solche Weinberge in der Rentabilität halten.

Bei extensivem Bogenkordon entfallen die Heftarbeiten

Der Bogenkordon wird dabei in Pendelbogenform auf eine Stammhöhe von 1,20 m und einem Biegedrahtabstand von 30 bis 40 cm erzogen. Darüber liegen lediglich noch ein bis zwei Rankdrähte im oberen Drahtrahmenbereich. Durch frühes maschinelles Entspitzen auf Trieblängen von etwa 60 cm entfallen die Heftarbeiten gänzlich und die Triebe stehen frei in die Gasse oder senkrecht nach oben, wobei sie an den Rankdrähten Halt finden, vergleichbar mit einem horizontal verlegten Vertiko­arm. Nach dem Kappen bleiben die Triebe relativ stabil stehen und können beim zweiten Stück höher geschnitten werden. Damit werden die Vorteile der Vertikoerziehung (keine Heftarbeiten) mit den Vorteilen der Kordonerziehung (eher senkrechter Trieborientierung, günstige Traubenzone, Möglichkeit des mechanischen Vorschnittes, geringe Apikaldominanz und damit weniger Verkahlungen) kombiniert.

Vollernterlese ist durch das stabile Drahtgerüst problemlos möglich und die Belichtung durch die umseitige Triebentwicklung recht günstig. Die Reihen- und Stockabstände sollten bei 2,30 m x 1,50 m liegen, was dem Triebwuchs entgegen kommt und die Investi­tionskosten verringert. Im Vergleich zu Minimalschnitt baut sich auf Dauer kein Totholz auf und lange Standzeiten von 30 Jahren sind realistisch. Für Basis­qualität ist das System bei stark verrin­ger­tem Arbeitsaufwand durchaus eine Alternative, jedoch nur für Sorten mit guter Eignung auf Zapfenschnitt und schwächerem Ertragsniveau.

Bei nachträglicher Umstellung von Halbbogenanlagen auf das System, kann der Bogen einfach eine Etage höher über den ersten Haftdraht gelegt werden und wird dann als Kordon angeschnitten. Überflüssige (doppelte) Heftdrähte sind zu entfernen. Versuche bei Riesling zeigten bei verringerten Erträgen etwa gleiche Mostgewichte wie die Halbbogenerziehung.

V-Strecker-Schnitt – zwei Strecker V-förmig am Biegedraht fixiert

Beim V-Streckerschnitt werden nach tiefem mechanischen Vorschnitt lediglich zwei Strecker mit vier bis sechs Augen V-förmig an den Biegedraht fixiert. Der nachfolgende manuelle Rebschnitt ist dabei sehr erleichtert. Mit Hilfe von Bindezangen lassen sich die Strecker rasch an den Draht anklipsen und beim Rebschnitt wieder lösen. Der Aufwand für Rebschnitt und Biegen verringert sich um 50 Prozent, die Nachteile des Kordonschnittes (nur basale Augen als Anschnittholz, Geweihbildung) sind dabei nicht gegeben.

Der verringerte Anschnitt fördert zudem die Traubenqualität durch bessere Zuckereinlagerung, wobei die Fäulnisgefahr sich durch schlechtere Belichtung und erhöhte Wuchskraft verstärken kann. Es entstehen keine Schnabeltrie­be und die Heftarbeiten sind erleichtert. Besonders für hagelgeschädigte Anlagen ist von Vorteil, dass die Ruten nicht gebogen, sondern ledig­lich an den Draht fixiert werden müssen, was die Bruchgefahr deutlich verrin­gert. Die Stämme sollten jedoch etwas niedriger sein, sodass die Verzweigung nicht zu hoch ansetzt. Das Ausbrechen muss insbesondere bei stark treibenden Sorten wie Schwarzriesling, Regent, Burgunder, Morio-Muskat und Silvaner im Stockinneren erfolgen, wobei büschelförmig ein Teil der Triebe entfernt werden können. Auch für Dornfel­der ist das System bei schwachem Wuchs gut geeignet. Der Stockabstand sollte nicht mehr als ein Meter betragen, um größere Lücken zwischen den Stöcken zu vermeiden. Im Vergleich zu Wechselkordon erfolgt der Einsatz des Vorschneiders jedes Jahr. Fehler im Stockaufbau sind geringer als bei Dauer­kordon, da die Austriebsbereitschaft am Kopfbereich meist gegeben ist. Generell sollten schwächere Anlagen dazu verwendet werden, um die Triebkraft durch kurzen Anschnitt nicht übermäßig zu erhöhen. Wenn es um Kosteneinsparungen in der Außenwirtschaft geht, sollten die Kosten der Neuanlagenerstellung in den Focus genommen werden. Bei einem Reihenabstand von 2 m und einem Stockabstand von 0,80 m liegen die Materialkosten bei 22 849 Euro/ha. Erhöht man den Stockabstand auf 1,20 m, so sinken die Kosten auf 18 510 Euro. Bei einer Verbreiterung der Reihenbreite auf 4,0 m und einem Stockabstand von 1,20 m liegen die Kosten sogar nur bei 9 719 Euro/ha. Durch die Verbreiterung der Reihenabstände sinken weitere Kostenpositionen deutlich.

