Wohin geht die Zukunft für die Milcherzeuger?
DBV-Vizepräsident baut auf genossenschaftliche Molkereien
Zur Vortrags- und Diskussionsveranstaltung über die Zukunft der Milcherzeugung in Hessen hat am Dienstag der KreisbauÂernverband Marburg-Kirchhain-Biedenkopf nach Damshausen geladen. Dort sprach der VizepräÂsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Udo Folgart, vor rund 30 LandÂwirten über die Entwicklung auf den Milchmarkt, die Stellung der heimischen Betriebe und wie diese ihre Position im scharfen Wettbewerb besser behaupten können.
Preis-Unterbietungswettkampf ruiniert Betriebe und Molkereien
Folgart sprach sich dafür aus, schon jetzt den Blick auf die Zeit nach 2015 zu richten. Denn: „Die EU-Agrarminister haben den Ausstieg beschlossen und ebenso 14 unserer 16 Bundesländer“, stellte er fest. „Ich sehe jedenfalls keine politische Kraft, die dieses Rad zurückdrehen möchÂte“, fügte er hinzu. Bislang reguliere zwar die EU den MilchÂmarkt noch, aber bereits deutlich schwächer als vor Jahren. Langfristig werde sie sich aber ganz aus dem Marktgeschehen zurückziehen. Die Verantwortung für Märkte und Preise würde dann voll und ganz auf die Molkereien und die Milcherzeuger übergehen. Daher würden neue Konzepte für eine wettbewerbsfähige Weiterentwicklung benötigt, so Folgart. Er forderte die Molkereien zu stärkerer Zusammenarbeit und Bündelung ihres Angebots von MilchÂÂprodukten an den Handel auf. Recht gab er den Milchbauern in Damshausen darin, dass die Molkereien in ihrem gegenseitigen Unterbietungswettkampf den Preisverfall der Milch nicht gestoppt hätten. Genau deswegen plädierte Folgart für einen genosÂsenschaftlichen Zusammenschluss der Molkereien. Viele kleine Molkereibetriebe müssten sich gegenseitig unterbieten, um Aufträge zu bekommen – ZusamÂmenschlüsse hingegen könnten die Preispolitik eher im Sinne der Milcherzeuger beeinflussen. Der BauernverÂband fordere von der Politik dringend, dass die notwendigen Beschlüsse gefasst würden, die zu einer Trendwende führen könnÂten. Erste Aussichten auf eine Verbesserung des Milchpreises zeichneten sich zwar ab. Umso wichtiger sei jetzt die UnÂterÂstützung dieser Entwicklung durch richtige politiÂsche Weichenstellungen. ÃœbereinstimÂmend zeigte sich Folgart auch darin, dass die Förderung landwirtschaftlicher Betriebe durch die Politik auch künftig fortgesetzt werden müsse. Nicht nur, weil Prognosen daÂvon ausgingen, dass sich aufgrund des weltÂweiten Bevölkerungswachstums in den kommenden 20 JahÂren die AgrarÂproduktion verdopÂpeln müsste, sondern auch LandÂÂÂwirte einen wichtigen Beitrag leisteten, die ländlichen Räume intakt zu erhalten. Mit dem SonÂderÂprogramm Milch helfe der Staat den Milcherzeugern in ihrer existenzbedrohenÂden LaÂge. Es müsse nun alles getan werden, dass dieses Geld zeitnah bei den Betrieben ankomme.
Wirtschaftliche Bedeutung der Landwirte muss Politik erkennen
„Jeder landwirtschaftliche Betrieb bedeutet auch Arbeitsplätze im ländlichen Raum“, so der DBV-Vizepräsident – entweÂder auf dem Hof selbst oder in der weiterverarbeitenden IndusÂtrie. Darüber hinaus sprach sich Folgart klar für die Nutzung von Bioenergie aus. Dies solle als ein weiteres Einkommensstandbein für die Betriebe gesehen werden. Gerade für Bauern, die sich in ihrer Existenz bedroht fühlten, könne der Verkauf von Bioenergie für mehr Stabilität sorgen. Hauptaufgabe der Landwirte ist und bleibe weiter die Erzeugung hochwertiger Lebensmittel. Valentin