Milchmarkt zwischen Markt- und Planwirtschaft
Vortragsveranstaltung des VDL-Berufsverbandes in Baunatal
Auf der Tagung des VDL-Berufsverbandes Hessen zur LandwirtschaftÂlichen Woche in Baunatal sprach Dr. Burkhard Otto, Bereichsleiter Milchwirtschaft des Genossenschaftsverbandes Frankfurt mit Dienstsitz in RendsÂburg, über „Milchmarkt am Scheideweg – Marktwirtschaft oder Planwirtschaft.
Entscheidend für den Auszahlungspreis der Molkereien sei letztlich der Geschäftserfolg der Unternehmen, die in einem Markt ohne Quotenregelung und staatliche Stützungsmaßnahmen stärker gefordert werden. Bei den genossenschaftlichen Molkereien können die Mitglieder satzungsgemäß hierauf Einfluss nehmen. Unter den Bedingungen volatiler Märkte könnten auch die Liefer- und VerÂtragsbeziehungen zwischen Erzeuger und Molkerei einen anderen Stellenwert bekommen. Hier sieht Otto für die Erzeuger besondere Vorteile, wenn sie Mitglieder einer genossenschaftlichen Molkerei sind. So hat eine Expertengruppe des DRV festgestellt, dass das bisherige Geschäftsmodell der Genossenschaften auf Basis ihrer Satzungen zahlreiche Möglichkeiten zur Weiterentwicklung und zukunftsfähigen Ausrichtung bietet. Kernpunkte können dabei sein, dass wie bisher die Genossenschaft alle Milchmengen ihrer Mitglieder aufnehmen und im Umkehrschluss die Mitglieder und Erzeuger alle Mengen der Genossenschaft andienen müssen. Die Genossenschaft kann kein Mitglied entlassen, sofern nicht deutliche Satzungsverstöße vorliegen. Umgekehrt kann ein Mitglied seine Mitgliedschaft jederzeit aufkündigen.
Die ProÂduktionsmenge bestimmt das Mitglied selbst und ist keinen Einschränkungen unterworfen. Um für die Mitglieder einen garantierten Marktzugang sicher zu stellen, fordert Otto leistungsfähigere Unternehmen mit wettbewerbsfähigen Verarbeitungs- und Vermarktungskapazitäten. Diese werden künftig eine engere Kapitalbeziehung zwischen Unternehmen und Genossenschaftsmitglied erfordern. IdeÂaÂlerweise würde dazu beiÂtragen, wenn sich Einzelunternehmen durch Fusionen zu wirtÂschaftliÂcheren GroßeinheiÂten entwickeln könnten. Diese EntÂscheiÂdungen bleiben allerdings den Mitgliedern vorÂÂbehalÂten. In diesem Zusammenhang werden verschiedeÂne Alternativen diskutiert. WahrÂscheinlich wird die Kapitalbeteiligung an das LiefervoÂlumen gekoppelt. Bei Ãœberproduktion wäre auch eine Preisdifferenzierung nach Liefermenge (A/B-Milch) denkbar.
Dr. Otto stellte fest, dass es bei den ÃœberleÂgunÂgen keine PatentÂlösunÂgen gibt und mögliche Ansätze von den UnÂterÂnehmen und seinen MitglieÂdern zu bewerten, zu entscheiden und eigenverantwortlich umzusetzen sind. Dr. Otto stellte zu Beginn seiner Ausführungen die Struktur und Leistungen des Genossenschaftsverbandes Frankfurt vor, der im Jahr 2008 mit dem Genossenschaftsverband Norddeutschland fusioniert hat und im Reigen der sieben deutschen GenosÂsenÂschaftsÂÂverbände sowohl flächenmäßig als auch bei der MitgliederÂzahl und den Umsatzergebnissen als größter Genossenschaftsverband gilt. Neben 356 KreditgenosÂsenschaften gehören rund 1 500 WaÂren- und Dienstleistungsgenossenschaften mit einem Umsatz von circa 21,4 Mrd. Euro zum GeÂnossenschaftsverband. 2008 zählten hierzu 67 genossenÂschaftliche Molkereiunternehmen mit 7,775 Mrd. kg Milch (circa 28 Prozent des deutschen Milchaufkommens) von rund 15 000 Lieferanten. 2 790 kommen aus Hessen und RheinÂland-Pfalz und liefern durchÂschnittlich 380 000 kg Milch pro Jahr. Dr. Hildebrandt, LLH