Weitraumanlagen – ein alter Hut?

Sogenannte Extensiverziehungen, auch englisch als „low-input-systeme“ bezeichnet, wurden schon zu Beginn der Mechanisierung im Weinbau propagiert, um Kosten einzusparen. Um die Flächenproduktivität bei deutlich geringeren Stockzahlen je Hektar zu gewährleisten, wurden mehr oder weni­ger ausladende Erziehungssysteme entwickelt, die eine höhere Einzelstockbelastung zuließen. Bedenkt man, dass die Normalanlagen früher auf Gassenbreiten von 1,50 bis 1,70 m angelegt wurden und lange die 1,80 m als Standardweite angesehen wurde, dann waren 2,50 m bis 3 m für Weinberge damals sehr gewöhnungsbedürftig.

Durch stärker wachsende Amerikaner­unterlagen und gesicherte Nährstoffver­sorgung - aus heutiger Sicht überzoge­ne Düngergaben - wurden diese damals „modernen“ Weitraumanlagen in guter Produktivität gehalten. Die Sommerarbeiten und vor allem die Bodenpflege konnte stark rationalisiert werden. Jedoch war die Handlese zeitaufwändiger und vor allem der Formerhaltungsschnitt schwieriger, da diese Systeme leicht zu Verkahlungen neigen. Praxisreife haben die Silvoz-Erziehung und die Pendelbogenerziehung mit zwei oder mehr Bogreben erlangt.

Auch in Österreich und der ehemali­gen Tschechoslowakei sowie weiteren Ostblockstaaten wurde der arbeitssparen­de Weitraumweinbau populär. In weiten Teilen Österreichs haben die, nach dem weitsichtigen Weinbaupionier Mo­ser benannten, Lenz-Moser-Anlagen noch heute Bestand. Nachdem sich Standardanlagen durch die Schmalspur­mechanisierung in Weinbauspezialbetrieben immer mehr auf Gassenbreiten von 2,00 bis 2,30 m einpendelten und Qualitätsgedanken bei der Traubenproduktion eine zunehmend wichtigere Rolle spielten, wurde die klassische Weitraumerziehung mehr und mehr zurückgedrängt. Vor allem der Voll­ern­ter gab allen Systemen mit starren Quer­auslegern den Todesstoß.

Weitraumanlagen aus heutiger Sicht

Spricht man heute von Weitraumanlagen, so geht man üblicherweise von Normalerziehungssystemen mit schlanken Laubwänden auf Halbbogen aus, die sich lediglich hinsichtlich weiterer Zeilenabständen unterschieden. Der Anschnitt pro Stock sollte nicht wesentlich erhöht werden, um die Einzelstock­belastung nicht übermäßig zu erhöhen und vor allem, um Laubverdichtungen zu vermeiden. Mit der Einführung der Hektarhöchstertragsregelung ist die Produktion von nicht vermarktungsfähigen Übermengen ad acta gelegt. Auswertungen haben gezeigt, dass Ertragsunterschiede zwischen 1,80 m und 2,30 m Gassenbreite kaum zu Buche schlagen, da die bessere Belichtung und höhere Wuchskraft bei Weitraumanlagen ausgleichend wirkt. Erst ab über 3 m gehen die Flächenerträge deutlich zurück. Auf sehr schmalen Grundstücken ist es häufig unvermeidbar, eine breitere Zeilung zu wählen als die betriebliche Normzeilung. Also im Zweifelsfalle immer eine Zeile weglassen und die Gassen verbreitern. Falls die sich ergebende Breite für die Mechanisierung ungeeignet ist, weil die Breite der Bearbeitungsgeräte zu gering wäre, können gegebenenfalls die Ränder zum Nachbar hin verbreitert oder nur eine Gasse innerhalb des Grundstücks breiter angelegt werden. So braucht nur eine Gasse doppelt befahren zu werden, die anderen werden in der Normbreite erstellt. Einzelne Arbeitsgeräte, die wegen zu enger Arbeitsbreite Doppeldurch­fahrten verursachen, sollten durch breitere Geräte bald ersetzt werden.

