Optimismus trotz Finanzkrise

Die 14. Europäische Spargel- und Erdbeerbörse war ein voller Erfolg

Die 14. Europäische Spargel- und Erdbeerbörse fand am 20. und 21. November in Karlsruhe statt. 260 Aussteller aus zwölf Nationen präsentierten sich auf 12 500 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Rund 4 700 Fachbesucher nahmen die Gelegenheit wahr, sich über modernste Entwicklungen zu informieren. Die Ausstellung wurde durch zwei Fachforen begleitet, in denen neueste Erkenntnisse aus Wissenschaft und Produktionstechnik vorgestellt wurden.

Hier eine lasergestützte Spargel-Sortiertechnik.

Foto: Dr. Willi Billau

Die Arbeitserledigungskosten sind in den letzten drei Jahren durch stufenweise Anhebung der Tariflöhne und Verschärfung der Sozialversicherungspflicht um über 30 Prozent gestiegen. Mit modernen Zeiterfassungssystemen, zunehmender Automatisierung der Ernte (Spargelvollernter Kirpy) und auch der Sortierung und Aufbereitung wird versucht, diesem Trend gegenzusteuern. So wurden vollautomatische Spargelsortiermaschinen mit lasergestützter Sensortechnik angeboten.

Kostensenkung und Effizienzsteigerung haben weiterhin oberste Priorität

Andererseits ist die Preisfindung für das erzeugte Produkt seit eh und je von der Witterung abhängig und somit nach wie vor extremen Schwankungen ausgesetzt. Deshalb wird Ernteentzerrung durch Kombination von Verfrühungs- und Verspätungstechniken konsequent verfolgt, um erstens die Saison zu verlängern und zweitens die Erntespitzen zu minimieren. Durch Einsatz von Minitunneln, Foliensystemen und Stroh, in Kombination mit neuen Früh- und Spätsorten, können die Anbauer aktiv ihren Produktionsverlauf gestalten. Vertreten waren fast alle europäi­schen Züchter, Saatgutproduzenten und Jungpflanzenanzuchtbetriebe. Neue Erdbeerfrühsorten sind „Diana“ und „Daroyal“, die späteste (übrigens eine deutsche!) Erdbeersorte heißt „Malwina“, beim Spargel sind die frühen Sorten „Cumulus“ und „Ramires“ im Fokus des Interesses.

Spargel und Erdbeeren ermöglichen hohe Wertschöpfung

Mit 18 500 ha Spargel und 13 000 ha Erdbeeren haben sich die Produktionsflächen auf einem seit drei Jahren stabi­len, hohen Niveau eingependelt mit Selbstversorgungsgraden von 81 Prozent beim Spargel und 67 Prozent bei Erdbeere. 2009 wurden somit 98 000 t Spargel und 150 000 t Erdbeeren produ­ziert.

Importe sind weiter rückläufig. Hier wurde die Wertschöpfung in den vergangenen Jahren enorm gesteigert; daran muss die Politik immer wieder erinnert werden, will man den nach wie vor hohen Flächenverbrauch für Siedlungs-, Verkehrs- und Ausgleichsflächen effektiv bekämpfen.

Durch die stetige Verbesserung der Produktionstechnik und des geneti­schen Leistungspotenzials der neuen Sorten sind die Flächenerträge tendenziell weiter steigend. Sie lagen 2009 beim Spargel bei rekordverdächtigen 54 dt/ha und bei der Erdbeere bei 118 dt/ha (Bundesschnitt). Damit bleibt trotz aller „Ernteentzerrungstechni­ken“ ein potenziell hohes Risiko für witterungsbedingte Erntespitzen, die für kostendeckende Preise nicht zu vermarkten sind.


Der Spargelvollernter Kirpy ermöglicht eine zunehmende Automatisierung der Ernte.

Foto: Dr. Willi Billau


Mehrzweck-Geräteträger für eine Produktion auf höchstem Niveau.

Foto: Dr. Willi Billau

Wendige, selbstfahrende Pflanzenschutzspritze mit luftgestützter Applikationstechnik.