Gerade bei Rodung jeder zweiten Zeile in älteren Weinbergen werden Gassenbreiten zwischen 3,00 und 3,80 m geschaffen, die bei Maschinenarbei­ten mit herkömmlichen Weinbergsschleppern eher abträglich sind. Weitere Stockabstände, im Bereich von 1,50 m statt den herkömmlichen 1,10 bis 1,30 m, bei gleichem Anschnitt stellen ebenfalls eine Einsparung von Stock­arbeiten dar. Gerne wird hier aus Gewohnheit zu stark angeschnitten, was zu Stocküberlastungen führt. Bei Fehl­stel­len entstehen rasch große Lücken. Beim Pflanzenschutz ist bis zur Ausbildung der vollen Laubwand mit höhe­rer Abdrift zu rechnen. Die Schlepperdurchfahrten können allein durch wei­tere Stockabstände nicht verringert werden. Werden bei Pflanzweiten über 1,50 m zwei Bogreben angeschnitten, so sollte eine stärker wachsende Unterlage wie 5 BB oder 125 AA verwendet werden. Weitere stark wachsende Unterlagen wie Richter 110 sind in Prüfung. Chlorosefestigkeit ist auf Kalkböden wichtig, hier ist 5BB ungeeignet.

Wechselreihensystem (2 m/4 m-System) als Alternative?

Gerade bei reich tragenden Sorten gehen einige größere Betriebe dazu über, schon bei der Pflanzung jede dritte Zeile auszulassen. Arbeitsaufwand und Materialkosten werden um knapp ein Drittel vermindert, die Flächenerträ­ge nehmen nicht so stark ab. Gerade auf produktiven Standorten mit regelmäßigen Übermengen sind geringere Flächenerträge kaum von Nachteil, auch wenn damit keine spürbare Quali­tätsverbesserung erreicht wird. Der Zeilenabstand solcher Anlagen beträgt somit beispielsweise 2 m und 4 m im Wechsel. In den Normalgassen kann die betriebsübliche Mechanisierung als doppelseitige und Ganzreihenbearbeitung eingesetzt werden. Die weiten Gassen werden lediglich extensiv bearbeitet. Vorteilhaft ist es, das Verhältnis von 1:2 bei den Gassenbreiten umzusetzen, um unter Umständen die fehlenden Reihen nachträglich problemlos ergänzen zu können.

Gemischtbetriebe mit Ackerbau können die weiten Gänge mit Großschlepper und Ackerfräse oder Mulcher befah­ren, aber auch die Doppeldurchfahrt der Breitreihen, die nur zwei bis dreimal im Jahr bearbeitet werden müssen, ist mit relativ geringem Zeitaufwand verbunden. Wichtig ist ein angepasstes Bodenpflegesystem, die Normalgassen werden begrünt, da sie häufig befahren werden müssen. Die Weitraumgassen sollten je nach Böden und Wasserhalte­vermögen ganz offengehalten mit Winterbegrünung, teilbegrünt (vorübergehende Einsaaten, Klee, niedrige Kräu­ter wie Phacelia) oder dauerbegrünt (Gras) werden. Eine Vollbegrünung ist nur bei ausreichenden Niederschlägen und tiefgründigen Böden sinnvoll, da sonst das Ertragsniveau absinkt und die Traubenqualität darunter leiden kann. Dr. Matthias Petgen und Gerd Götz, DLR Rheinpfalz