Foto: Dr. Willi Billau


2009 wurde die Spargel- und Erdbeer­branche trotz früh und massiv einsetzender Ernte im Gegensatz zum gesamten Gemüse- und Agrarsektor vor dieser Situation weitgehend verschont. Ein mehr oder weniger gleichbleibend mäßiger Temperaturverlauf verhinderte eine schmerzhafte Tiefstpreisphase, wie schon des Öfteren erlebt.

Es ist erstaunlich, welch hohe Wertschätzung die Erdbeere und der Spargel aus deutscher Herkunft genießt. Eine weitere Steigerung des Verbrauchs an Spargel und Erdbeeren ist nur mit einem hohen Qualitätsniveau möglich und das nicht nur im Direktabsatz. Eine Produktion ohne qualitätserhaltende Kühl- und Lagertechnik vom Acker bis zur Kundentheke ist heute nicht mehr denkbar. Hier waren viele Detailverbesserungen zu finden. Ebenso wird konsequent Schäl- Verpackungs- und Konservierungstechnik weiterentwickelt. Der Verbrauchertrend zu immer mehr Convenience ist ungebrochen. Dementsprechend versuchen viele Anbauer die Wertschöpfung zu erhöhen, indem sie Saisongastronomie mit Spargelgerichten betreiben.

Umwelt- und Verbraucherschutz auf höchstem Niveau

Pflanzenschutz- und vor allem Applikationstechnik wird konsequent weiterentwickelt. Seit mehreren Jahren haben QS-EUREPGAP zertifizierte Betriebe durch konsequente Rückstandsanalysen Erfahrungen gesammelt in punkto Rückstandsrelevanz der eingesetzten Wirkstoffe. Durch die Selbstverpflichtung des Handels auf 30 Prozent der gesetzlichen Rückstandshöchstmengen und/oder maximal vier auffindbarer Wirkstoffe stellt den modernen Anbau vor echte Herausforderungen. Der Verzicht auf „auffindbare“ Wirkstoffe schränkt die verfügbare Mittelpalette ein und konterkariert jedes vernünftige Resistenzmanagement. Nach neuesten Meldungen könnten im nächs­ten Jahr weitere sieben Prozent der Pflanzenschutzwirkstoffe wegfallen. Deshalb muss die Wirksamkeit bereitstehender Mittel durch angepasste Applikationstechnik weiter optimiert werden.

Schlepper sowie selbstfahrende Pflanzenschutzspritzen mit GPs, integrierten Lenksystemen und automatischer Dokumentation waren ebenso zu finden, wie wassersparende Bewässerungstechnik und weiterentwickelte Bodenbearbeitungsgeräte. Ebenso vertreten waren Hersteller von Pflanzenschutz-, Düngemitteln und organi­schen Substraten mit intensiven Beratungsangeboten. Trotz drohender Einschränkungen durch die Wasserrahmenrichtli­nie muss und wird auch eine Produktion auf höchstem Niveau weiterhin möglich sein. Gut besucht war auch der gemeinsame Stand von Offizialberatung, BDSE und dem Organisator der Messe, dem VSSE (Verband süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer). Der interessierte Anbauer konnte sich objektiv über Sortenprüfungen, Pflanzenschutzversuche und sonstige Anbaufragen informieren.

Vorsprung durch Information

Alter Tradition folgend, allerdings als neue Firma neu aufgestellt warb die „AMI“ (AgrarMarktInformations GmbH), ehemals ZMP, für ihr Dienstleistungsangebot, nämlich der Markt- und Preisberichterstattung. Diese war immer ein fester Bestandteil der Erdbeer- und Spargelvermarktung. Nur wer die Preise kennt, kann effektiv vermarkten. Alles in allem war und ist auch in Zukunft die Spargel und Erdbeerbörse eine unverzichtbare, international bekannte Leitmesse sowohl für den Aussteller, als auch für den Anbauer und Vermarkter.

Durch den Messetermin im November ist es möglich, alle benötigten Produktionsmittel, Jungpflanzen und Ma­schi­nen frühzeitig zu bestellen und gut gerüstet für die Herausforderungen der kommenden Saison zu sein. Die 15. Spargel- und Erdbeerbörse findet in der Messe Karlsruhe am 19. und 20. November 2010 statt. Dr. Willi Billau